Substance-Die Formel
seinen nächsten Schritt zu warten.«
»Wir können nicht viel tun, aber er hat mehrere Möglichkeiten.«
»Zum Beispiel?«
»Erinnern Sie sich an das Bild, das ich Ihnen heute Morgen gezeigt habe?«
»Du meinst das Mädchen? Wie hieß sie noch?«
»Erica Jensen.«
»Hast du ihren Namen an Mitch weitergeleitet?« Tarnwell wusste, dass Mitch Hornung sich Zugang zu jeder Information im Computersystem des Staates Texas verschaffen konnte.
»Mr. Hornung ist schon an der Arbeit. Wir wissen, dass Hamilton ihr alles erzählt. Wenn er nicht zur Polizei geht, wird sie hingehen. Ich habe ihr Foto an meine Leute weitergeleitet, sie sollen sie festhalten. Wenn wir mehr über sie wissen, schicke ich ihren Steckbrief hinterher. Sobald wir hier fertig sind, gehe ich in ihre Wohnung.«
»Wie sieht es mit Freunden und Verwandten aus?«
»Überall dort, wo Hamilton auftauchen könnte, stehen unsere Leute, aber wir haben wenige Informationen über seine Freunde. In einigen Stunden dürfte das anders aussehen. Maximal in vierundzwanzig Stunden. Ich habe auch jemanden in Dallas beauftragt, Hamiltons Vater im Auge zu behalten, für den Fall, dass er sich an ihn wendet.«
Tarnwell drehte sich mit dem Stuhl zum Fenster und betrachtete die Skyline.
»Er geht zur Polizei, sobald er kann. Er hat aber kein Auto und keine Brieftasche, sehr weit wird er also nicht kommen. Er muss jemanden anrufen, vielleicht diese Erica Jensen, damit sie ihn abholt.«
Er drehte den Stuhl zurück in Lobecs Richtung.
»Wir können uns keine weiteren Fehlschläge leisten. Du brauchst mich nicht zu benachrichtigen, wenn er bei der Polizei aufkreuzt. Und es ist mir egal, wer ihn dort abholt. Sobald er seinen Fuß aus der Station setzt, schalte ihn aus.«
Lobec sah seinen Boss mit schräg gelegtem Kopf an, eine Augenbraue hochgezogen. »Ist das klug? Schließlich hat er gerade seine Geschichte …«
»Es ist ohne Bedeutung. Du hast selbst gesagt, er hat keine Beweise. Wenn er wirklich etwas mit NV117 zu tun hatte, könnte er über Adamas Bescheid wissen, und dieses Risiko kann ich nicht eingehen. Sorg dafür, dass er verschwindet. Und diesmal möchte ich nicht, dass die Leiche auftaucht. Nie wieder! Schaffst du das?«
Erica betrachtete ihr Telefon und fragte sich, ob sie es noch einmal versuchen sollte. Seit einer halben Stunde landeten ihre Anrufe auf Kevins Anrufbeantworter.
Es war etwas passiert, davon war sie überzeugt – auch wenn sie nicht wusste, warum sie sich dessen so sicher war. Theoretisch könnte er ja auch beschäftigt sein und das Telefon überhören. Sie erinnerte sich an Gespräche im Krankenhaus. Er hatte ihr so konzentriert zugehört, dass er nicht wahrgenommen hatte, wie jemand ihn rief, bis sie ihn darauf aufmerksam gemacht hatte. Aber das war etwas anderes gewesen. Bevor er sich mit den beiden Polizisten auf den Weg gemacht hatte, hätte er ihr Bescheid geben sollen. Wenn er es einfach nur vergessen hatte, wäre sie stinksauer.
Sie drückte die Wahlwiederholung, ließ es drei Mal klingeln und hängte auf. Sollte sie sich ärgern oder sorgen?
Zu Kevins Wohnung waren es mit dem Auto nur fünf Minuten. Entschlossen packte sie ihre Handtasche und wollte die Tür öffnen, da klingelte ihr Handy.
»Kevin? Was ist los?«
»Gott sei Dank.«
Erica konnte hören, dass ihm ein Stein vom Herzen fiel.
»Bist du noch in deiner Wohnung?«
»Ja, aber ich war auf dem Sprung zu dir.«
»Fahr ja nicht hin!«
»Kommst du zu mir?«
»Nein. Du musst aus deiner Wohnung verschwinden.«
»Was? Kevin, was ist eigentlich los? Seit einer halben Stunde …«
»Ich kann es dir jetzt nicht sagen, frage also nicht.«
»Was sagen? Ich verstehe dich nicht. Beruhige dich erst einmal.«
»Ich bin erst wieder ruhig, wenn du mich abholst.«
»Abholst? Wo ist denn dein Auto? Wo bist du?«
»Ich bin …« Er machte eine Pause. »Erinnerst du dich daran, wo ich an meinem Geburtstag essen gehen will?«
»Du woll…«
»Sprich den Namen nicht aus! Sag nur ja oder nein.«
»Kevin, was ist los?«
»Es ist keine Zeit für lange Erklärungen. Dein Telefon kann angezapft sein.«
»Angezapft? So was Verrücktes!«
»Antworte mir, bitte!«
»Gut! Ja, ich erinnere mich.«
»Ich bin an der Tankstelle gegenüber. Verlass deine Wohnung jetzt und hol mich ab. Nimm deine Autoschlüssel und geh.«
»Sagst du mir wenigs…«
»Nein. Ich erkläre dir alles, wenn du hier bist. Hau nur aus der Wohnung ab.« Ein Klicken. Er hatte aufgelegt.
Sie starrte kurz auf
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