Sub Terra
andere Ende straff und band es auf seiner Seite um einen Felsen, so dass das Seil eine Brücke zwischen den Stalagmiten bildete. Die beiden arbeiteten, als wäre nichts geschehen. Als ob es das Ungeheuer niemals gegeben hätte, das einen von ihnen hatte verschlingen wollen.
Der Major testete die Haltbarkeit der Brücke und zog daran. Zufrieden wandte er sich an die Mannschaft. »Jetzt kommen wir hinüber.«
Ashley atmete tief ein, und ihr pochendes Herz beruhigte sich. Bring es hinter dich, sagte sie sich, du hast ein Team zu führen und einen Vermissten zu finden.
Mit Karabinerhaken befestigten sie die Klettergurte am Seil, mit deren Hilfe sie sich Hand über Hand auf die andere Seite zogen. Ashley vermied es, nach unten zu schauen, als sie am Seil baumelte. Die Entfernung zum Wasser war zwar nicht groß, doch der Gedanke an das, was unter der Wasseroberfläche auf sie lauerte, lähmte sie.
Villanueva, der seinen Overall wieder angezogen hatte, half ihr, sich vom Seil zu lösen. Seine Hand zitterte ein wenig, als er sie auf den Boden setzte – ob von der niedrigen Wassertemperatur oder von den Nachwirkungen der Todesgefahr, konnte sie nicht erkennen.
»Danke«, sagte er hastig und blickte sie verlegen an, »ich schulde Ihnen etwas.«
Sie versuchte zu antworten, doch er hatte sich bereits umgedreht und Michaelson zugewandt, der als Letzter den Fluss überquerte.
Sobald der Major seine Füße auf die Felskante gesetzt hatte, trommelte Ashley ihre Leute zusammen. »Dieser Teil der Höhle ist weitaus kleiner. Daher durchsuchen wir das Gebiet gemeinsam. Es geht los. Haltet Augen und Ohren offen. Was auch immer die Schreie ausgelöst hat, es kann immer noch da sein.«
Die Suche ist überflüssig, dachte Khalid. Er kratzte mit einem kleinen Messer schwarzen Lehm unter einem Fingernagel hervor. Halloway war mit Sicherheit tot. Wann wurde das diesen verfluchten Idioten endlich klar, so dass sie endlich weiterziehen konnten?
Er beobachtete, wie der SEAL das Wurmloch untersuchte, das sie entdeckt hatten. Von dem vermissten Teamkameraden keine Spur. Sie hatten jeden Kieselstein umgedreht und in jeden schwarzen Spalt geguckt. Nichts.
»Das hat keinen Zweck«, sagte Villanueva, während er mit der Stablampe in das Wurmloch leuchtete. »Dieses Loch hat seit Jahren keiner mehr benutzt. Schaut euch die Lehmschicht am Eingang an. Keine Fuß- oder Schlittenspuren.«
Ashley hockte sich neben ihn und steckte einen Finger knöcheltief in den Lehm. »Sie haben Recht. Wenn jemand hier durchgekommen wäre, wäre eine Spur zu sehen.« Sie richtete sich mit einem Ruck auf und wandte sich an die anderen. »Es muss noch einen weiteren Ausgang geben, den wir bisher übersehen haben.«
Khalid wollte die anderen wachrütteln, ihre Aufmerksamkeit wieder auf die eigentliche bevorstehende Mission zu lenken. Er hatte einen Plan auszuführen, ob sie nun Halloway fanden oder nicht. Deshalb sagte er: »Vielleicht kam er nicht mehr aus dem Fluss raus und wurde von der Strömung mitgerissen.«
Michaelson schüttelte den Kopf. »Nein, der Schrei ertönte ein gutes Stück vom Ufer entfernt. Ich stimme Ashley zu. Es muss noch einen anderen Ausgang geben.«
Khalid versuchte, sein missmutiges Gesicht zu verbergen.
»Bevor wir diese Höhle verlassen, sollten wir jemanden durch das Wurmloch schicken. Nur um diese Möglichkeit auszuschließen. Freiwillige?«
Villanueva zog seinen Schlitten aus dem Rucksack. »Ich gehe.«
Ashley nickte. »Seien Sie vorsichtig. Stellen Sie nur fest, wo das Wurmloch hinführt, und kommen Sie dann sofort zurück. Keine Alleingänge.«
Er nickte und glitt ins Loch. Ashley schaute auf die Uhr.
Khalid rollte mit den Augen über die zusätzliche Verzögerung und ging hinüber zu Linda, die auf einem Felsen saß. Sie hatte die Arme fest vor der Brust verschränkt, als er sich zu ihr setzte.
»Glaubst du, wir finden ihn?«, fragte sie mit piepsiger Stimme.
»Nein. Egal was der Major glaubt, ich bin sicher, er wurde fortgespült.«
Linda schauderte. Er wusste, was sie dachte. Die Rückenflosse war so weiß wie der Bauch einer Made gewesen. Wie der Geist eines Hais, der ihnen ihre Seelen nehmen wollte. Mit den Menschen und den Felsen wurde er fertig, aber mit den Tieren hier unten … Zuerst der Tintenfisch, der seinen Arm fressen wollte, und jetzt dieses Monster … Der Anblick der Flosse hatte ihn erschauern lassen. Als ob die Natur ihnen zeigen wollte, wie klein sie doch waren.
Er erinnerte sich, wie man ihm als
Weitere Kostenlose Bücher