Sub Terra
Freundin angestellt hat.«
»Ein Premierminister hat mächtige Freunde. Er konnte nicht ungestraft davonkommen.«
»Zur Hölle!« Ben knallte die Faust auf die Stuhllehne. »Ich hätte dasselbe getan. Das Kriegsgerichtsverfahren war eine Farce.« Er hielt inne, schluckte heftig und sprach dann mit ruhigerer Stimme weiter. »Man hat Jack die Menschenwürde genommen. Und da wundern Sie sich, dass ich gegangen bin?«
Matson seufzte, anscheinend zufrieden. »Jetzt hat sich die Waage des Schicksals zu Ihren Gunsten verschoben. Nun haben sich die politischen Kräfte vereint, um Ihnen zu helfen.«
Ben runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit?«
»Ich sollte so tun, als hätte ich diesen Brief nie erhalten. Bei dem Ärger, den Sie verursacht haben, verdienen Sie mit Sicherheit noch einige Jahre hinter Gittern.«
»Was für einen Brief?«
»Eine Anordnung vom Innenministerium. Sie sollen freigelassen werden.«
War das ein Scherz? Sie wollten ihn einfach laufen lassen? Ben sah, wie ein besorgter Blick über Matsons Gesicht huschte. »Was ist los, Colonel?«
»Da gibt es einen Haken.«
Na klar, dachte Ben. Den gab es immer.
»Sie müssen sich einer internationalen Expedition anschließen. Ein Professor aus den USA benötigt Ihre Kompetenz als Höhlenforscher. Eine Art Undercover-Operation. Keine weiteren Einzelheiten. Die erlassen Ihnen Ihre Haftstrafe und bezahlen Sie für Ihre Dienste.« Er schob Ben ein Blatt Papier zu. »Hier.«
Ben überflog das Schreiben. Sein Blick blieb bei der Zahl am Ende der Seite haften. Er starrte auf die vielen Nullen und traute seinen Augen nicht. Das konnte nicht stimmen. Damit wäre er schuldenfreier Besitzer seiner Schafstation. Keine halbseidenen Expeditionen mehr.
»Fast zu schön, um wahr zu sein?« Matson beugte sich vor und legte die Hände auf Bens Schultern. »Aber unmöglich auszuschlagen.«
Benommen nickte Ben.
»Eine innere Stimme sagt mir, dass Sie besser auf Ihren Arsch aufpassen sollten, Ben.« Matson ging zum Stuhl hinter seinem Schreibtisch und setzte sich. »Die großen Jungs spielen mit Ihnen, und sie neigen dazu, die kleinen Jungs plattzuwalzen. Denken Sie an Ihren Freund Jack.«
Ben starrte auf die Zahl am unteren Blattrand und atmete tief ein. Zu schön, um wahr zu sein.
Als Ben wieder in seiner Zelle lag, schlief er, einen Arm über die Augen gelegt, ein und hatte einen Albtraum, den er seit seiner Kindheit nicht mehr geträumt hatte. Er war wieder ein kleiner Junge, befand sich in einer riesigen Höhle und bahnte sich seinen Weg durch meterdicke Steinsäulen hindurch. Er kannte diesen Ort. Sein Großvater hatte ihn einmal mitgenommen und ihm Petroglyphen der Aborigines gezeigt.
Es war dieselbe Höhle, doch aus den Steinsäulen wuchsen Äste, an denen Früchte hingen. Neugierig griff er nach einer der matschigen Kürbisfrüchte, kam jedoch nicht bis ganz heran. Als er seinen Arm zurückzog, spürte er einen bohrenden Blick im Nacken. Er schnellte herum, doch hinter ihm war niemand. Plötzlich spürte er Blicke aus allen Richtungen. Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung hinter einer Steinsäule wahr.
»Wer ist da?«, rief er, rannte zur Säule und schaute nach. Auch dort war nichts. »Was wollt ihr?«
Unwillkürlich schoss ihm das Wort »Geister« durch den Kopf.
Er begann zu laufen …
Er fühlte, dass ihn etwas verfolgte, ihn zurückrief. Aber er ignorierte es, rannte und suchte nach einem Ausgang. Die Säulen um ihn herum standen immer enger und ließen ihn nur langsam vorankommen. Da spürte er eine sanfte Berührung in seinem Nacken und hörte, wie jemand verzerrte Worte in sein Ohr raunte.
»Du bist einer von uns.«
Mit einem Schrei schoss er aus dem Traum hoch.
Er lag auf seiner Pritsche, sein Herz raste wie wild, und er rieb sich die Schläfen. Zum Teufel! Was hatte den alten Albtraum wieder hervorgerufen? Er schloss die Augen und erinnerte sich daran, dass die Träume begonnen hatten, nachdem er sich mit seinem Großvater in einer Höhle in der Nähe von Darwin gestritten hatte. »Nein, das stimmt nicht«, hatte der dreizehnjährige Ben geschrien, als ihm die Enthüllung die Tränen in die Augen trieb.
»Doch, junger Mann. Und ich lasse mich nicht einen Lügner schimpfen.« Sein Großvater blickte ihn aus seinem zerfurchten, ledrigen Gesicht stirnrunzelnd an. »Dies war einmal das Heim meiner Großmutter und der Sitz ihrer Vorfahren«, wiederholte er und tippte ihm mit dem Finger auf die Brust. »Eine direkte Verwandte von
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