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Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Titel: Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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und schritt zur Tür. »Nicht, bitte! Keinen Zuckerguss.«
    »Roman …« Ich fühlte mich entsetzlich. Ärger und Kummer standen ihm ins ganze Gesicht geschrieben. »Versteh bitte …«
    »Bis dann, Georgina. Oder auch nicht.«
    Kaum hatte er die Tür hinter sich zugeschlagen, da flossen mir auch schon die Tränen die Wangen herab. Ich ging ins Schlafzimmer, legte mich aufs Bett und war bereit für einen Tränenstrom, der jedoch nie kam. Keine Tränen mehr, trotz meiner Gefühlsmischung aus Verzweiflung und Erleichterung. Ein Teil meiner selbst wollte Roman auf der Stelle zurückrufen; er sollte zu mir zurückkehren. Der andere Teil warnte mich kalt, dass ich nun einen deutlichen Grund hatte, mich so bald wie möglich von Seth zu trennen, bevor die Dinge eskalierten.
    Meine Güte, warum tat ich immerzu Menschen weh, die mir etwas bedeuteten? Was an mir ließ mich diesen Kreis immer und immer wieder durchlaufen? Romans am Boden zerstörter Ausdruck schwebte mir nach wie vor im Sinn, aber mich tröstete die Tatsache, dass er nicht so traumatisiert worden war wie damals Kyriakos. Nicht annähernd so heftig.
    Die Entdeckung meiner Affäre mit Ariston hatte zur Verdammung durch beide Familien sowie zu einer drohenden Scheidung, gepaart mit dem Verlust meiner Mitgift, geführt. Ich glaube, mit dieser Verachtung, sogar mit den hasserfüllten Blicken, hätte ich leben können. Womit ich jedoch nicht zurechtkam, war die Tatsache, dass Kyriakos alles verloren hatte, was ihm lieb und teuer gewesen war. Fast wünschte ich, er würde wütend werden und mich verprügeln, aber das lag jenseits seiner Möglichkeiten. Nichts folgte. Ich hatte ihn vernichtet.
    Nach mehreren Tagen der Trennung entdeckte ich ihn auf einer der felsigen Klippen oberhalb des Wassers sitzen. Ich versuchte zahllose Male, ihn in ein Gespräch zu verstricken, aber er reagierte auf keinen dieser Versuche. Er starrte nur hinaus auf dieses weite Blau, das Gesicht tot und ausdruckslos.
    Ich stand neben ihm, und meine eigenen Gefühle wogten hin und her in mir. Ich hatte darin geschwelgt, ein verbotenes Objekt der Begierde für Ariston zu sein, aber ich wollte auch ein geliebtes Objekt von Kyriakos sein. Anscheinend konnte ich nicht beides haben.
    Ich wollte ihm die Tränen von den Wangen abwischen, und er schlug meine Hand beiseite. Näher daran, mich zu schlagen, war er niemals gekommen.
    »Nicht!«, warnte er mich und sprang auf. »Berühre mich nie wieder. Du machst mich krank.«
    Jetzt spürte ich die eigenen Tränen, selbst wenn sein Zorn bedeutete, dass er immer noch am Leben war. »Bitte … es war ein Fehler. Ich weiß nicht, wie mir geschah.«
    Er lachte hohl, ein schrecklicher, freudloser Laut. »Nein? Damals hast du es anscheinend ganz genau gewusst. Er auch.«
    »Es war ein Fehler.«
    Er kehrte mir den Rücken zu und ging zum Rand des Felsens und starrte hinaus aufs Meer. Er breitete die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken und ließ den Wind über sich hinwegfegen. In der Nähe kreischten die Möwen.
    »W-was tust du da?«
    »Ich fliege«, erwiderte er. »Wenn ich weiter fliege … direkt über diesen Rand, werde ich wieder glücklich sein. Oder, noch besser, ich werde überhaupt nichts fühlen. Ich werde nicht mehr an dich denken. Ich werde nicht mehr an dein Gesicht denken oder an deine Augen, daran, wie du lächelst oder wie du riechst. Ich werde dich nicht mehr lieben. Ich werde keinen Schmerz mehr spüren.«
    Ich ging auf ihn zu, voller Furcht, meine Gegenwart würde ihn dazu veranlassen zu springen. »Hör auf damit! Du machst mir Angst. Du meinst es doch gar nicht so.«
    »Nein?«
    Er sah mich an, und in seinem Blick lag kein Zorn oder Zynismus mehr. Nur Trauer. Kummer. Verzweiflung. Depression, schwärzer als eine mondlose Nacht. Es war schrecklich und erschreckend. Ich wollte, dass er mich wieder anfauchte, anschrie. Ich hätte mich sogar von ihm schlagen lassen, nur um irgendeine Hitze in ihm zu erkennen. Aber es kam nichts, nichts. Nur Dunkelheit.
    Er schenkte mir ein trauriges, freudloses Lächeln. Das Lächeln eines Mannes, der bereits gestorben war.
    »Ich werde dir nie vergeben.«
    »Bitte …«
    »Du warst mein Leben, Letha … aber jetzt nicht mehr. Nicht mehr. Ich habe jetzt kein Leben mehr.«
    Er ging davon, und obwohl es mir schier das Herz brach, stieß ich doch erleichtert den Atem aus, weil er vom Felsen wegging. Ich wollte ihm nachlaufen, ließ ihm stattdessen jedoch seinen Raum. Ich setzte mich dort nieder, wo er

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