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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verkehrten Gebäude stünde? Und war es überhaupt der richtige Tag? Die Stimme am Telefon klang höchst real. Wog sie mich etwa fälschlich in Sicherheit?
    Doch die Frau hinterm Tresen schien sich jetzt sicher: »Zur Cafeteria gehen Sie links rum, den langen Gang bis zum Ende, dann rechts, gleich wieder links und die Treppe hoch. Die Cafeteria ist im vierten Stock.«
    Gut, dass es ein Telefon gab. Ich teilte der Assistentin mit, dass ich praktisch auf dem Weg sei und reichte den Hörer über den Tresen zurück.
    Um ganz sicher zu gehen, wiederholte ich die Wegbeschreibung meines Gegenübers, bedankte mich höflich und bog um die Ecke. Vorbei an leeren Bänken und zahlreichen Türen auf beiden Seiten des Ganges, schritt ich voran, den zugeklappten Schirm in der Hand.
    Es gab nur wenige Menschen, die mir begegneten. Die Türen schienen ins Nirgendwo zu führen. Die Szenerie erinnerte mich an etwas, aber ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, an was. Im angekündigten Treppenhaus befand sich ein Fahrstuhl. Wozu sich vier Stockwerke hoch bemühen, wenn es auch einfacher ging?
    Ich stellte mich neben einen geschäftsmäßig aussehenden Herrn mit schwarzem Anzug, unauffälliger Krawatte und einem ebenfalls schwarzen, stabilen Aktenkoffer in seiner Hand.
    »Wollen Sie auch nach oben?«, fragte ich vorsichtshalber.
    Er bejahte. Gemeinsam warteten wir auf den Lift, der sich jedoch Zeit ließ.
    Dem Mann im Anzug konnte es scheinbar egal sein. Er suchte in leicht gebückter Haltung nach etwas in seinen Papieren, die er aus dem schmalen, schwarzen Lederkoffer zog. Er blätterte solange darin herum (ohne etwas zu finden), bis der Fahrstuhl eintraf. Das kam mir sinnlos vor, als wollte der Mann nur die Wartezeit überbrücken. Ich stand währenddessen stumm neben ihm und warf gelegentlich einen Blick auf die Leuchtziffern über der Tür, deren Aufflackern allerdings ebenfalls keinen Sinn ergab. Jedenfalls war nicht abzulesen, in welcher Richtung der Fahrstuhl fuhr. Es sah nach einem technischen Defekt aus. Sollte ich doch noch die Treppe benutzen? In dem Moment vernahm ich ein gleitendes Geräusch, und die Fahrstuhltür öffnete sich mit einem leisen Kling .
    Der Mann im Anzug drückte den Knopf für die dritte Etage, so dass ich mich genötigt sah, noch den darüber liegenden Knopf zu betätigen. Warum sollte ich den Rest zu Fuß gehen, wenn ich es schon die ersten drei Stockwerke nicht getan hatte?
    Die Logik dieses Gedankens war so augenfällig, dass ich sie nicht einmal wahrnahm. Ich folgte lediglich einem Impuls, so wie ein guter Mittelstürmer seinem Riecher, der ihm im richtigen Moment sagt, wo und wie er seinen Fuß oder was auch immer hinzuhalten hatte. Notfalls benutzte er sogar »die Hand Gottes«.
    Dass ich den Zeigefinger verwendete, machte mich damit noch nicht zum Heiligen. Und wenn, dann allenfalls zu einem der komischen Art. So in etwa fühlte ich mich nämlich, als ich, nach Verlassen des Lifts, die direkt neben dem Fahrstuhlschacht befindliche, gut gefüllte Cafeteria betrat. Ich musste mich schon arg täuschen, wenn irgendeine dieser so gar nicht auf Wichtig machenden Gestalten zur Filmcrew gehörte.
    Mitten im Raum stehend drehte ich mich langsam auf dem Absatz um, demonstrativ in alle Richtungen blickend, um besser wahrgenommen zu werden. Zugleich hielt ich selber scharf Ausschau. Doch ich sah nicht einen einzigen Menschen, der dem Profil eines Fernsehmitarbeiters entsprach. Auch standen keine Gegenstände im angrenzenden Flur, die darauf hätten schließen lassen, dass in diesem Stockwerk Dreharbeiten im Gange waren. Ich begab mich bis ans Ende der Cafeteria, weil ich dort einen weiteren Raum vermutete. Es handelte sich jedoch nur um eine kleine Nische zum Abstellen des benutzten Geschirrs.
    Meine Ratlosigkeit stand mir sicher ins Gesicht geschrieben. Doch niemand sah sich genötigt, darin zu lesen. Jeder hier löffelte, über die zahlreichen Tische und Teller gebeugt, seine eigene Suppe. Was nun?
    Meine äußere Gestalt befand sich in einem schockartigen Zustand, beinah wie gelähmt, während meine Gedanken in rasender Geschwindigkeit die verbliebenen Möglichkeiten durchprüften. Die Zeit drängte allmählich.
    Zunächst einmal galt es diesen Ort der Enttäuschung zu verlassen. Ich begab mich zurück auf den Gang, der zum Fahrstuhl führte und von dem direkt ein weiterer Flur abzweigte. Währenddessen kamen von dort, und aus Richtung Treppenhaus, zusätzliche Besucher in Richtung Cafeteria

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