Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
konnten.
Weswegen ich mich fragte, warum genau Jerome und Carter ihre Gegenwart tarnten. Hofften sie so, diesen Engel zu erwischen, ohne dass er es bemerkte? Das und …
»Warum hat diese Person Hugh dann überleben lassen?« Ich sah von einem Vampir zum anderen. »Ein Engel könnte jeden von uns zur Strecke bringen. Hugh hat gesagt, er hätte nicht gewinnen können, und niemand ist dazwischen gegangen. Dem Angreifer wurde es einfach langweilig, und er ist gegangen. Warum? Warum Duane töten, Hugh aber nicht? Oder mich, was das betrifft, denn diese Person kennt mich.«
»Weil Duane ein Arschloch war?«, schlug Peter vor.
»Ungeachtet der Persönlichkeit wiegen wir auf der Seite des Bösen alle genau gleich viel. Hugh vielleicht sogar noch mehr.«
In der Tat war Hugh so weit in der Blüte seiner Jugend, wie es bei Unsterblichen sein konnte. Er war nicht mehr so novizenhaft unerfahren wie Cody, andererseits war der Kobold der Welt noch nicht so müde und von ihr gelangweilt wie Peter und ich. Hugh verstand jetzt genügend von der Sache, um gut in seinem Job zu sein, und ihm gefiel seine Tätigkeit. Er hätte ein vorrangiges Ziel für jeden Engel sein müssen, der die Sache selbst in die Hand nehmen und die Welt zu einem besseren Ort machen wollte.
Cody stimmte Peter zu. »Ja, böse oder nicht, einige von uns sind liebenswürdiger als andere. Vielleicht respektiert ein Engel das.«
»Ich bezweifle, dass ein Engel auch nur einen von uns liebenswürdig fände …«
Ich hielt mitten im Satz inne. Ein Engel mochte uns tatsächlich. Ein Engel hing sehr häufig mit uns herum. Ein Engel, der in letzter Zeit überall dort zu sein schien, wo Jerome sich aufhielt, wenn diese Überfälle stattfanden. Ein Engel, der uns persönlich kannte, der unsere sämtlichen Gewohnheiten und Schwächen kannte. Gäbe es einen besseren Weg, uns zu verfolgen und zu studieren, als unsere Zechgruppe zu unterwandern und vorzugeben, man sei ein Freund?
Die Idee war so explosiv, so gefährlich, und mir war gar nicht wohl dabei, den Gedanken auch nur auszuformulieren. Gewiss könnte ich in dieser Richtung nichts laut äußern. Noch nicht. Cody und Peter glaubten sowieso kaum an die Engel-Theorie. Ich bezweifelte, dass sie an Bord springen würden, wenn ich Carter beschuldigen würde.
»Dir geht’s gut, Georgina?«, fragte Cody, als ich nichts mehr sagte.
»Ja … ja. Gut.« Ich erhaschte einen Blick auf die Uhr an der Mikrowelle und sprang aus meinem Stuhl. Noch immer schwirrte mir der Kopf. »Scheiße. Ich muss nach Queen Anne zurück.«
»Wozu?«, fragte Peter.
»Ich habe ein Rendezvous.«
»Mit wem?« Cody grinste mich verschlagen an, und ich wurde rot.
»Roman.«
Peter wandte sich an seinen Lehrling. »Wer von beiden ist das?«
»Der scharfe Typ vom Tanzen. Georgina hat sich wie eine Klette an ihn drangehängt.«
»Habe ich nicht. Dazu mag ich ihn zu sehr.«
Sie lachten. Als ich meinen Mantel nahm, fragte Peter: »He, vermutlich könntest du mir irgendwann mal einen Gefallen tun?«
»Was?« Mit den Gedanken war ich immer noch bei dem Geheimnis, das sich um uns rankte. Bei ihm und bei Roman. Er und ich hatten jetzt seit dem letzten Rendezvous ein paar Mal telefoniert, und mich erstaunte immer mehr, wie gut wir zusammenpassten.
»Na ja, du kennst doch diese Computerprogramme in den Frisörsalons, die dir zeigen, wie du mit verschiedenen Haarfarben und Frisuren aussiehst? Ich habe mir überlegt, dass du ein lebendiger Computer sein könntest. Du könntest dich in mich verwandeln und mir zeigen, wie ich mit verschiedenen Frisuren aussehe.«
Eine volle Minute lang hing Stille über dem Raum, während Cody und ich ihn anstarrten.
»Peter«, sagte ich schließlich zu ihm, »das ist die dümmste Idee, die ich je gehört habe.«
»Ich weiß nicht.« Cody kratzte sich das Kinn. »Für ihn ist sie gar nicht so schlecht.«
»Wir müssen uns gerade jetzt um zu viele andere Dinge kümmern«, warnte ich ihn. Mir fehlte die Geduld, um Peter mit Nettigkeiten zu kommen. »Ich verschwende meine Energie nicht an deine Eitelkeit.«
»Komm schon«, bettelte Peter. »Du quillst noch immer von diesem guten jungfräulichen Typen über! Du kannst was davon abgeben.«
Ich schüttelte den Kopf und hängte mir die Handtasche über die Schulter. »Sukkubus-Grundkurs: Je weiter eine Transformation mich von meiner natürlichen Gestalt wegbringt, desto mehr Energie kostet das. Gestaltwechsel ins andere Geschlecht ist eine echte Mühsal; Gestaltwechsel
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