Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
Meine Seele – die ich sowieso kaum verstand – erschien wie ein geringer Preis. Ich war einverstanden mit dem Handel, zunächst per Handschlag, dann, indem ich mein Zeichen auf ein Papier setzte, das ich nicht lesen konnte. Niphon verließ mich, und ich kehrte in die Stadt zurück. Es war unheimlich einfach.
Bei meiner Rückkehr war es genau so, wie er versprochen hatte. Der Wunsch war bereits erfüllt worden. Niemand kannte mich. Vorüberkommende – Menschen, die ich mein ganzes Leben lang gekannt hatte – warfen mir Blicke zu, die für Fremde reserviert waren. Meine eigenen Schwestern gingen an mir vorüber, ohne mich wiederzuerkennen. Ich wollte Kyriakos aufsuchen und sehen, ob es bei ihm ebenso war, aber ich brachte den Mut dazu nicht auf. Ich wollte nicht, dass er mein Gesicht sähe, nie wieder, nicht einmal dann, wenn er es nicht erkennen würde. Also verbrachte ich den Tag damit, umherzuwandern und die Tatsache zu akzeptieren, dass ich für diese Menschen verschwunden war. Es war schwerer, als ich gedacht hätte. Und trauriger.
Zum Einbruch der Nacht zog ich mich wieder zur Stadtgrenze zurück. Schließlich konnte ich nirgendwo bleiben. Hatte weder Familie noch Freunde. Stattdessen saß ich im Dunkeln da, beobachtete Mond und Sterne und überlegte, was ich jetzt tun sollte. Die Antwort erfolgte rasch.
Sie stieg fast aus dem Boden, tauchte zunächst lediglich als Schatten auf und verschmolz dann nach und nach zur Gestalt einer Frau. Die Luft um sie herum bebte unter einer Energie, und plötzlich war mir, als müsste ich ersticken. Ich wich zurück, Entsetzen erfüllte jeden Teil meiner selbst, meine Lungen waren außerstande, Luft aufzunehmen. Wind erhob sich aus dem Nichts, peitschte mir das Haar und legte das Gras rings umher flach.
Dann stand sie vor mir, und die Nacht war wieder still. Lilith. Königin der Sukkuben. Herrin der Nacht. Die Erste Frau.
Furcht, wie ich sie noch nie gekannt hatte, fuhr über mich hinweg – und Lust. Ich hatte mich noch nie zuvor von einer Frau angezogen gefühlt, aber Lilith übte auf jeden diese Anziehung aus. Es liegt in ihrem Wesen. Niemand kann ihr widerstehen.
In jener Nacht hatte sie eine hohe, schlanke Gestalt angenommen, biegsam und wunderschön. Ihre Haut zeigte das blasse Weiß der Aristokratie dieser Zeit – ein Weiß, das diejenigen von uns, die regelmäßig im Freien arbeiteten, niemals erreichten. Ihr Haar war pechrabenschwarz und fiel ihr in schimmernden Wellen bis auf die Knöchel. Und ihre Augen … nun ja, drücken wir es so aus: Es gibt einen Grund dafür, dass die alten Mythen die Sukkuben als „flammenäugig“ bezeichnen. Ihre Augen waren wunderschön und tödlich, sie versprachen alles, was man sich je wünschen oder was man begehren konnte, wenn man sich nur von ihr helfen ließe. Ich weiß immer noch nicht, von welcher Farbe sie waren, aber in jener Nacht konnte ich den Blick nicht von ihnen abwenden.
»Letha«, sagte sie schmachtend, während sie auf mich zukam. Die Luft um sie schimmerte, und ich zitterte jetzt wirklich und wahrhaftig unter meinem Verlangen. Ich wollte weglaufen, sank stattdessen in die Knie, aus Respekt und weil es einfach unmöglich war, stehen zu bleiben. Sie erreichte mich und hob mein Kinn, sodass ich wieder in diese Augen schauen musste. Scharfe, schwarze Nägel gruben sich in meine Haut, und es fühlte sich wunderbar an. »Du wirst jetzt meine eigene Tochter sein und für den Rest deiner Tage Zwietracht und Leidenschaft verbreiten. Du wirst sowohl Strafende als auch Prüfende sein, ein Wesen sowohl der Träume als auch der Alpträume. Sterbliche werden alles für dich tun, nur für eine Berührung. Du wirst geliebt und begehrt sein, bis die Erde zu Staub wird.«
Ich wimmerte angesichts ihrer Nähe, und dann trat sie noch näher heran und zog mich hoch, sodass ich vor ihr stand. Diese prächtigen Lippen näherten sich den meinen, und dieser Kuss sandte ein orgasmisches Vergnügen durch meinen Leib. Meine Schreie waren vergebens, sie wurden erstickt in diesem Kuss. Ich schloss die Augen, außerstande, sie anzuschauen, und außerstande, mich von ihr zu lösen. Ich wurde von dieser Ekstase durchtränkt, die unaufhörlich in meinem Leib pulsierte. Und dennoch – als ich mich von dieser Wonne verzehren ließ, geschah auch etwas anderes.
Meine Sterblichkeit wurde von mir abgestreift.
Es fühlte sich an, als würde ich mich auflösen, als wäre ich zu Asche im Wind geworden. Ich fragte mich, ob sich so der Tod
Weitere Kostenlose Bücher