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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einem schiefen Lächeln, das ihr Gesicht beinahe hübsch aussehen ließ, und Navin spürte, wie seine eigenen Mundwinkel ebenfalls zuckten.
*
    Cassie hatte Schwierigkeiten, dem Mann - Navin - auf die Füße zu helfen. Immer wieder gaben seine Beine nach und als er schließlich stand, musste er sich schwer auf sie stützen. Er atmete keuchend und Cassie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzustöhnen. Schwer atmend machte sie sich daran, Navin durch den immer noch anhaltenden Regen zur Scheune zu bringen.
    Eigentlich hatte sie den Kleinen ja etwas ganz anderes mitbringen wollen, als noch ein Maul, das sie stopfen mussten. Aber immerhin hatte sie die Umhängetasche; vollgepackt mit aufgeweichten Schokoriegeln, die sie am Flussufer gefunden hatte. Gesundes Essen war etwas anderes, aber immerhin war es Fett und Zucker und würde den gröbsten Hunger stillen. Sie konnte immer noch losziehen und neues Essen besorgen - wenn sie Navin in Sicherheit gebracht, und sich selbst ein wenig ausgeruht hatte.
    Schon ein ganzes Stück vom Schuppen entfernt konnte sie die aufgeregten Stimmen hören. Cassie seufzte. Wie oft hatte sie den Kleinen beizubringen versucht, nicht so laut zu sein! Jeder konnte sie hören. Selbst Navin, der in den letzten fünf Minuten in einen tranceähnlichen Zustand verfallen war, sah nun auf.
    »Kinder«, murmelte er und machte dabei ein so glückliches Gesicht, dass Cassie ein wenig verwundert war. Sie hätte ihn nicht für einen besonderen Kinderfreund gehalten. Aber wer war heute schon das, wonach er aussah?
    »Max, die Tür!«, rief sie und trat mit dem Fuß gegen das wackelige Konstrukt, sodass es beinahe aus den Angeln brach. Sofort hörte das Geplapper von drinnen auf. Allein der Regen rauschte noch eintönig. Dann - vorsichtig - wurde die Tür ein Stück aufgeschoben und Max steckte seinen Kopf durch den Spalt. Er sah Cassie und ein Lächeln begann sich auf seinem Gesicht auszubreiten. Doch dann fiel sein Blick auf Navin und sofort wich er einen Schritt zurück.
    »Mann ...«, wisperte er erschrocken und riss die Augen auf. »Ein Mann. Ein Erwachsener.«
    Wieder wurden die Stimmen der Kleinen laut, aber dieses Mal klangen sie ängstlich und verwirrt. Max hatte sie angesteckt.
    »Er tut euch nichts. Er ist kein Soldat«, rief Cassie so laut, dass es auch das letzte Kind im Schuppen verstehen musste. »Lasst uns rein, ihm geht es nicht gut.«
    Nichts. Max war von der Tür verschwunden. Cassie versuchte, sie mit der Stiefelspitze noch ein Stück weiter aufzuschieben, doch offensichtlich stand drinnen noch die Kiste vor der Tür, so wie Cassie es den Kindern geraten hatte. Sie bewegte sich kein Stück.
    »Deine Freunde haben Angst vor mir«, flüsterte Navin.
    »Sie haben vor allen Erwachsenen Angst«, erwiderte Cassie. »Rona! Mach die Tür auf. Ich bin es nur!«
    »Du bist auch erwachsen«, flüsterte Navin. Er war inzwischen so sehr in sich zusammengesackt, dass sich sein Mund direkt neben ihrem Ohr befand. Cassie konnte seinen Atem spüren und schauderte.
    »Nicht erwachsen genug«, antwortete sie. »Rona, zum Teufel!«
    Etwas wurde drinnen über den Boden geschleift und gleich darauf schwang die Tür ein Stück weiter auf. Rona - mit elf Jahren die Zweitälteste - stand darin und blickte zu ihnen auf. Strähniges braunes Haar, ein noch rundliches Kindergesicht, durch eine Narbe auf ihrer Wange entstellt. Seltsam erwachsene, dunkle, wachsame Augen. Rona schien eine gute Anführerin, wenn Cassie einmal ausfallen sollte.
    »Schwöre, dass du uns nichts tust!«, sagte sie zu Navin, ohne Cassie auch nur eines Blickes zu würdigen und ohne den Anflug eines Lächelns.
    »Ich schwöre ... kleine Rona«, flüsterte Navin und versuchte offensichtlich, selbst freundlich zu lächeln. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse und das Mädchen wich vor ihm zurück.
    »Komm schon ...«, knurrte Cassie und schleifte ihn ins Innere der alten Scheune.
    Die Kinder hatten das Feuer in Gang gehalten und die Decken und Schlafsäcke gleichmäßig verteilt. Jemand – vermutlich eher Rona als Max – hatte die Kleinen dazu gebracht, ihre nassen Kleider auszuziehen und über die innenliegenden Stützbalken der Scheune zu hängen. Außerdem hatten sie die Stapel mit nassem Stroh vor den verfallenen Teil der Scheune geschoben, sodass sie wenigstens einen schwachen Schutz vor Wind und Regen von dieser Seite hatten. Es war beinahe gemütlich zu nennen. Cassie erinnerte sich, wie sie früher draußen gecampt hatten,

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