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Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Titel: Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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atemberaubenden, seelenerforschenden Blicke zu. »Erzähle mir also von deinem letzten Rendezvous!«
    »Mein letztes Rendezvous?« Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass Martin Miller nicht so ganz dazu zählte.
    »Dein letztes Rendezvous. Ich meine ein richtiges Rendezvous, nicht dieses oberflächliche Einen-trinken-Gehen. Ein Rendezvous, bei dem Mann sich alle Mühe gab, dich am Ende in sein Bett zu bekommen.«
    Ich prüfte das Gewicht einer orangefarben und grün fluoreszierenden Kugel, während ich mir das Gehirn zermarterte. »Die Oper«, erwiderte ich schließlich. »Ein Essen bei Santa Lucia’s.«
    »Fürstlich. Und davor?«
    »Meine Güte, bist du neugierig. Äh … sehen wir mal, ich glaube, das war bei der Eröffnung einer Kunstausstellung.«
    »Zweifelsohne mit einem Essen in irgendeinem Restaurant, wo steife Kellner „danke“ sagen, nachdem man gewählt hat, hm?«
    »Vermutlich.«
    »Wie ich mir gedacht habe.« Er legte sich eine marineblaue Kugel in die Armbeuge. »Deswegen wehrst du dich so gegen Rendezvous. Deswegen willst du keine ernsthafte Beziehung eingehen. Du bist eine so heiße Ware, dass Plüsch und fünf Sterne für dich normal sind. Standard. Männer versuchen, dir alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, aber nach einer Weile langweilen sie dich.« Sein Blick tanzte boshaft. »Deswegen will ich mich von diesen Verlierern dadurch unterscheiden, dass ich dich an Orte bringe, von denen deine kleinen elitären Füße nicht einmal träumen würden. Das Salz der Erde. Zurück zu den Wurzeln. So sollten Rendezvous eigentlich sein: zwei Menschen, mehr beschäftigt miteinander als mit ihrer piekfeinen Umgebung.«
    Ich ging mit ihm zu unserer Bahn zurück. »Du hast schrecklich lange gebraucht, um mir zu sagen, dass ich mich deiner Ansicht nach unters Volk mischen sollte.«
    »Willst du?«
    »Nein.«
    »Warum bist du dann mitgekommen?«
    Ich beäugte sein prächtiges Erscheinungsbild und dachte an das Gespräch, das wir neulich abends geführt hatten, über klassische Sprachen. Aussehen und Intellekt. Schwer zu übertreffen. »Du mischst dich auch kaum unters Volk.«
    Er lächelte mich an und wechselte das Thema. »Die hast du dir ausgesucht?«
    Ich sah auf das psychedelische Farbmuster der Kugel hinab. »Ja. Dieser Abend ist schon surreal genug. Habe mir gedacht, könnte gut und gern gleich in die Vollen gehen. Vielleicht werfen wir später noch was Acid ein.«
    Roman bekam Fältchen um die Augen vor Heiterkeit, und er neigte den Kopf zur Bahn hinüber. »Sehen wir mal, was du damit anfangen kannst.«
    Unsicher trat ich heran und versuchte, mir ins Gedächtnis zurückzurufen, wie man das anstellte. Links und rechts sah ich die anderen Spieler antreten und die Kugel mit Leichtigkeit werfen. Achselzuckend stellte ich mich vor unsere Bahn, zog den Arm zurück und warf. Die Kugel flog ruckartig davon, segelte etwa einen Meter weit, traf mit einem lauten Knall auf das Holz und landete dann prompt in der Rinne. Roman trat zu mir, und wir beobachteten schweigend, wie die Kugel ihre Reise beendete.
    »Gehst du immer so grob mit Kugeln um?«, fragte er schließlich.
    »Von den meisten Männern kommen keine Klagen.«
    »Könnte ich mir vorstellen. Versuche beim nächsten Mal, die Kugel erst auf den Boden zu legen und dann loszulassen.«
    Ich warf ihm einen scharfen Blick zu. »Du bist doch keiner von den Burschen, die deswegen eine kriegen, weil sie Frauen zeigen können, wie viel besser sie sind, oder?«
    »Quatsch. Biete nur einen freundschaftlichen Ratschlag an.«
    Meine Kugel kehrte zurück, und ich folgte seinen Anweisungen. So wurde der Aufprall wesentlich leiser, endete aber nach wie vor in der Rinne.
    »Na gut. Jetzt zeige mir, was du draufhast!«, brummelte ich und ließ mich verärgert in einen Stuhl sinken.
    Mit anmutigen und flüssigen Bewegungen, wie die einer Katze, schritt Roman zur Bahn. Die Kugel ergoss sich wie Wasser aus dem Eimer aus seiner Hand, segelte geschmeidig herab und machte neun Punkte. Als sie zurückkehrte, warf er sie mühelos ein weiteres Mal und brachte den widerspenstigen zehnten Pin zu Fall.
    »Das wird ein langer Abend.«
    »Kopf hoch!« Er griff mir zärtlich unters Kinn. »Wir kriegen dich schon hier durch. Versuch’s noch mal und ziele mehr nach links. Ich hole uns ein Bier.«
    Ich warf nach links, wie angewiesen. Einziger Erfolg war jedoch bloß, dass ich die linke Rinne traf. Bei meinem zweiten Wurf versuchte ich es mit größerem Augenmaß und brachte es fertig,

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