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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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weniger schreckliche Todesarten. Soll er etwa Uriel bitten, ihn mit seinem Flammenschwert zu durchbohren? Himmel, die Flamme! Wie graut ihm doch bei diesem Gedanken. Davon abgesehen, mit demselben Erfolg könnte er eine Marmorstatue um den Gnadenstoß bitten.
    Also probiert Luciano erneut, ob er aufstehen kann. Ja, doch. Mit vieler Mühe schafft er es. Mit vieler Mühe schleppt er sich nach oben, von der bangen Frage gequält, ob er die Öffnung zur Höhle der Oberwelt finden wird und ob sie überhaupt noch offen sein wird. Nun, er findet sie sofort. Sie ist noch offen. Doch nachdem er mit vieler Mühe durchgeschlüpft ist, blickt er sich um, sieht vor lauter Dunkelheit nichts, erinnert sich an seine Stirnlampe, versucht vergeblich, sie einzuschalten, erkennt, dass sie wohl bei einem seiner Stürze den Weg alles Irdischen gegangen ist, versucht vergeblich, die Öffnung wenigstens zu ertasten. Hat sie sich denn unterdessen geschlossen? Offenbar ja. Mit vieler Mühe gelingt es ihm noch, sich im Dunkeln bis zum rettenden Höhleneingang hinauf zu schleppen. Dann wird ihm schwarz vor den Augen, und ihm träumt von Schlangen, von peitschenschwingenden Furien, von riesigen, dreiköpfigen, schaurig heulenden Hunden, deren scharfe Zähne sich in sein Fleisch bohren.
12
    Luciano erwacht und findet sich, wohlverpackt, umringt von allerlei merkwürdigen Apparaten, in einem typischen Krankenhausbett wieder. Neben ihm steht, in einen Schwesternkittel gekleidet, unversehrt und schöner als je zuvor, seine geliebte Donna und verströmt einen lieblichen Duft und lächelt ihn süß an. Vor Überraschung, vor Entzücken bringt er keinen Laut über die Lippen. Er greift nach ihrer Hand, hält mitten in der Bewegung inne, stöhnt vor Schmerz auf. Irgendeine an einem Schlauch befestigte Nadel bohrt sich in sein Fleisch. Donna wendet sich um, eilt aus dem Zimmer, ohne ein Wort gesprochen zu haben. Wenige Augenblicke später geht die Tür wieder auf. Herein kommen mehrere Frauen in Schwestern- oder Ärztetracht, die gar viel Aufhebens von ihm machen. Donna ist nicht unter ihnen. Ungeduldig wehrt er ihre Fragen ab und begehrt zu wissen, wo denn die Schwester sei, die vorhin bei ihm gewesen sei und offenbar sein Aufwachen gemeldet habe.
    Sie blicken ihn verblüfft an, scheinen zu glauben, dass auch sein Verstand durch den Unfall gelitten hat. Welche Schwester? Vorhin sei keine Schwester in diesem Zimmer gewesen.
    O doch. Sie hat mich angelächelt und gemeldet, dass ich aufgewacht bin.
    Der Monitor habe das gemeldet. Und da war keine Schwester zu erkennen.
    Eine Schwester, die wie jene berühmte Sängerin Donna Jackson aussieht, die vor kurzem ...
    Ah, das sei doch seine Gemahlin gewesen? Herzliches Beileid.
    Und man wirft sich gegenseitig vielsagende Blicke zu.
    Gesundgepflegt, aufgepäppelt, liebevoll betreut von Ärzten, Krankenschwestern, Psychologen, darf Luciano endlich das Krankenhaus verlassen. Seine körperlichen Schmerzen sind geheilt. Seine Stimme ist wiederhergestellt. Nur, sein seelischer Schmerz ist alles andere als geheilt, und seine Gedanken gelten alle seiner Donna und ihrer geheimnisvollen Anwesenheit an seinem Krankenbett. Falls dies nicht eine bloße Halluzination war. Oder besitzt Donna eine Doppelgängerin, die zufällig gerade an seinem Bett stand und ihn süß anlächelte, als er aufwachte? Nein, ausgeschlossen. Auf dem Monitor war keine Schwester zu erkennen. Außerdem, so süß lächeln, das kann, das konnte nur seine Donna. Wie soll er, wie kann er ihren Verlust überleben? Nein, er kann es nicht, wird es niemals können. Es drängt ihn, zu ihr in den Hades zurückzukehren, und sei es auch in einer glashellen, fast durchsichtigen Seelenform. Soll doch, wie der Todesengel meinte, die ganze Welt trauern, soviel sie will, weil er verstummt sein wird. Seine Liebe zu Donna wird er sicher nie vergessen, und wenn er noch so viel vom ekligen Wasser des Verhassten Flusses trinken müsste. Und dann wird er ihre Liebe zu ihm wieder wecken, sollte ihr diese jemals abhandengekommen sein; denn das bezweifelt er mittlerweile gar heftig. Wieso hätte sie ihm sonst einen so langen, so traurigen Blick zugeworfen, ehe sie in den Hades zurückkehrte? Nur, welche Todesart soll er wählen? Er kann sich nicht entscheiden. (Oder die Angst vor dem Sterben ist zu groß.)
    Aber dann entscheidet er sich doch. Er entscheidet sich fürs Springen. Im Höllental. Von einer Felswand, nahe jener Höhle, durch die er zuerst so hoffnungsfroh zu Donna

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