Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
absagen.«
»Nein, nein, bloß nicht.« Bis dahin wäre alles vorüber.
Er blieb noch eine Weile und versuchte erneut, Konversation zu machen, aber ich konnte nicht daran teilnehmen. Als er schließlich zum Gehen aufstand, sah ich ihm die Besorgnis an und fühlte mich schrecklich, weil ich ihn da mit hineingezogen hatte.
»Das wird sich bis morgen alles in Luft aufgelöst haben«, erklärte ich ihm. »Also machen Sie sich keine Sorgen. Bis dahin bin ich wieder ganz normal. Versprochen.«
»Okay. Wenn Sie etwas brauchen, lassen Sie es mich wissen. Rufen Sie mich auf jeden Fall an. Ansonsten … nun bis morgen, bei der Arbeit.«
»Nein. Morgen habe ich frei.«
»Oh. Schön. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich vorbeischaue?«
»Natürlich nicht. Nur zu!« Ich wäre mit allem einverstanden gewesen. Ich war zu müde, um meine frühere Absicht, auf Distanz zu bleiben, aufrechterhalten zu können. Darüber würde ich mir später Sorgen machen. Eines nach dem anderen.
Er ging widerstrebend, zweifelsohne verblüfft darüber, dass ich ihn angewiesen hatte, so viel Zeit mit demjenigen zu verbringen, den er jetzt treffen würde. Ich selbst tigerte in meinem Apartment hin und her und wusste nicht, was ich tun sollte. Vielleicht konnte ich Roman nicht zu fassen bekommen, weil der Nephilim ihn bereits entdeckt hatte. Das wäre kaum fair, da ich nicht einmal eine echte Möglichkeit gehabt hatte, ihn zu warnen, aber dieser Nephilim schien wirklich nicht der Typ zu sein, der sich um falsch oder richtig Gedanken machte.
Da hatte ich eine Inspiration. Ich rief die Auskunft an, weil mir aufgegangen war, dass ich die naheliegendste Methode, ihn zu finden, noch gar nicht ergriffen hatte. Es war allerdings gleichgültig. Er war nicht eingetragen.
Zwei Stunden, bevor meine Schicht beendet gewesen wäre, hinterließ ich Roman eine weitere Nachricht. »Bitte, bitte, bitte ruf mich an!«, bettelte ich. »Selbst wenn du richtig sauer auf mich bist. Sag mir nur einfach, dass du da draußen und wohlauf bist.«
Niemand rief zurück. Acht Uhr abends ging vorüber. Blieb noch eine Stunde. Ich hinterließ ihm eine weitere Nachricht. Ich spürte, wie mich die Hysterie übermannen wollte. Meine Güte, was würde ich tun? Alles, was ich tat, war, hin und her zu tigern, zu überlegen, wie früh zu früh für einen weiteren Anruf bei Roman wäre.
Fünf Minuten vor neun schnappte ich mir völlig verzweifelt meine Handtasche und wollte mein Apartment verlassen, um etwas zu unternehmen. Irgendetwas. Die Zeit war fast vorüber.
Was würde passieren? Woher würde ich wissen, ob ich erfolgreich durch die hingehaltenen Reifen des Nephilim gesprungen war? Wo ich doch schon den Mord an Roman als Schlagzeile in der Zeitung morgen früh vor mir sah? Gäbe es eine weitere Notiz? Oder vielleicht ein schauerliches Pfand? Was wäre, wenn der Nephilim nicht einmal irgendwen von den Leuten gemeint hatte, die ich in Betracht gezogen hatte. Was wäre, wenn er völlig außerhalb der Sphäre des …
Ich öffnete die Wohnungstür und keuchte auf.
»Roman!«
Er stand dort, mitten in der Bewegung des Anklopfens, und war ebenso überrascht über meinen Anblick wie ich über den seinen.
Ich ließ meine Handtasche fallen und rannte zu ihm, warf mich auf ihn und schloss ihn in die Arm, dass er fast gestürzt wäre. »Oh, mein Gott!«, hauchte ich ihm in die Schulter. »Ich bin so froh, dich zu sehen.«
»Vermutlich«, erwiderte er und zog sich ein wenig zurück, um auf mich herabzusehen, Besorgnis im türkisfarbenen Blick. »Meine Güte, Georgina, was ist los? Ich habe so etwa achtzig Nachrichten von dir erhalten …«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte ich zu ihm, ihn immer noch nicht loslassend. Sein Anblick hatte die alten, unguten Gefühle wieder erweckt, die ich längst beerdigt geglaubt hatte. Er sah so gut aus. Er roch so gut. »Tut mir leid … es ist nur so, ich habe geglaubt, dir sei etwas zugestoßen …«
Erneut umarmte ich ihn, und dabei fiel mein Blick auf meine Armbanduhr. Neun Uhr. Meine Schicht war vorüber, ebenso das lächerliche Spiel des Nephilim.
»Okay, ist alles in Ordnung.« Er klopfte mir linkisch den Rücken. »Was ist denn los?«
»Das kann ich dir nicht sagen.« Meine Stimme bebte.
Er öffnete den Mund zu einem Protest, überlegte es sich jedoch anders. »Okay. Gehen wir es langsam an. Du bist bleich. Gehen wir was essen. Dann kannst alles erklären.«
Ja, das wäre eine komische Unterhaltung. »Nein. Das können wir
Weitere Kostenlose Bücher