Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
ständige Bewegung und Energie zogen mich mehr als jede andere Sportart in ihren Bann, selbst wenn ich mich angesichts der Zweikämpfe manchmal abwandte. Ich wollte das nicht missen, aber ich wollte auch nicht, dass Seth käme und nicht wüsste, was er tun sollte, wenn ich nicht am vereinbarten Ort wäre.
Ich wartete noch fünfzehn Minuten und hörte auf die Geräusche des Spiels, die zu mir herüber schallten, bevor ich schließlich der Wahrheit ins Gesicht sah.
Er hatte mich versetzt.
Das war völlig unerhört. Es war nicht mehr vorgekommen seit … über einem Jahrhundert. Ich war eher verblüfft als peinlich berührt oder wütend. Die ganze Sache war einfach zu merkwürdig, um sie zu ergründen.
Nein, entschied ich einen Moment später. Ich hatte mich geirrt. Seth war widerstrebend gewesen, ja, aber er würde bestimmt nicht einfach so nicht kommen, ohne vorher anzurufen. Und vielleicht … vielleicht war etwas Schlimmes passiert. Er hätte zum Beispiel angefahren worden sein können. Nach Duanes Tod konnte niemand voraussagen, welche tragischen Ereignisse noch stattfänden.
Bevor ich jedoch weitere Informationen hatte, war die einzige Tragödie, der ich mich jetzt gegenübersah, die, dass ich das Spiel verpasste. Erneut rief ich seine Handynummer an und hinterließ ihm eine Nachricht mit meiner Nummer und meinem Aufenthaltsort. Notfalls käme ich heraus und würde ihn einsammeln. Ich ging zum Spiel.
Wie ich so allein da hockte, fühlte ich mich bloßgestellt, und ich spürte wieder meine traurige Lage. Andere Pärchen saßen in der Nähe, und eine Gruppe von Typen musterte mich immer wieder, und hin und wieder stießen sie einen aufmunternd in die Seite, der herüberkommen und mich ansprechen wollte. Nicht angemacht zu werden, brachte mich nicht weiter aus der Fassung, aber dass ich so aussah, als hätte ich es nötig. Ich zog es vielleicht vor, mich nicht mit jemandem zu verabreden, aber das bedeutete nicht, dass ich es nicht tun könnte, wenn ich es wollte. Es gefiel mir nicht, von anderen als jemand wahrgenommen zu werden, die verzweifelt und allein war. Das Gefühl hatte ich sowieso manchmal, auch ohne Bestätigung von außen.
In der ersten Pause besorgte ich mir ein Corn Dog, um mich zu trösten. Während ich mein Portemonnaie nach Kleingeld durchwühlte, fand ich den Papierfetzen mit Romans Nummer. Eine Weile starrte ich ihn beim Essen an und dachte an seine Beharrlichkeit und wie schlecht es sich angefühlt hatte, ihn zurückzuweisen. Meine plötzliche schmerzliche Verlassenheit befeuerte das Verlangen, mit jemandem zusammen zu sein, daran erinnert zu werden, dass ich wirklich soziale Kontakte haben konnte, wenn ich es nur wollte.
Der gesunde Menschenverstand ließ mich kurz innehalten, als ich wählen wollte, und warnte mich, dass ich meinen jahrzehntelangen Eid brechen würde, mich nicht mit netten Jungs zu treffen. Es gab klügere Arten und Weisen, mit einem unbenutzten Eishockeyticket zu verfahren, ermahnte mich diese innere Stimme der Vernunft. Wie Hugh oder die Vampire. Einen von ihnen anzurufen, wäre eine ungefährlichere Vorgehensweise.
Aber … aber sie behandelten mich wie eine Schwester, und während ich sie meinerseits wie eine Familie liebte, wollte ich gerade jetzt keine Schwester sein. Und es wäre sowieso nicht wie ein echtes Rendezvous. Was ich jetzt vorhatte, war bloß eine Sache von Zusammensein. Hinzu kam, dass dieselben Vorsichtsmaßnahmen, die für Seth gegolten hatten – fehlende Wechselwirkung –, auch für Roman galten. Es wäre eine völlig ungefährliche Sache. Ich wählte die Nummer.
»Hallo?«
»Ich habe keine Lust mehr, Ihren Mantel aufzubewahren.«
Ich konnte sein Lächeln am anderen Ende der Leitung hören. »Ich war sowieso schon davon ausgegangen, dass Sie ihn weggeworfen hätten.«
»Sind Sie verrückt? Das ist ein Kenneth Cole. Außerdem habe ich nicht deswegen angerufen.«
»Ja, habe ich mir gedacht.«
»Möchten Sie heute Abend zu einem Eishockeyspiel gehen?«
»Wann fängt es an?«
»Äh, vor vierzig Minuten.«
Eine Pause, die eines Seth würdig gewesen wäre.
»Aha. Also ist Ihnen gerade jetzt eingefallen, mich einzuladen?«
»Na ja … die Person, mit der ich eigentlich hingehen wollte, hat sich nicht blicken lassen.«
»Und jetzt rufen Sie mich an?«
»Nachdem Sie so eisern darauf beharrt haben, mit mir auszugehen.«
»Ja, aber ich bin … warten Sie einen Moment. Ich bin Ihre zweite Wahl?«
»Betrachten Sie es nicht von dieser Warte.
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