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Sub Terra

Sub Terra

Titel: Sub Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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eines Neandertalers. Mehrere Charakteristika unterstützten ihre Annahme: die dicken, knochigen Augenbrauen, die sich über die großen Augen wölbten, die breite, platte Nase, mit der er schnüffelte, die vorstehenden Kieferknochen, die ihm eine schnauzenähnliche Physiognomie gaben.
    Doch Ashley hatte alle Aufzeichnungen über fossile Funde hominider und protomenschlicher Spezies studiert. Und dieses atmende – und stinkende – Exemplar konnte sie mit keiner davon in Übereinstimmung bringen. Am ähnlichsten war vielleicht noch der Australopithecus, doch dieses Wesen hier war ganz anders. Sein Körper war zwar muskulös, doch nicht so unförmig wie die der frühen Hominiden. Und sein Hals war zu lang und schlank. Auch seine Ohren waren auffallend: spitz und ein wenig büschelartig. Sie konnten sich sogar beim Hören vor- und zurückdrehen. Keines dieser Charakteristika entsprach irgendeinem fossilen Fund eines urzeitlichen Protomenschen!
    Plötzlich ging das Wesen auf sie zu.
    Ben hob die Pistole.
    Es beäugte die Waffe, öffnete den Mund und entblößte kurze Fangzähne. Dann drehte es sich um, winkte mit seinem muskulösen Arm dem Rudel wolfartiger Tiere und rief ihnen grunzend zu: »Ankh! Ankh!« Wie ein perfekt abgerichtetes Gespann drehten sich alle gleichzeitig um und verschwanden wieder im Feld. Er wandte sich zu Ben um und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Ben ließ die Pistole sinken. Er sprach aus dem Mundwinkel zu Ashley: »Was hältst du davon, Ash?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, raunte sie staunend. »Aber ich glaube, wir haben gerade einen unserer Höhlenbewohner kennen gelernt.«
    Ein Ohr des Wesens richtete sich in die andere Richtung. Es schien zu lauschen. Dabei senkten sich langsam seine Lider. Nach wenigen Sekunden öffneten sie sich wieder. Es drehte sich auf dem Absatz um und ging mit rollendem Gang fort.
    Ashley beobachtete es. Wie gern hätte sie seine Beckenstruktur abgetastet. Irgendetwas stimmte damit nicht. Es passte zu keiner Spezies von Hominiden. Wer war das? Was war das?
    Das Wesen ging ein paar Meter weit, hielt an und drehte sich nach ihnen um. Wieder verschränkte es die Arme vor der Brust. Es wartete.
    »Ich glaube, es möchte, dass wir ihm folgen«, sagte sie und ging los.
    Ben hielt sie am Ellbogen fest. »Wir haben keine Ahnung, wo es uns hinbringen wird«, flüsterte er. »Wissen wir, ob wir nicht schon für heute Abend auf dem Speiseplan stehen?« Er sprach nun lauter und rief der wartenden Gestalt zu: »Warte mal einen Moment, mein zottiger Freund. Wohin geht die Reise?«
    Das Wesen schaute Ben an, drehte sich um und ging weiter. Ashley starrte ihm nach. Sie musste mehr über dieses Lebewesen herausbekommen. Da sie nichts zu verlieren hatten, entschied sie sich, ihm zu folgen, und rief Ben zu: »Ich glaube, wir sind in Sicherheit. Die Wolfstiere hätten uns töten können, wenn es uns etwas hätte antun wollen.«
    Ben schüttelte den Kopf, folgte ihr aber vorsichtig.
    Während sie mehrere Meter hinter ihrem Begleiter herliefen, führte der sie auf einen schmalen Pfad, der durch das gelbe Feld führte. Bevor das Wesen diesen Weg betrat, zückte es einen langen Dolch aus seinem Gürtel, dem einzigen Kleidungsstück. Die Klinge bestand aus einer langen kristallenen Scherbe. Diamant!
    Ben hielt Ashley mit dem Arm zurück. Offenbar befürchtete er, das Wesen würde angreifen.
    »Dogaomarubi«, sagte ihr Begleiter, als wollte er etwas erklären, und hob das Messer.
    Ben nickte. »Aha! Du mich auch, Kleiner. Aber steck dein Fahrtenmesser bitte wieder weg.«
    »Mein Gott«, rief Ashley, »es spricht mit uns. Verbale Kommunikation! Unglaublich.«
    Das Wesen drehte sich wieder um und führte sie in das gelbe Feld. Die getreideähnlichen Saatkörner, die sich an der Spitze der Stängel befanden, reichten ihm bis über den Kopf, während sie Ashley nur bis zur Brust gingen. Sie musste sich durch die enge Gasse kämpfen und schob mit ihren Schultern die Vegetation zur Seite, während ihr Begleiter sich behände durch die Halme bewegte, scheinbar ohne einen einzigen zu berühren. Ashley fühlte sich wie ein schwerfälliger Elefant. Nach einer Stunde schob sie sich nicht mehr durch die Pflanzen, sie stolperte nur noch.
    Ben folgte ihr und ächzte bei jedem Schritt, mit dem er sich durch das Dickicht kämpfte. »Ein Himmelreich für eine Machete«, sagte er schnaufend.
    »Oder einen fahrbaren Untersatz«, fügte Ashley hinzu. »Ich brauche eine Pause.«
    Als wäre ihr Wunsch

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