Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
waren weitaus weniger schmutzig als Orgasmen.
Am folgenden Morgen ging ich glücklich und erfrischt zur Arbeit. Paige kam etwa um die Mittagszeit zu mir, als ich auf der Schreibtischkante saß und Doug beim Mine-Sweeper-Spielen zusah. Bei ihrem Anblick sprang ich herunter, während er hastig das Spiel schloss.
Ihn übersehend richtete Paige den Blick auf mich. »Sie sollen etwas wegen Seth Mortensen unternehmen.«
Voller Unbehagen fiel mir meine Bemerkung über die Liebessklavin wieder ein. »Was zum Beispiel?«
»Ich weiß nicht.« Sie schüttelte kurz und besorgt den Kopf. »Alles. Er ist neu in der Stadt. Er kennt noch niemanden, also ist sein gesellschaftliches Leben wahrscheinlich trostlos.«
Beim Gedanken an seinen kalten Empfang gestern und seine Schwierigkeiten, ein Gespräch zu führen, überraschte mich diese Nachricht nicht sonderlich. »Ich habe ihn auf eine Tour mitgenommen.«
»Das ist nicht dasselbe.«
»Was ist mit seinem Bruder?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Die führen bestimmt die ganze Zeit über ein gesellschaftliches Leben.«
»Warum wehren Sie sich so dagegen? Ich habe Sie für einen Fan gehalten!«
Ich war ein Fan – ein bedeutenderer -, aber sein Werk zu lesen und mit ihm persönlich umzugehen, erwies sich allmählich als zwei sehr verschiedene Paar Schuhe. The Glasgow Pact war erstaunlich, ebenso die E-Mail, die er geschickt hatte. Beim direkten Gespräch hingegen herrschte ein gewisser … leichter Mangel an Eloquenz. Das konnte ich Paige natürlich nicht sagen, also ritten sie und ich noch ein wenig auf diesem Thema herum, während Doug interessiert zuschaute. Schließlich gab ich gegen mein besseres Urteil nach. Allerdings fürchtete ich mich allein schon vor der Aussicht, Seth die Sache vorzuschlagen, ganz zu schweigen davon, sie auch auszuführen.
Als ich mir später am Tag schließlich einen Ruck gab und ihn ansprach, hatte ich mich schon auf eine Abfuhr eingestellt. Stattdessen wandte er sich von seiner Arbeit ab und lächelte mich an.
»Hallo!«, sagte er. Seine Laune schien dermaßen gehoben, dass sein Benehmen tags zuvor wohl Zufall gewesen sein musste.
»Hallo. Wie läuft’s?«
»Nicht so gut.« Er tippte leicht mit dem Fingernagel gegen den Bildschirm des Laptops und runzelte die Stirn, als er den Blick darauf konzentrierte. »Sie sind ein bisschen schwierig. Ich kriege diese Szene einfach nicht so richtig in den Griff.«
Meine Neugier war entfacht. Schlechte Tage mit Cady und O’Neill. Ich hatte mir immer vorstellt, dass ein Austausch mit solchen Charakteren ein ununterbrochener Nervenkitzel sein musste. Der absolute Job.
»Dann brauchen Sie wohl eine Pause. Paige ist um Ihr gesellschaftliches Leben besorgt.«
Sein Blick ruhte auf mir. »Oh, ja? Wie das?«
»Sie glaubt, Sie gehen nicht genügend aus. Sie kennen noch niemanden in der Stadt.«
»Ich kenne meinen Bruder und dessen Familie. Und Mistee.« Er hielt inne. »Und ich kenne Sie.«
»Gute Sache, weil ich nämlich Ihr Reiseführer werden soll.«
Seths Lippen zuckten leicht, dann schüttelte er den Kopf und schaute wieder auf den Schirm. »Das ist wirklich nett – von Ihnen und von Paige -, aber nicht nötig.«
Er tat mich nicht ab wie gestern, aber ich war nach wie vor verschnupft darüber, dass mein großzügiges Angebot nicht angenommen wurde, insbesondere weil ich es unter Zwang abgab.
»Kommen Sie«, sagte ich. »Was wollen Sie denn sonst tun?«
»Schreiben.«
Dagegen konnte ich nichts sagen. Das Schreiben dieser Romane war Gottes eigenes Werk. Wer war denn ich, mich in die Schöpfung einzumischen? Und dennoch … Paige hatte mir eine Anweisung gegeben. Das war in sich selbst ein fast göttlicher Befehl. Ein Kompromiss kam mir in den Sinn.
»Sie könnten etwas tun, das mit Ihrer Recherche zu tun hat, was weiß ich! Für das Buch. Zwei Fliegen mit einer Klappe.«
»Ich habe bereits alle Recherche-Arbeit für dieses Buch erledigt.«
»Was wäre mit, hm, weitergehender Entwicklung der Charaktere? Wie zum Beispiel … ein Besuch des Planetariums?« Cady war fasziniert von Astronomie. Sie zeigte oft auf Sternbilder und verband sie mit eher symbolischen Geschichten, analog zum Plot des Romans. »Oder … oder … ein Eishockeyspiel? Sie brauchen neue Ideen für O’Neills Spiele. Die gehen Ihnen allmählich aus.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, tun sie nicht. Ich bin übrigens noch nie bei einem Eishockeyspiel gewesen.«
»Ich … was? Das ist … nein. Wirklich nicht?«
Er zuckte mit
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