Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
nach ihrer kurzen Existenz etwas zu hinterlassen. Aber ich hatte Unsterbliche gekannt, die es konnten. Peter heckte stets seine originellen kulinarischen Überraschungen aus. Hugh benutzte den menschlichen Leib als Gemälde. Aber ich? Ich war schon als Sterbliche nie dazu in der Lage gewesen. Es steckte einfach nicht in mir drin.
»Sie wissen gar nicht, wie sehr ich versucht habe, etwas zu erschaffen. Malkurse. Musikstunden. Schlimmstenfalls war es ein grässlicher Fehlschlag, bestenfalls ein Abklatsch vom Genie eines anderen.«
»Sie waren bei diesem Zusammenbau ziemlich geschickt.«
»Das Design einer anderen Person, die Anweisungen einer anderen Person. Darin bin ich ausgezeichnet. Ich bin schlau. Ich kann argumentieren. Ich kann Menschen lesen, perfekt mit ihnen umgehen. Ich kann Dinge nachahmen, kann die richtigen Züge und Schritte erlernen. Meine Augen, zum Beispiel.« Ich zeigte darauf. »Ich kann Make-up ebenso gut oder besser aufbringen als jedes andere Mädchen in der Kosmetikabteilung. Aber ich bekomme meine Ideen und Muster von anderen, von Bildern in Zeitschriften. Ich erfinde nichts selbst. Die Sache mit Las Vegas? Ich könnte in einer Show tanzen und perfekt sein. Ernsthaft. Ich könnte in jeder Revue der Star des Abends sein – wenn ich der Choreographie eines anderen folge. Aber ich könnte keine Bewegungen selbst schreiben, nicht auf eine größere oder bedeutendere Weise.«
Die Rückwand war fertig. »Ich glaub’s nicht«, widersprach er. Seine leidenschaftliche Verteidigung überraschte mich und schmeichelte mir. »Sie sind klug und lebhaft. Sie sind intelligent – extrem intelligent. Sie müssen sich die Chance lassen. Fangen Sie klein an und gehen Sie von dort aus weiter.«
»Ist das der Teil, wo Sie mir sagen, ich solle an mich selbst glauben? Nur der Himmel ist die Grenze?«
»Nein. Das ist der Teil, wo ich Ihnen sage, dass es spät wird und ich gehen muss. Ihr Regal ist fertig, und ich hatte einen schönen Abend.«
Wir standen auf und lehnten das Bücherregal an die Wand meines Wohnzimmers. Dann traten wir zurück und musterten es schweigend. Selbst Aubrey tauchte zu einer Inspektion auf.
Jedes Regalbrett war schief. Eine der Seitenwände lag fast exakt auf der Kante der Rückwand, die andere wich um einen guten Zentimeter davon ab. Sechs Löcher zeigten sich in der Rückwand. Und, was am unerklärlichsten war, das ganze Ding schien leicht nach links geneigt.
Ich brach in Gelächter aus. Und konnte nicht innehalten. Nach einem schockierten Augenblick stimmte Roman ein.
»Mein Gott!«, sagte ich schließlich und wischte mir die Tränen ab. »Das ist das Schrecklichste, was ich je zu sehen bekommen habe.«
Roman öffnete den Mund zu einem Widerspruch, überlegte es sich dann allerdings anders. »Könnte durchaus sein.« Er grüßte militärisch. »Aber es wird halten, Captain.«
Wir tauschten einige weitere fröhliche Bemerkungen aus, bevor ich ihn zur Tür begleitete und diesmal daran dachte, ihm den Mantel zurückzugeben. Trotz seiner Scherze wirkte er enttäuschter über seinen Fehlschlag mit dem Regal als ich, als ob er mich im Stich gelassen hätte. Irgendwie fand ich das anziehender als seine perfekten Züge oder seine bezaubernde Großtuerei. Nicht dass mir die nicht auch gefallen hätten. Ich musterte ihn bei unserer Verabschiedung und dachte dabei an seine „Ritterlichkeit“ und seinen leidenschaftlichen Glauben daran, dass ich meinem Herzenswunsch folgen würde. Der harte Klumpen Furcht, den ich stets in Gesellschaft von Menschen herumtrug, die ich mochte, wurde ein wenig weicher.
»He, Sie haben mir nie von Ihrem verrückten Traum erzählt!«
Um seine meergrünen Augen erschienen Fältchen. »Gar nicht so verrückt. Ich versuche nur nach wie vor, dieses Rendezvous mit Ihnen hinzubekommen.«
Gar nicht so verrückt. Genau wie meiner. Gesellschaft über Ruhm und Glanz. Ich wagte den Absprung.
»Nun gut … was haben Sie morgen vor?«
Er strahlte. »Noch nichts.«
»Dann kommen Sie zur Buchhandlung, kurz vor Ladenschluss. Ich gebe Tanzstunden.« An der Tanzstunde nähmen viele Leute teil. Es wäre für uns beide ein fairer Kompromiss.
Das Lächeln wich nur wenig. »Eine Tanzstunde?«
»Ist das ein Problem für Sie? Überlegen Sie es sich doch lieber anders?«
»Na ja, nein, aber … ist das so was wie die Sache mit Vegas? Sie, übersät mit Flitter? Weil ich darauf wahrscheinlich abfahre.«
»Nicht ganz.«
Er zuckte mit den Schultern und zeigte dieses
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