Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
gerade um die Ecke gebogen, da traf mich etwas fest auf den Rücken, schleuderte mich zwei Meter nach vorn und erschreckte mich derart, dass ich wieder sichtbar wurde.
Ich wollte mich umdrehen und auf meinen Angreifer einschlagen, aber ein weiterer Hieb traf mich so heftig am Kopf, dass ich in die Knie ging. Das Gefühl war so, als würde ich von etwas getroffen, das die Form einer Hand und eines Arms hatte, aber sie hielt einen Prügel, so etwas wie einen Baseballschläger. Erneut schlug mein Angreifer zu, diesmal über ein Schulterblatt, und ich schrie in der Hoffnung auf, dass mich jemand hörte. Ein weiterer Schlag traf mich an der Schläfe, und er war so gewaltig, dass ich nach hinten stürzte. Mit zusammengekniffenen Augen sah ich auf und versuchte zu erkennen, wer mir das antat, aber ich konnte lediglich eine dunkle, amorphe Gestalt ausmachen, die rasch und hart auf mich einschlug und mich jetzt am Kinn traf. Dieser Hieb war so heftig, dass ich mich nicht mehr erheben, nicht mehr gegen die schmerzenden Schläge ankämpfen konnte, die härter und dichter auf mich herabprasselten als der Regen.
Plötzlich erfüllte strahlendes Licht mein Blickfeld – ein Licht von solcher Helligkeit, dass es schmerzte. Ich war nicht allein mit meiner Einschätzung. Mein Angreifer wich zurück, ließ mich los, und ich hörte ein seltsames schrilles Gekreisch über mir. Angezogen von etwas unwiderstehlich Verlockendem sah ich zum Licht hinüber. Ein glühender, sengender Schmerz fuhr mir durch den Kopf, als meine Augen die Gestalt erfassten, die auf uns zukam: wunderschön und entsetzlich, sämtliche Farben und keine, weißes Licht und Dunkelheit, geflügelt und bewaffnet mit einem Schwert, die Züge sich ständig verändernd und ununterscheidbar. Das nächste Gekreisch, das ich hörte, war mein eigenes, die Qual und Ekstase über das, was ich gerade gesehen hatte, verbrannte meine Sinne, obwohl ich es nicht mehr erkennen konnte. Um mich her war war alles weiß-weißer-am-weißesten geworden, bis alles schwarz geworden war und ich überhaupt nichts mehr sehen konnte.
Dann fiel ein Schweigen herab.
Ich saß schluchzend, körperlich und geistig voller Schmerzen da. Schritte kamen heran, und ich spürte, wie jemand neben mir niederkniete. Irgendwie wusste ich, trotz meiner Blindheit, dass es nicht mein Angreifer war. Diese Person hatte längst das Weite gesucht.
»Georgina?«, fragte mich eine vertraute Stimme.
»Carter«, brachte ich keuchend heraus und schlang die Arme um ihn.
Kapitel 17
Ich erwachte von einer schnurrenden Aubrey an meinem Ohr. Sie spürte, dass ich wieder da war, kam näher heran und leckte mir nahe am Ohrläppchen über die Wange, wobei ihre Schnurrbarthaare sanft über meine Haut rieben. Es kitzelte. Ich wand mich ein wenig und öffnete die Augen. Zu meinem Erstaunen drangen Licht, Farbe und Formen zu mir herein – obwohl verschwommen und verzerrt.
»Ich kann sehen«, brummte ich Aubrey zu und versuchte, mich aufzusetzen. Sofort schmerzte es mich an einer Vielzahl von Stellen meines Körpers, sodass es schwierig wurde, sich zu rühren. Ich lag auf meinem Sofa unter einer alten Decke.
»Natürlich kannst du sehen«, informierte mich Jeromes kalte Stimme. Aubrey flüchtete. »Obwohl es dir recht geschehen wäre, wenn du es nicht könntest. Was hast du dir dabei gedacht, einen Engel in voller Gestalt anzusehen?«
»Nichts«, meinte ich zu ihm und kniff die Augen zusammen, um seine dunkel gekleidete Gestalt zu erkennen, die vor mir auf und ab ging. »Gedacht, meine ich.«
»Offensichtlich.«
»Hört auf!«, ertönte Carters lakonische Stimme von irgendwo hinter mir.
Ich richtete mich auf, schaute mich um und sah seine verschwommene Gestalt an einer Wand lehnen. Peter, Cody und Hugh waren ebenfalls im Zimmer. Es war ein reguläres, leicht gestörtes Familientreffen. Ich musste einfach lachen.
»Und du warst da, und du warst da …«
Cody ließ sich neben mir nieder, und ich bekam seine Züge scharf in den Blick, als er sich vorbeugte, um mein Gesicht näher zu inspizieren. Stirnrunzelnd ließ er sanft einen Finger an meinen Wangenknochen entlanglaufen. »Was ist passiert?«
Ich wurde wieder ernst. »Ist es so schlimm?«
»Nein«, log er. »Bei Hugh war’s schlimmer.« Auf der anderen Seite des Zimmers stieß der Kobold einen undefinierbaren Laut aus.
»Ich weiß bereits, was los war«, fauchte Jerome. Ich musste das Gesicht des Dämons nicht in allen Einzelheiten erkennen, um zu wissen,
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