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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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ist auch drin.«
    »Ganz schön clever.« Er hätte ihr Wiedersehen am liebsten mit einer Umarmung und einem Kuss gefeiert, aber es war nicht der richtige Moment.
    »Wie weit?«
    »Ungefähr fünfzehn Minuten. Es dürfte uns noch genug Zeit bis zu unserem Termin bei Sutter bleiben.«
    Kevin sah auf die Uhr. Viertel nach sieben. Ihre Verabredung war um neun.
    »Sprung von der Brücke. Ich bin zutiefst beeindruckt.«
    »Ich bin so froh, dass du meine Anspielung verstanden hast. Ich wollte natürlich nicht, dass Lobec auch nur den leisesten Verdacht hat.«
    »Wann bist du darauf gekommen?«
    »Bei Tarnwells Anruf. Als ich hier wohnte, bin ich jeden Tag über die Brücke zur Arbeit geradelt. Ich kam von Virginia herüber. Auf dem Fluss waren immer Boote. Ob das Wasser tief genug war, um von der Brücke zu springen, habe ich erst gestern herausgefunden, als ich mir die Navigationstabellen in der Marina ansah. In der Mitte gibt es Stellen, wo die Tiefe bis zu siebenundzwanzig Meter beträgt. Es war also tatsächlich möglich.«
    »Ich springe lieber in den Fluss, als mich erschießen zu lassen«, sagte Kevin.
    Auf der linken Seite erhob sich eine Kuppel über den Bäumen. Kevin war noch nicht in Washington gewesen, erkannte aber das Dach des Jefferson Memorials. Über ihren Köpfen hörten sie ein Düsenflugzeug. Es klang, als wäre es gerade gestartet. Es machte eine Kurve nach links und flog flussaufwärts.
    »Reagan National Airport«, erklärte Erica und deutete nach rechts. »Einen knappen Kilometer von hier ist das Ende der Rollbahn. Sieht so aus, als wäre die Zuschauertribüne noch da.« Drei Flugzeuge warteten hintereinander auf die Starterlaubnis.
    »Tribüne?«
    »Ja. Der Joggingpfad führt direkt am Flughafen vorbei. Jemand hat am Zaun eine Tribüne aufgestellt. Eine Menge Leute legen eine Pause ein, um die Maschinen starten zu sehen.« Nach einer Minute des Schweigens fragte sie: »Warum hat Lobec das wohl getan?«
    »Du meinst, warum hat er Bern erschossen?« Sie nickte.
    »Vermutlich wollte er Adamas für sich behalten. Wenn er uns alle aus dem Weg geräumt hätte, könnte er sich absetzen und das Verfahren an denjenigen verkaufen, der ihm das meiste dafür bietet. Natürlich erst, nachdem er ein Patent laufen hatte. Ohne Schutz hätte es ihm nichts genützt.«
    »Wer war der Kopf des Ganzen? Der Texaner?«
    »Clayton Tarnwell. Ihm gehören Bergwerke und Chemiefirmen. Tarnwell hätte Lobec vermutlich verfolgt, aber der Kerl war nicht auf den Kopf gefallen. Er hätte es wahrscheinlich geschafft, sich abzusetzen.«
    Kevin sah sich nach einem Werkzeug um, mit dem er seine Handschellen öffnen konnte. Der offene Bug war steuerbords und backbords mit Bänken ausgestattet. Ein Gang teilte die Konsole, hinter der auf jeder Seite ein Schalensitz angebracht war. Im hinteren Teil gab es weitere seitliche Sitzbänke. Das schnittige Boot mit dem Hundert-PS-Außenborder pflügte durch das Wasser.
    Plötzlich erstarrte Kevin und hielt die Luft an. Er und Erica hatten sich so sehr auf ihr Ziel konzentriert, dass sie keinen Blick zurück geworfen hatten.
    Eine Hand umklammerte die Bordwand. Dann tauchte ein verzerrtes Gesicht auf. Ungläubig starrte Kevin David Lobec an, der sich, nun wieder lächelnd, aus dem Wasser ins Boot hievte.

ACHTUNDDREISSIG
    Kevins Schlag hatte Lobec nur kurz außer Gefecht gesetzt. Er hatte von der Brücke aus beobachtet, wie Kevin wieder auftauchte. Seine Freundin war schon nicht mehr zu sehen. Lästigerweise hielten nun einige neugierige Autofahrer an, was Lobec daran hinderte, von oben auf Kevin zu schießen.
    Den Haltenden rief er zu: »Gütiger Gott, jemand hat ihn abgeknallt und ist dann von der Brücke gesprungen!« Dann rannte er los. Wären Tarnwells Leute am Ende der Brücke postiert gewesen, hätten sie die beiden abfangen können, wenn sie aus dem Wasser kamen. Aber er hatte Tarnwell angelogen. Er kochte sein eigenes Süppchen, und dabei hätten weitere Männer nur gestört.
    Lobec sprintete zurück zur Virginiaseite der Brücke. Irgendwann stoppte er, um zu sehen, ob er Kevin und Erica im Wasser entdecken konnte. Da hörte er einen Außenbordmotor aufheulen. Sie würden ihm entkommen, wenn er nicht sofort reagierte. In welche Richtung würden sie fliehen? Im Norden gab es nur einige kleine Docks, er setzte auf Richtung Süden.
    Seine SIG Sauer im Hosenbund fädelte er sich innerhalb weniger Sekunden durch den langsam fließenden Verkehr von einer Brückenseite auf die andere und

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