Substance-Die Formel
gefälschten Ausweisen zu wedeln.
Kevins Blick wanderte an den Läden entlang, die an der parallel zur Hauptverkehrsstraße verlaufenden Versorgungsstraße lagen, und bemerkte rechts neben sich die Einfahrt zu einem Baumarkt. Blitzschnell riss er das Steuer herum und fegte die steil abfallende Zufahrt hinunter, ohne sich um den Blechschaden zu kümmern, den er der Nase seines Mustangs zufügte.
Als er um die Ecke des Baumarktes bog, verfehlte er um Haaresbreite einen Angestellten, der einen leeren Einkaufswagen zur Straße schieben wollte. Der erschreckte Mann sprang zurück und schob dadurch seinen Wagen dem Mustang direkt vor die Räder. Der erwischte ihn, schleuderte ihn hoch, so dass er die rechte Hälfte der Windschutzscheibe traf und das Sicherheitsglas mit einem Labyrinth von Sprüngen überzog.
Kevin hielt sich links, machte einen Bogen um den Eingang des Ladens, wo reges Treiben herrschte, und raste am leeren Rand des Parkplatzes entlang. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Wenn er doch nur genügend Benzin hätte, um die Klimaanlage anzustellen. Dann fiel ihm ein, dass sie ihm sowieso nichts nützen würde, weil das Beifahrerfenster zerschmettert war.
Er wollte gerade den Parkplatz wieder verlassen, da zeigte ihm ein Blick in seinen letzten intakten Spiegel, dass der Chevy ihn wieder eingeholt hatte.
Sein Motor hustete. Kevin schenkte ihm keine Beachtung, er zerbrach sich den Kopf, wohin er fahren sollte. Vor ihm blinkte das Warnlicht eines Bahnübergangs. Die Schranken senkten sich gerade. Von rechts näherte sich mit hoher Geschwindigkeit ein Güterzug. Umkehren konnte er jedoch nicht, denn dann hätte er eine prächtige Zielscheibe für seine Verfolger abgegeben. Wieder hustete der Mustang. Kevin warf einen prüfenden Blick auf die Motorhaube. Kein Dampf. Kein Rauch. Der Motor stotterte, als wollte er den Atem anhalten, und verlor an Fahrt. Kevin sah auf die Instrumente. War er überhitzt? Ihm blieb vor Schreck die Luft weg.
Der Tageskilometerzähler zeigte über fünfhundert Kilometer an. Kein Wunder, dass sein Motor stotterte. Der Tank war leer.
In seiner verzweifelten Eile, Barnett und Kaplan zu entkommen, hatte er vergessen, dass er nicht nachgetankt hatte. Nun würde er mit viel Glück noch knapp tausend Meter schaffen, dann wäre er eine leichte Beute.
Der Zug pfiff gerade zwei Mal, als er sich dem Bahnübergang näherte.
Wieder stotterte der Mustang, der Chevy holte stetig auf. Der Zug war höchstens noch fünfzig Meter entfernt. Würde er es schaffen? Wozu noch lange überlegen? Nur auf der anderen Seite war er sicher. Er trat das Gas durch und betete, dass sein Mustang schneller als der Zug war.
Das Stottern wurde zwar heftiger, aber noch reagierte das Auto, raste um die Warnanlage der Schranke und hoppelte über die Schienen. Durch das Beifahrerfenster sah Kevin den Zug, sein lautes Pfeifen schrillte ihm in den Ohren.
Klappernde Waggons in seinem Rücken machten ihm bewusst, dass er die Gleise überquert hatte. Die riesige Diesellok hatte ihn um kaum anderthalb Meter verfehlt.
Mindestens so erfreulich war die Tatsache, dass seine Verfolger hinter der Schranke festsaßen, aber er verschwendete seine Zeit nicht damit, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Der Mustang kroch noch hundert Meter weiter, dann erstarb der Motor.
Kevin stieg aus und ließ seinen Blick schweifen. Eine Sekunde lang ruhte er auf seinem Auto. Es sah zum Erbarmen aus: kaputte Spiegel, eine zerschmetterte Windschutzscheibe, Einschusslöcher in der Tür, von der Gleisüberquerung beschädigte Räder. Er wollte gar nicht wissen, wie die Beifahrerseite aussah. Aber lieber das Auto als ich, dachte er und machte sich auf die Suche nach einem Versteck.
Was er sah, nahm ihm den Mut. Bis zu den nächsten Häusern waren es mindestens hundert Meter. Links stand eine Reihe Hochspannungsmasten, rechts lag ein Bauhof, der mit Maschendraht eingezäunt war.
Schon war der letzte Waggon in der Ferne sichtbar. In einer halben Minute wäre er am Bahnübergang. Sie würden ihn einfangen, bevor er sich verstecken konnte.
Kevin sah den flachen Waggons nach, die mit Baumstämmen beladen waren. Durch die Lücken erblickte er seine Verfolger. Seine einzige Chance war der Pick-up, der auf seiner Seite vor der Schranke wartete. Er näherte sich ihm vorsichtig.
Der schwarze Dodge hatte getönte Scheiben. Die Rückscheibe und die Stoßstange waren mit den vertrauten braunweißen Stickern von Kevins Alma Mater Texas A&M
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