Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
den Schultern.
»Woher … erhalten Sie dann die Infos übers Spiel?«
»Ich kenne die grundlegenden Regeln. Ansonsten suche ich mir die Teile aus dem Internet heraus und füge sie zusammen.«
Ich starrte ihn an und kam mir verraten und verkauft vor. O’Neill war absolut besessen von den Detroit Red Wings. Diese Leidenschaft formte seine Persönlichkeit und spiegelte sich in seinen Handlungen wider: rasch, geschickt und von Zeit zu Zeit brutal. Im Glauben, dass Seth bei jedem Detail absolut penibel war, war ich natürlich davon ausgegangen, dass er alles übers Eishockey wissen musste, damit er überhaupt einen für den Helden so bestimmenden Charakterzug beschreiben konnte.
Seth sah mich verwirrt an, weil er nicht wusste, weshalb ich so verblüfft war.
»Wir gehen zu einem Eishockeyspiel«, bestimmte ich.
»Nein, wir …«
»Wir gehen zu einem Eishockeyspiel. Warten Sie einen Moment!«
Ich rannte nach unten, schubste Doug von unserem Computer weg und erhielt die nötigen Informationen. Es war genau, wie ich mir gedacht hatte. Die Saison der Thunderbirds hatte gerade angefangen.
»Halb sieben«, sagte ich Minuten später zu Seth. »Treffen Sie mich an der Key Arena, am Hauptschalter. Ich besorge die Tickets.«
Er schien zu zweifeln.
»Halb sieben«, wiederholte ich. »Das wird klasse! Sie bekommen eine Pause und können sich ansehen, wie es bei so einem Spiel wirklich abgeht. Außerdem haben Sie doch gesagt, Sie seien heute blockiert.«
Nicht nur das, es würde meine Verpflichtung Paige gegenüber auf eine Weise erfüllen, die nicht viel Reden erforderte. Im Stadion wäre es zu laut, und wir wären viel zu sehr mit Zuschauen beschäftigt und bräuchten uns nicht zu unterhalten.
»Ich weiß nicht, wo die Key Arena ist.«
»Sie können von hier aus zu Fuß hingehen. Einfach Richtung Space Needle. Ist beides Teil des Seattle Center.«
»Ich …«
»Wann treffen Sie mich also?« In meiner Stimme lag ein warnender Unterton, dass er mich ja nicht verärgern solle.
Er verzog das Gesicht. »Halb sieben.«
Nach der Arbeit erledigte ich erst einmal alles Nötige für mich. Ich hatte nichts Neues über das Rätsel des Vampirjägers erfahren, also bräuchte ich mich vor meinem nächsten Besuch bei Erik auch nicht weiter damit zu beschäftigen. Unglücklicherweise waren in der alltäglichen Welt nach wie vor gewisse Erfordernisse zu erfüllen, und ich verbrachte den größten Teil des Abends damit, mich um verschiedene Dinge zu kümmern. Wie zum Beispiel meine Vorräte an Katzenfutter, Kaffee und Grey Goose aufzufüllen. Und die neue Reihe Lippenstift bei MAC-Kosmetika auszuprobieren. Ich dachte sogar daran, ein billiges Selbstbauregal für die feuergefährdeten Bücherstapel in meinem Wohnzimmer mitzunehmen.
Meine Produktivität kannte keine Grenzen.
Zum Essen besorgte ich mir was Indisches, und ich brachte es fertig, exakt um halb sieben an der Key Arena aufzukreuzen. Seth war nirgendwo zu sehen, aber ich geriet noch nicht in Panik. Sich im Seattle Center zurechtzufinden, war nicht die leichteste aller Übungen; wahrscheinlich wanderte er immer noch um die Needle und versuchte, hier herüberzukommen.
Ich kaufte die Tickets und setzte mich auf eine der großen Betonstufen. Im Verlauf des Abends war es kühl geworden, und ich kuschelte mich in meinen schweren Fleece-Pulli, den ich ein wenig dicker machte. Beim Warten beobachtete ich die Leute. Pärchen, Männertrupps sowie aufgeregte Kinder zogen alle zu Seattles ungestümem kleinem Team. Sie würden für ein interessantes Spiel sorgen.
Gegen zehn vor sieben wurde ich allmählich nervös. Uns blieben noch zehn Minuten, und ich hatte Sorge, dass Seth sich ernsthaft verlaufen hatte. Ich holte mein Handy heraus und wählte die Nummer der Buchhandlung, weil ich mich fragte, ob er dort wäre. Nein, sagten sie mir, aber Paige hatte seine Handynummer. Die versuchte ich als Nächstes, bekam aber nur die Mailbox.
Verärgert klappte ich mein Handy zusammen und legte die Arme enger um mich, damit ich warm blieb. Noch hatte wir Zeit. Abgesehen davon war es gut, dass Seth nicht in der Buchhandlung war. Das bedeutete, er war unterwegs.
Dennoch – als es sieben Uhr schlug und das Spiel anfangen sollte, war er immer noch nicht da. Ich versuchte erneut, ihn auf seinem Handy zu erreichen, und sah dann verlangend zu den Toren hinüber. Ich wollte den Anfang des Spiels sehen. Seth hatte vielleicht noch nie beim Eishockey zugeschaut, aber ich schon, und es gefiel mir. Die
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