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Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Titel: Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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gesessen hatte, zog die Knie an und vergrub das Gesicht darin, und wünschte mir, tot zu sein.
    »Er wird hierher zurückkehren, weißt du«, sagte plötzlich eine Stimme hinter mir. »Der Sog ist zu stark. Und beim nächsten Mal springt er vielleicht.«
    Überrascht hob ich den Kopf. Ich hatte niemanden herankommen hören. Ich erkannte den Mann nicht, der jetzt da stand, was merkwürdig in einer Stadt war, in der jeder jeden kannte. Er war schlank, gut frisiert und trug elegantere Kleidung, als ich gewöhnlich in der Gegend hier zu sehen bekam.
    »Wer bist du?«
    »Man nennt mich Niphon«, erwiderte er mit einer leichten Verneigung. »Und du bist Letha, Marthanes’ Tochter, ehemaliges Weib des Kyriakos.«
    »Ich bin nach wie vor sein Weib.«
    »Aber nicht mehr lange.«
    Ich wandte das Gesicht ab. »Was willst du?«
    »Ich möchte dir helfen, Letha. Ich würde dir gern aus diesem Schlamassel helfen, in den du dich hineingebracht hast.«
    »Niemand kann mir helfen. Es sei denn, du kannst die Vergangenheit ungeschehen machen.«
    »Nein. Das kann niemand. Ich kann jedoch dafür sorgen, dass die Menschen sie vergessen.«
    Langsam wandte ich mich wieder zu ihm um und musterte seine strahlenden Augen und das elegante Gehabe. »Mach keine Witze. Dazu bin ich nicht in der Stimmung.«
    »Ich versichere dir, ich meine es absolut ernst.«
    Ich starrte ihn an und wusste plötzlich irgendwie, dass er die Wahrheit sprach, so unmöglich es ja war, daran zu glauben. Später würde ich erfahren, dass Niphon ein Kobold war, aber damals hatte ich nur gespürt, dass etwas Seltsames an ihm war, hatte das Flüstern der Macht gespürt, die versprach, dass er sein Wort wirklich einhalten konnte.
    »Wie?«
    Seine Augen funkelten, ähnlich wie bei Hugh, wenn er kurz vor einem größeren geschäftlichen Abschluss stand. »Die Erinnerung an das auszulöschen, was du getan hast, ist keine kleine Aufgabe. Sie hat ihren Preis.«
    »Kannst du dafür sorgen, dass ich ebenfalls vergesse?«
    »Nein. Aber ich kann dafür sorgen, dass alle anderen vergessen. Deine Familie, deine Freunde, die Stadt. Er.«
    »Ich weiß nicht … dann werde ich wohl nicht zu ihnen zurückkehren. Selbst wenn sie sich nicht daran erinnern, ich erinnere mich. Ich könnte Kyriakos so nicht ins Gesicht sehen. Es sei denn … « Ich zögerte und überlegte, ob es nicht vielleicht besser wäre, nie mehr wieder mit ihnen in Kontakt zu treten. »Kannst du dafür sorgen, dass sie mich völlig vergessen? Es so aussehen lassen, als wäre ich nie geboren worden?«
    Niphon zog scharf und aufgeregt die Luft ein. »Ja, oh ja. Aber eine Gunst wie diese … eine Gunst wie diese hat einen noch höheren Preis …«
    Da erklärte er mir, was ich als Gegenleistung dafür aufzugeben hätte, dass ich aus dem Gedächtnis derer, die ich gekannt hatte, völlig ausgelöscht würde. Meine Seele war der Preis. Ich hatte sie so lange getragen, wie ich auf Erden gewandelt war, aber sie wäre jetzt verpfändet, sozusagen. Das war der übliche Preis für jeden höllischen Handel. Aber die Hölle wollte mehr von mir: ich müsste auf ewig Seelen verderben. Ich würde den Rest meiner Tage damit verbringen, Männer zu verführen, ihre Fantasien zu meinem eigenen Nutzen und dem Nutzen derer, denen ich diente, Wirklichkeit werden zu lassen. Es war eine Ironie des Schicksals in Anbetracht dessen, was mich an diesen Punkt gebracht hatte.
    Als Hilfe würde ich die Fähigkeit gewinnen, jede beliebige Gestalt annehmen zu können, ebenso die Macht, meinen eigenen Charme zu verstärken. Und ich hätte natürlich ewiges Leben. Unsterblichkeit und Unverwundbarkeit. Allein das hätte einigen ausgereicht.
    »Du wirst gut sein. Eine der besten. Das spüre ich in dir.« Kobolde besaßen die Fähigkeit, Seele und Natur einer Person zu erkennen. »Die meisten Leute glauben, das Verlangen sei nur im Leib, aber es steckt auch hier.« Er berührte mich an der Stirn. »Und du würdest nie sterben. Du würdest auf ewig jung und schön sein, bis die Erde zugrunde geht.«
    »Und danach?«
    Er lächelte. »Das ist noch lange, lange hin, Letha, wohingegen das Leben deines Gatten jetzt auf dem Spiel steht.«
    Das hatte meine Entscheidung herbeigeführt. Das Wissen, dass ich Kyriakos retten und ihm ein neues Leben schenken könnte, ein Leben frei von mir, sodass er eine Chance bekäme, wieder glücklich zu sein. Ein Leben, aus dem ich mich von meiner Entwürdigung und vielleicht sogar rechtmäßigen Bestrafung davonstehlen konnte.

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