Sub Terra
müden Augen und nickte dann. »Okay. Machen wir uns auf den Weg.«
Linda stand zitternd in ihrer Unterwäsche vor der Felswand. Sie hatte den Rucksack abgesetzt und den Overall ausgezogen. Damit sie sich keine Laufmaschen zieht, hatte Ben gesagt. Macht schlanker. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Wie in aller Welt sollte sie sich durch die Spalte quetschen? Zwischen den engen Felswänden würde sie keine Luft bekommen.
Sie warteten noch auf Ben und das Ergebnis seiner Erkundung. Vor über drei Minuten war er in dem schwarzen Felsen verschwunden. Ashley und Michaelson standen wie Wachposten auf beiden Seiten, während Ben ihnen zurief, wie er vorankam.
»Ich bin durch«, rief er, und seine Stimme hallte durch die Höhle. »Der Durchgang ist weniger als zwei Meter tief und mündet abrupt in einen Tunnel von akzeptabler Größe. Ein Kinderspiel. Nur noch eine klitzekleine, enge Stelle kurz vor dem Ausgang.«
Ashley sagte zu den anderen: »Ich schicke Villanueva als Nächsten durch. Er ist der Kräftigste von uns allen. Wenn er durchkommt, schaffen es die anderen auch.«
Keiner widersprach.
Linda hielt die Luft an und hoffte, der SEAL würde es nicht schaffen; dann müsste sie nicht durch den engen Gang kriechen.
Bens Jubelruf machte ihre Hoffnung zunichte. »Er ist durch! Hat die Brust ein wenig zerschrammt, aber sonst ist ihm nichts passiert.«
Ashley rieb sich die Hände. »In Ordnung! Los geht’s!«
Khalid ging als Nächster. Als er sich von Lindas Seite löste, drückte er ihre Hand. Sie spürte es kaum. Sie sah zu, wie er verschwand und das Seil, das um seine Taille gebunden war, hinter sich herzog. Sobald er drüben wäre, würden die Rucksäcke mit dem Seil durch die Spalte befördert.
»Alles klar!«, rief Ben. »Schickt die Rucksäcke als Nächstes durch!«
Sie benötigten zähe zehn Minuten, um ihre Ausrüstung und die Waffen am Seil zu befestigen und auf die andere Seite zu ziehen.
»Das war der Letzte«, brüllte Ashley und sagte zu Linda: »Du bist die Nächste.«
Linda starrte reglos auf den schwarzen Spalt. Sie wollte vorangehen, doch ihre Beine versagten ihr den Dienst. Ihr Herz schlug so heftig, und sie keuchte so laut, dass sie kaum die Stimmen der anderen wahrnahm.
»Linda?«
»Ich … ich … kann nicht.«
»Natürlich kannst du. Villanueva ist doppelt so breit wie du.«
Sie schüttelte den Kopf, schluckte schwer und presste die Wörter durch die zugeschnürte Kehle: »Nein, ich kann nicht. Es ist zu eng.«
Ashley kam zu ihr und legte ihr den Arm um die Schulter. Linda zitterte am ganzen Leib. »Wir können dich nicht hier zurücklassen.« Ashley nahm sie noch fester in den Arm. »Hör mal zu. Ich komme mit dir und bleibe direkt hinter dir. Du schaffst das, Linda.«
Ashley ging voraus und zwang sie, ihr zu folgen.
»Ich … ich versuche es«, sagte Linda und zog ihre bleischweren Füße über den Boden. »Aber halt bitte meine Hand. Lass mich nicht los.« Ihre Stimme krächzte.
»Bestimmt nicht. Wir stehen das gemeinsam durch.«
Linda versuchte vergeblich zu lächeln. Sie folgte Ashley, die ihre Hand ergriffen hatte. Ihr Mund fühlte sich an, als hätte ihr jemand einen Eimer Sand hineingeschüttet.
»Richte die Helmlampe immer nach vorn«, sagte Ashley. »Lehn dich mit dem Rücken gegen die linke Wand. Ben sagt, es ist die glattere. Und jetzt gleite hinein.«
Linda schob die linke Schulter zuerst in den Spalt. Ihre Zehen bewegten sich vor und zurück. Während sie sich Zentimeter für Zentimeter in die Spalte schob, versuchte sie, ihr panisches Herzflattern zu unterdrücken und sich aufs Vorwärtsgehen zu konzentrieren. Weiter vorn drang Licht um die enge Biegung. Nur wenige Schritte entfernt warteten die anderen auf sie.
Der Spalt hatte sie jetzt ganz verschluckt. Die Wände schlossen sie ein. Es war so eng, dass sie noch nicht einmal den Kopf drehen und Ashley hinter sich sehen konnte. Sie konnte nur ein Bein vorwärtsbewegen und den restlichen Körper hinterherziehen. Sie zählte die Schritte, um sich abzulenken, ein Trick aus der Therapie.
»Das machst du gut«, ermunterte sie Ashley und drückte ihre Hand. »Nur noch ein kleines Stück.«
… Fünf … Sechs … Sieben … Mittlerweile atmete sie regelmäßig. Mit jedem Atemzug machte sie einen Schritt. Jetzt konnte sie das Ende des Spalts sehen und ein Gesicht, das nach ihr Ausschau hielt.
»Braves Mädchen«, sagte Ben, »du bist ein Goldstück. Noch drei Schritte, und du hast es geschafft.«
Auf ihrem
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