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Sub Terra

Sub Terra

Titel: Sub Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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flüsterte er: »Du musst Zeit gewinnen. Er bringt uns sowieso alle um.«
    »Aber …«
    Er hustete. Die Tränen standen ihm in den Augen, Schmerz zeichnete sein Gesicht. »Tu es. Ich schaffe es ohnehin nicht mehr.«
    »Trotzdem … ich kann es nicht«, flüsterte sie und ließ den Kopf sinken.
    Blakely streckte die Hand nach ihr aus, legte sie ihr auf den Kopf und flüsterte ihr ins Ohr: »Meine Frau ist vor vier Jahren gestorben. Meine Kinder sind erwachsen. Sieben Enkelkinder habe ich in meinen Armen gewiegt. Ich habe ein reiches Leben hinter mir. Doch Jason steht erst am Anfang.«
    Er hob ihren Kopf und nahm dann ihre Hände, mit denen sie die Waffe hielt. Er drückte sie ihr in eine Handfläche, hob ihre Hand hoch und drückte die Mündung gegen seine Stirn. »Sei stark, Linda.«
    »Nein, bitte nicht«, flehte sie, und die Tränen flossen ihr über die Wangen.
    Er schloss die Augen und hielt ihre Hand. Sie spürte, dass er unbeobachtet ihren Finger vom Abzug schob. »Ich weiß«, flüsterte er. »Aber dieser Hund darf nicht siegen.« Er legte seinen Finger statt ihrem auf den Abzug. Sie spürte, wie sein Finger zuckte. Dann rissen die Explosion und der Rückschlag ihr die Pistole aus der Hand. Scheppernd fiel sie zu Boden. Aus der Mündung stieg Rauch.
    Vor Schreck erstarrt, stand Linda mit erhobenen Händen da, als hielte sie noch die Pistole. Blakely war zur Seite gesackt und starrte nun mit leeren Augen auf die gegenüberliegende Wand, in seiner Stirn war ein pfenniggroßes Loch. Die Wunde war so unscheinbar, als könnte sie mithilfe eines Heftpflasters verheilen.
    »Nein«, stöhnte Linda und taumelte hin und her, »nein, nein, nein …«
    Plötzlich war Jason an ihrer Seite und schlang von hinten seine Arme um sie. Khalid hatte ihn losgelassen. Jason hielt sie schweigend und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf Blakelys leblosen Körper.
    Linda drehte sich zu Khalid um. Er hatte die Pistole auf sie gerichtet. »Du hast versprochen, dem Jungen nichts anzutun.«
    »Das werde ich auch nicht«, sagte er. Seine Worte waren kalt und bar jeden Mitgefühls für den Toten, der vor ihnen lag. »Im Gegensatz zu dir halte ich mein Wort. Und jetzt ist es Zeit für deine nächste Lektion.«
    »Ich kann doch nicht die ganze Zeit über gefesselt bleiben«, protestierte Linda. Ihre Versuche, die Schnüre zu lockern, mit denen er sie gefesselt hatte, führten nur dazu, dass sie sich tiefer einschnitten.
    »Du bist schlau, Linda«, sagte Khalid und schmunzelte über ihre Befreiungsversuche. »Und wir haben noch einen langen Weg vor uns, bevor wir in der Alpha-Basis ankommen. Du läufst mir nicht noch einmal davon.« Er packte Jason am Oberarm und zerrte ihn unsanft den Tunnel entlang. »Darauf kannst du Gift nehmen.«
    Sie fürchtete, er würde Jason etwas antun, und rief ihm nach: »Was machst du … Du hast versprochen, ihm nichts zu tun!«
    »Nur keine Sorge. Ich halte mein Wort.« Er verschwand um die nächste Kurve.
    Sie starrte auf die Wände um sie herum. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie kaum noch atmen konnte. Was hatte er jetzt vor? Ein letztes Mal zog sie an ihren Fesseln.
    Sie blickte sich um. Ihr Helmlicht hatte nur einen schwachen Strahl. Wenigstens war der Rauch schwächer geworden, so dass sie ohne Taschentuch atmen konnte. Doch stach er ihr immer noch in Augen und Nase.
    Sie leuchtete mit ihrer Helmlampe in die andere Richtung und versuchte zu erkennen, was Khalid plante. Ab und zu drang ein Wort oder ein Echo aus der Richtung zu ihr, in die Khalid und Jason verschwunden waren. Was hatte er bloß vor?
    Beinahe zwei Stunden vergingen, bis sie das Schaben von Stiefeln auf Felsgestein hörte, ein deutliches Zeichen, dass die beiden zurückkehrten. Erschöpft wie sie war, war sie fast eingeschlafen. Es mussten mindestens vierzig Stunden vergangen sein, seit sie zum letzten Mal geschlafen hatte.
    »Alles in Ordnung, Jason?«, fragte sie.
    Der Junge nickte, machte aber ein merkwürdiges Gesicht.
    Khalid kam zu ihr und löste ihre Fesseln. »Ich schlage das Lager auf«, sagte er. »Wir bleiben sechs Stunden hier und ziehen dann weiter.«
    Während sie ihre roten Handgelenke rieb, bemerkte sie, dass Khalid seine Waffe nicht mehr trug. Sehr seltsam, sie hatte ihn seit Blakelys Tod nicht mehr ohne Pistole in der Hand gesehen. Er wandte ihr den Rücken zu, ging fort und ließ Jason und sie allein. Seine Nachlässigkeit machte sie unruhig. Sie hätte sich Jason schnappen und weglaufen können, aber sie wollte es

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