Sub Terra
Kind von dem Sandsturm erzählt hatte, der das Lager, in dem seine Mutter lebte, unter sich begraben und jeden getötet hatte. Sie nannten das die »schwarze Hand Allahs«, doch er wusste es besser. Es war nur die Natur, ein gleichgültiger Gott, gleichgültig gegenüber den Plänen der Menschen. Ihrer Willkür war jeder wehrlos ausgeliefert. Und Khalid hasste es, wehrlos zu sein.
Linda schlang die Arme noch fester um sich, während sie weiterhin auf den Fluss schaute. »Dieser weiße Hai. Er war so riesig. Um solch ein Raubtier am Leben zu erhalten, muss das Ökosystem hier unten weit komplexer sein, als ich dachte. Wenn es nicht um Halloway ginge, hätte ich nichts dagegen hierzubleiben, um einige Untersuchungen durchzuführen.«
Khalid zog eine Grimasse und rieb seinen Arm dort, wo ihn der Ammonit gebissen hatte. »Ich meide das Ökosystem lieber und bleibe auf festem Boden.«
»Ich habe etwas gefunden!«, rief Ben aus mehreren Metern Entfernung.
Khalid reckte den Hals, um Ben zu Gesicht zu bekommen. Er stand an der Höhlenwand mit einem Streichholz in der Hand.
Ashley rief: »Was ist es, Ben?«
»Ich habe einen zweiten Weg aus dieser Höhle gefunden.«
Wen wollte er auf den Arm nehmen?, fragte sich Ashley, als sie in den engen Spalt schielte, der im Schatten einer Verwerfung der Felsoberfläche verborgen lag. Er reichte vom Boden bis zur Decke, war aber nur etwa dreißig Zentimeter breit. Leicht zu übersehen. »Kein Mensch passt da durch«, sagte sie. »Viel zu eng.«
»Doch, ich habe es ausgemessen«, sagte Ben.
»Womit?«
»Mit meinem Schuh.«
Sie starrte ihn verständnislos an.
»Die Faustregel eines jeden Höhlenforschers: ›Ist sie breiter als dein Schuh – durch passt du.‹«
»Glaube ich nicht. Ganz bestimmt nicht Halloway. Er ist ein großer Kerl.«
»Sicher ist es knapp, aber ich glaube schon, dass er hineingepasst hätte.«
»Aber wer sagt uns, dass auf der anderen Seite etwas ist?«
Als Antwort hielt Ben ein angezündetes Streichholz vor den Spalt. Die Flamme wich von der Öffnung zurück. »Wind«, sagte er. »Eine Brise weht von der anderen Seite herüber.«
Ashley sah, wie die Flamme flackerte. Vielleicht …
Ein Schaben vom Wurmloch hinter ihr lenkte sie ab. Ein Paar Beine rutschte rückwärts aus der Öffnung. Es war Villanueva. Er stand auf und wischte sich seine Hände an den Knien ab.
»Es ist blockiert«, sagte er und schnaufte ein wenig. »Nach etwa dreißig Metern ist der Gang durch einen Steinschlag blockiert worden. Es war eine verteufelte Strapaze, rückwärts wieder hinauszukommen.«
Ashley fluchte. Wenn dieser Gang nicht passierbar war, dann kamen sie nur durch den zweiten weiter.
Linda kam nach vorn und blickte in den engen Spalt hinein. »Wäre Halloway denn überhaupt hier durchgeklettert?« Sie betrachtete den Spalt ängstlich. »Ich meine, warum sollte er überhaupt den Fluss überquert haben?«
»Weil er angegriffen wurde«, antwortete Villanueva, »von etwas, mit dem er nicht fertigwurde. Er hätte versucht, es fortzulocken. Damit es uns nicht überrascht, so wie es ihn überrascht hat.«
»Warum glauben Sie das?«, fragte Ashley.
Villanueva schaute ihr in die Augen. »Weil ich das Gleiche getan hätte.«
Ashley kaute auf der Unterlippe herum. »Was schlagen Sie also vor? Was sollen wir tun?«
»Er will für uns Zeit gewinnen, damit wir entkommen können. Wir sollten sie nutzen.«
Sie schloss die Augen. Ihr graute vor dem Gedanken, ihn hier zurückzulassen.
Ben hatte sich in die Spalte gezwängt, um den Durchgang zu erkunden, und rief sie nun zu sich. »Kommt und schaut euch das an!«
Ashley war im Nu bei ihm. Er streckte ihr aus der engen Spalte die Hand entgegen. Die Handfläche war voller Blut. Frischem Blut.
»Er ist durch diesen Spalt durch«, murmelte Ashley. »Erst vor kurzem.« Sie drehte sich zu Villanueva um. »Wollen Sie immer noch umkehren?«
Er biss die Zähne zusammen. »Sie sind der Boss.«
Ben kletterte aus der Spalte. »Wer geht als Erster durch? Wir sollten uns beeilen.«
Ashley seufzte. Offenbar hatte Ben von der Diskussion nichts mitbekommen. »So einfach geht das leider nicht.«
»Was? Wir sind ihm dicht auf den Fersen.«
»Villanueva glaubt, dass Halloway etwas von uns ablenken will.«
Ben rief wütend: »Vielleicht ist er ja auch nur ein bisschen verletzt und braucht Hilfe!« Er packte sie bei den Schultern. »Ash, ich schwöre dir, er ist direkt vor uns. Wir können ihn jetzt nicht im Stich lassen.«
Sie rieb ihre
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