Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
nicht …«
»Nun komm schon! Du kannst mir unmöglich all diese verzweifelten Nachrichten hinterlassen und dann dieses Spielchen von wegen „wir brauchen Abstand“ anfangen. Sei mal ernst, Georgina! Du bist am Ende. Du zitterst. Ich würde dich sowieso nicht alleinlassen wollen, wenn ich dich so gefunden hätte, ganz zu schweigen nach diesen Anrufen.«
»Nein. Nein. Nicht ausgehen.« Ich setzte mich aufs Sofa, musste ihn wegschicken, wollte es nicht. »Bleiben wir hier.«
Roman, der immer noch besorgt wirkte, holte mir ein Glas Wasser, ließ sich dann neben mir nieder und hielt mir die Hand. Nach und nach beruhigte ich mich und hörte Roman zu, der im Bemühen, mich aufzuheitern, über unzusammenhängende Dinge sprach.
Er seinerseits ging ziemlich nett über meine wahnsinnigen Anrufe hinweg. Zwar versuchte er fortwährend, Erklärungen aus mir herauszulocken, aber als ich weiterhin auswich, nur sagte, dass ich Grund zur Besorgnis gehabt hätte, bedrängte er mich nicht weiter – zumindest im Augenblick. Er munterte mich nur weiter dadurch auf, dass er mir lustige Dinge erzählte, seine üblichen Monologe über Politik hielt und sich über die irrationalen Regeln und die Scheinheiligkeit der Machthaber beklagte.
Spät am Abend war ich wieder locker und gelöst, war nur etwas verlegen wegen meines Verhaltens. Verdammt, wie ich diesen Nephilim hasste!
»Es wird spät. In Ordnung, wenn ich gehe?«, fragte er. Wir standen dicht beieinander am Wohnzimmerfenster, das die Queen Anne Avenue überblickte.
»Wahrscheinlich besser, als wenn du bleiben würdest.«
»Na ja, das ist wohl Ansichtssache«, kicherte er und strich mit der Hand über mein Haar.
»Vielen Dank fürs Vorbeischauen! Ich weiß … ich weiß … es wirkt verrückt, aber du musst mir einfach in dieser Sache vertrauen.«
Er zuckte mit den Achseln. »Mir bleibt wirklich keine andere Wahl. Abgesehen davon … es ist doch irgendwie nett zu wissen, dass du dich um mich sorgst.«
»Aber natürlich! Wie auch nicht?«
»Ich weiß nicht. Du bist nicht leicht zu verstehen. Ich könnte nicht so recht sagen, ob du mich wirklich magst … oder ob ich einfach nur ein Zeitvertreib war. Eine Ablenkung.«
Etwas in seinen Worten ließ eine Glocke in meinem Kopf läuten, etwas, auf das ich hätte Acht geben sollen. Stattdessen war ich mehr davon gefangen, wie dicht er plötzlich neben mir stand, wie seine Hand über meine Wange, meinen Hals auf meine Schulter hinablief. Er hatte lange, sinnliche Finger. Finger, die viel Gutes an einer Vielzahl guter Stellen bewirken konnten.
»Ich mag dich, Roman. Wenn du nichts von allem glaubst, was ich dir sage, dann glaube das.«
Da lächelte er, ein Lächeln, das so voll und wunderschön war, dass mir das Herz schmolz. Meine Güte, ich hatte dieses Lächeln und seinen ulkigen, leichtfertigen Charme vermisst! Er legte mir die Hand wieder in den Nacken, zog mich zu sich hin, und ich begriff, dass er mich wieder küssen würde.
»Nein … nein … nicht!«, murmelte ich und wand mich aus seinem Griff.
Er wich zurück, hielt mich jedoch immer noch fest, als er ausatmete, und die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Immer noch in Sorge deshalb?«
»Das kannst du nicht verstehen. Tut mir leid. Ich kann einfach nicht …«
»Georgina, beim letzten Kuss ist nichts Traumatisches passiert. Abgesehen von deiner Reaktion, meine ich.«
»Ich weiß, aber so einfach ist das nicht.«
»Nichts passiert«, wiederholte er, und in seiner Stimme lag eine unvertraute Härte.
»Ich weiß, aber …«
Ich hielt mitten im Satz inne, und mir stand der Mund offen, als ich seine Worte innerlich wiederholte. Nichts passiert. Nein, etwas war passiert in jener Nacht beim Konzert, als wir uns im Gang geküsst hatten. Ich hatte Roman nach dem Kuss stolpern sehen. Aber ich … was war mit mir passiert? Was hatte ich gespürt? Nichts. Ein so intensiver Kuss, ein Kuss von einer gewissen Stärke, ein Kuss mit jemandem, den ich so heftig begehrte, hätte etwas auslösen sollen. Selbst bei einer so geringen Energieausbeute wie bei Warren hätte ein tiefer Kuss meinen Sukkubusinstinkt wecken sollen, hätte uns miteinander verbinden sollen, auch wenn kein so bedeutender Übergang erfolgt wäre. Roman auf diese Weise zu küssen – insbesondere wo er augenscheinlich reagiert hatte -, hätte in einer Art Gefühl meinerseits resultieren sollen. Einer Empfindung. Dennoch war da nichts gewesen. Überhaupt nichts.
Damals hatte ich es dem
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