Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
Fall.
Seth und ich setzten uns, und das Gespräch floss mühelos zwischen uns dahin. Kaum zu glauben, dass je irgendwelche Verlegenheit zwischen uns geherrscht hatte, dachte ich. Er war so tröstlich.
Da ich wusste, dass ich irgendwann auch mal wieder arbeiten müsste, riss ich mich schließlich los, schaute beim übrigen Personal vorbei und zog mich dann in mein Büro zurück. Ich wollte jedoch bloß meine E-Mails nachsehen. Heute war ich kontaktfreudig und hatte vor, im Erdgeschoss zu arbeiten. Ich warf meine Handtasche auf den Tisch und war gerade dabei, mich zu setzen, da erblickte ich einen nur allzu vertrauten weißen Briefumschlag mit meinem Namen darauf.
Vermisst du mich? Könnte mir vorstellen, dass du ziemlich beschäftigt damit warst, für die Sicherheit deiner unsterblichen Freunde zu sorgen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass du ebenso beschäftigt mit deinem ach-wie-faszinierenden Privatleben warst und kaum einen Gedanken an mich verschwendet hast. Grausam in Anbetracht dessen, was ich für dich getan habe!
Obwohl ich mich frage, ob du dir ebenso viele Sorgen um die Sterblichen in deinem Leben machst wie um die Unsterblichen? Zugegeben, Tode der Sterblichen sind um so vieles unbedeutender. Was sind schließlich fünfzig Jahre weniger im Vergleich zu den Jahrhunderten eines Unsterblichen? Sterbliche sind eigentlich kaum den Wirbel wert, den man um sie veranstaltet, dennoch machst du gute Miene zum bösen Spiel und sorgst dich um sie. Aber tust du das auch wirklich? Oder sind sie bloß eine Ablenkung von der langen Zeit deiner eigenen Jahrhunderte? Was ist mit deinem Geliebten? Ist er ein weiteres Spielzeug, ein weiteres Hobby zum Zeitvertreib? Bedeutet er dir wirklich etwas?
Finden wir es doch heraus! Überzeuge mich heute, dass er dir etwas bedeutet. Du hast bis zum Ende deiner Schicht Zeit, für seine Sicherheit zu sorgen. Du kennst die Regeln – halte ihn an sicheren Orten, sorge dafür, dass andere um ihn herum sind etc., etc. Ich werde bei dir sein und zusehen. Überzeuge mich, dass er dir wirklich etwas bedeutet, und ich werde ihn verschonen. Überzeuge mich. Ein Fehlschlag – oder eine Kontaktaufnahme zu deinen Unsterblichen – und jeder noch so gute Versuch, ihn sicher „aufzubewahren“, wird sinnlos sein.
Ich ließ den Brief fallen. Meine Hände waren eiskalt. Was für ein wahnsinniges Spiel war das? Es erschien völlig sinnlos. Der Nephilim sagte mir im einen Atemzug, ich solle jemanden beschützen, ließ jedoch im nächsten durchblicken, dass es keine Rolle spielte, dass es keinen Schutz gab. Es war dumm, ein weiterer Sturm im Wasserglas, und das nur, um zu sehen, was ich täte. Ich sah mich voller Unbehagen um und fragte mich, ob der Nephilim jetzt hier wäre. Lauerte Jeromes verärgerter Sprössling unsichtbar neben mir und grinste höhnisch angesichts meiner Qual? Was sollte ich tun?
Und schließlich, und das war vielleicht am wichtigsten: Wer zum Teufel war überhaupt mein Geliebter?
Kapitel 21
Ich hatte keinen Geliebten. Trotz aller Ungewissheiten in meiner Welt gab es wenigstens diese eine Sache, bei der ich mir absolut sicher sein konnte. Unglücklicherweise hatte dieser Nephilim anscheinend eine optimistischere Ansicht von meinem Liebesleben.
»Ich weiß nicht, von wem du redest«, rief ich meinem leeren Büro zu. »Hast du mich gehört, du Hurensohn? Ich weiß nicht, von wem du verdammt noch mal redest!«
Niemand reagierte.
Paige, die einen Augenblick später vorüberkam, steckte den Kopf herein. »Haben Sie mich gerufen?«
»Nein«, knurrte ich. Sie trug ein Kleid, das an ihrem anschwellenden Leib förmlich klebte. Was meine Laune nicht im Geringsten hob. »Rede bloß mit mir selbst.« Ich schloss die Tür, nachdem sie gegangen war.
Mein erster Impuls war, Hilfe zu holen. Carter. Jerome. Irgendjemanden. Irgendwen. Ich kam damit nicht allein zurecht.
Ein Fehlschlag – oder eine Kontaktaufnahme zu deinen Unsterblichen – und jeder noch so gute Versuch, ihn sicher „aufzubewahren“, wird sinnlos sein.
Verdammt. Ich wusste nicht mal, wer „er“ war. Verzweifelt überlegte ich, wen von meinen sterblichen Bekanntschaften der Nephilim fälschlich als etwas mehr angesehen hatte. Als ob es nicht schon schwer genug wäre, mein Bekannter zu sein.
Überraschend – oder vielleicht auch nicht – schweiften meine Gedanken prompt zu Seth ab. Ich dachte über unser Verhältnis nach. Ordentlich und züchtig, gewiss, aber nach wie vor warm. Nach wie vor richtig und
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