Substance-Die Formel
Schnellvorlauf. Nach einer Minute öffnete sich die Labortür. Kevin ließ die Taste los. Er blickte angespannt auf den Bildschirm.
Michael Ward kam herein. Er hielt die Tür auf.
»Tritt ein.«
Vor der Tür war eine andere Stimme zu vernehmen.
»David, warte hier draußen.« Obwohl sie sehr gedämpft klang, war sie nicht zu verkennen.
Ein Besucher betrat das Labor. Der stattliche Ward sah neben ihm wie ein Zwerg aus. Es war Clayton Tarnwell.
VIERZIG
»Wir haben eine halbe Stunde Zeit, bis mein Kurs beginnt«, sagte Ward im Film, während er die Tür schloss. Der Weitwinkel des Camcorders fing fast das gesamte Labor ein.
»In Ordnung«, erwiderte Tarnwell. »Ich habe sowieso nicht viel Zeit.« Er warf einen Blick in die Versuchsbox. »Gut. Dann leg mal los.«
Während sich Ward am Steuertisch zu schaffen machte, wanderte Tarnwell durch das Labor und sah sich eher beiläufig die Ausrüstung an. Als er direkt in die Linse blickte, hielt Kevin die Luft an. Aber Tarnwell setzte seinen Weg fort. Die rote Lampe, die gewöhnlich bei Aufnahmen leuchtete, war schon seit Monaten kaputt, Tarnwell konnte nicht wissen, dass die Kamera lief.
Mit einem Nicken signalisierte Ward, dass er bereit war.
»Dann lass uns mal sehen.«
Es summte vielleicht eine Minute lang, dann herrschte wieder Ruhe. Ward ging zur Versuchsbox, begutachtete etwas darin und wandte sich dann an Tarnwell: »Überzeug dich selbst.«
Tarnwell spähte in die Box. Er wollte seinen Arm hineinstrecken, aber Ward hielt ihn zurück.
»Vorsicht. Es ist heiß. Hier.« Er reichte ihm eine Zange. Eine Minute später hatte Tarnwell eine Metallklammer in der Hand. Etwas auf ihrer Spitze schimmerte.
»Die Beschichtung ist nur ein paar Mikron dick«, sagte Ward. »Aber es ist echter Diamant. Du kannst die Klammer mitnehmen und testen lassen.« Ward kratzte zur Demonstration am Glas der Labortür und hinterließ eine deutliche Spur. Dann reichte er Tarnwell die Probe.
Tarnwell sah ehrfürchtig auf den diamantbeschichteten Gegenstand in seiner Hand.
»Heiliger Teufel«, sagte er. »Ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.«
»Unglaublich, wie?«, pflichtete Ward ihm bei. »Seit drei Monaten perfektioniere ich das Verfahren. Ich könnte fünfzig Karat am Tag herstellen, wenn ich rund um die Uhr arbeitete.«
»Ich frage mich, was ich hier soll. Warum stellst du nicht einfach selbst Diamanten her?«
»Zwei Gründe. Erstens ist das hier ein Bienenhaus. Im Labor habe ich nur nachts meine Ruhe. Deshalb habe ich drei Monate gebraucht, um so weit zu kommen, wie ich jetzt bin.«
»Und der zweite Grund?«
Ward schloss die Versuchsbox. »Ich kann zwar Stücke abschneiden, aber Rohdiamanten lösen unweigerlich Fragen aus, wenn man sie verkaufen will. Ich habe es probiert. Man wollte wissen, wo ich sie herhatte. Nach ein paar Versuchen und unzähligen Fragen habe ich damit aufgehört. Ich halte es für sinnvoller, das Verfahren zu verkaufen, als selbst Diamanten zu produzieren. Der Haken an der Geschichte war, dass ich erst jemanden finden musste, der genügend Geld hatte, damit es sich lohnte.« Ward lächelte. »Natürlich fiel mir da mein alter Kommilitone Clayton ein.«
»Ich weiß es zu würdigen«, erwiderte Tarnwell. »Dir ist natürlich klar, dass das, was wir vorhaben, illegal ist?«
»Natürlich. Ich wusste aber, dass dich das nicht davon abhalten würde.« Ward lächelte, und Tarnwell erwiderte sein Lächeln.
»Gut. Nachdem ich nun also … wie hast du das Verfahren genannt?«
»Adamas.«
»Nachdem ich Adamas mit eigenen Augen gesehen habe – was hältst du davon, wenn wir uns dem Geschäftlichen zuwenden?«
Sie gingen zusammen zur Labortür.
»Ich glaube, du kannst den Wert dieser Erfindung ermessen«, sagte Ward. »Schon im ersten Produktionsjahr dürftest du locker über eine Milliarde einfahren können.« An der Tür blieb er stehen.
»Und was hast du dir vorgestellt?«, fragte Tarnwell.
»Lass uns mit einer runden Summe beginnen. Fünfzig Millionen.«
Tarnwell zuckte nicht mit der Wimper. »Warum gehen wir nicht gemeinsam essen?«
Die beiden Männer verließen das Labor. Kevin betätigte für einige Sekunden den Vorlauf, aber es zeigte sich bald, dass das Band bis zum Ende nur das leere Labor zeigen würde. Er drückte auf die Stopptaste. Im Besprechungszimmer herrschte Stille. Kevin sah von Sutter zu Tarnwell.
»Was haben Sie dazu zu sagen, Mr. Tarnwell?«, brach Sutter endlich das
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