Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
Brust.
Ich lehnte mich gegen ihn und tat so, als wäre ich von Leidenschaft gepackt. Na gut, ich tat eigentlich nicht nur so.
»Mmm …« Ich wandte ihm das Gesicht zu, und unsere Lippen berührten sich. »Vielleicht könnte ich mich krankmelden … nicht dass sie das glauben würden. Ich bin nie krank, und das wissen sie.«
»Pfeif doch drauf«, murmelte er und stieß mich ins Bett zurück. Seine Hände wurden kühner. »Pfeif drauf, damit ich dir wieder eins pfeifen kann.«
»Dann lass mich hoch«, lachte ich. »So kann ich nicht anrufen.«
Widerstrebend ließ er mich los, und ich glitt aus dem Bett, wobei ich ihn im Davongehen angrinste. Er sah mir hungrig nach, wie eine Katze, die ihr Opfer belauerte. Ehrlich gesagt, gefiel mir das.
Dieses Verlangen schmolz rasch dahin und wurde zu Anspannung, als ich das Wohnzimmer betrat und mein Homehandy aufnahm. Ich hatte sämtliche Zimmertüren offen gelassen und benahm mich so locker und entspannt wie möglich, damit Roman keinen Grund hätte, alarmiert zu sein. Im Wissen, dass er mich hier im Wohnzimmer wahrscheinlich hören konnte, ging ich im Geiste noch einmal meine Worte durch, als ich Jeromes Handynummer wählte.
Kaum überraschend jedoch, dass der Dämon nicht abhob. Verdammt sollte er sein! Wozu war unsere Verbindung gut, wenn ich nicht nach Belieben von ihr Gebrauch machen konnte? Aber ich hatte das erwartet, und daher versuchte ich meine nächste Möglichkeit: Hugh. Wenn ich seine Mailbox an die Strippe bekäme, hätte mich mein Glück endgültig verlassen. Ich konnte meinen Plan nicht durchführen, wenn ich seine Büronummer wählen und durch sein Arsenal an Sekretärinnen waten müsste.
»Hier Hugh Mitchell.«
»He, Doug, Georgina hier.«
Eine Pause. »Hast du mich gerade Doug genannt?«
»Sieh mal, ich kann heute nicht kommen. Ich glaube, mich hat dieser Infekt erwischt, der gerade umgeht.«
Roman kam aus meinem Schlafzimmer, und ich lächelte ihm zu, als er zum Kühlschrank hinüberging. Inzwischen versuchte Hugh, meinem Unsinn einen Sinn zu entnehmen.
»Äh, Georgina … ich glaube, du hast die falsche Nummer gewählt.«
»Nein, ich meine es ernst, Doug, also komm mir nicht so, ja? Ich kann nicht kommen, okay?«
Tödliche Stille. Schließlich fragte Hugh: »Georgina, geht’s dir gut?«
»Nein. Das habe ich dir bereits gesagt. Sieh mal, gibst du das bitte einfach weiter, ja?«
»Georgina, was ist da los …«
»Na ja, dir wird bestimmt etwas einfallen«, fuhr ich fort, »aber bitte ohne mich. Ich versuche, morgen wieder zu kommen.«
Ich schaltete ab und sah kopfschüttelnd zu Roman auf. »Es passte, dass gerade Doug da war. Er hat mir ganz eindeutig nicht geglaubt.«
»Kennt dich wohl zu gut, hm?«, fragte er und trank ein Glas Orangensaft.
»Ja, aber er wird mich decken, trotz seiner Lamentiererei. Darin ist er gut.«
Ich warf das Telefon auf das Sofa und ging zu Roman. Zeit für weitere Ablenkung. Ich bezweifelte, dass Hugh die Lage völlig begreifen würde, aber er würde zumindest vermuten, dass etwas nicht stimmte. Wie mir in der Vergangenheit aufgefallen war, konnte man nicht so lange als Unsterblicher leben und dabei dumm bleiben. Er würde etwas argwöhnen und hoffentlich Jerome erwischen. Mein Job bestand jetzt darin, den Nephilim beschäftigt zu halten, bis die Kavallerie eintraf.
»Was genau wolltest du nun eigentlich mit mir anstellen?«, schnurrte ich.
Wie sich herausstellte, so einiges. Wir landeten wieder im Schlafzimmer, und ich entdeckte, dass das Warten, bis Hugh übernehmen würde, nicht annähernd so schwierig war, wie ich befürchtet hatte. Leichte Schuldgefühle nagten an mir, weil ich Roman so sehr genoss, insbesondere da ich jetzt die Entscheidung getroffen und um Hilfe gerufen hatte. Er hatte unzählige Unsterbliche ermordet sowie Pläne in dieser Richtung für einen Beinahe-Freund. Dennoch konnte ich mich gegen meine Gefühle nicht wehren. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen –schon seit langer Zeit -, und er war echt, echt gut im Bett.
»Die Ewigkeit erscheint nicht so schlimm mit dir in meinen Armen«, murmelte er später und streichelte mir das Haar, während ich zusammengerollt neben ihm lag. Ich wandte ihm das Gesicht zu und entdeckte einen düsteren Ausdruck in seinen Augen.
»Was ist?«
»Georgina … möchtest du … möchtest du wirklich, dass ich diesen Engel in Ruhe lasse?«
»Ja«, platzte ich nach einem Augenblick der Überraschung heraus. »Ich möchte nicht, dass du irgendwem noch etwas
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