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Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Titel: Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Georgina?«
    Ich spürte die Blicke beider Vampire auf mir, während sie auf meine Meinung warteten. »Jerome sagt, es gäbe keine schlechten Engel. Sobald sie schlecht sind, werden sie Dämonen.«
    »Na gut, damit ist deine Theorie gestorben. Ein Engel, der eine schlechte Tat begeht, würde fallen und wäre kein Engel mehr. Dann würde Jerome von ihm erfahren.«
    Ich runzelte die Stirn, immer noch fasziniert davon, dass Cody das Wort „abtrünnig“ und nicht „gefallen“ gewählt hatte. »Vielleicht ist es mit der Sünde eines Engels wie bei einem Menschen … sie ist nicht immer „schlecht“, wenn die Person glaubt, etwas „Gutes“ zu tun. Der Betreffende hier hat noch nicht die Seiten gewechselt.«
    Alle dachten wir darüber nach. Menschen leben ständig in der Illusion, dass es wirklich präzise Regeln dafür gibt, was eine Sünde ist und was nicht, Regeln, die man brechen kann, ohne es überhaupt zu begreifen. In Wirklichkeit wissen die meisten Menschen genau, wann sie etwas Falsches tun. Sie spüren es. Sünde ist mehr eine subjektive Sache als eine objektive. Damals, in den Tagen der Puritaner, war es für Sukkuben kein Problem gewesen, Seelen zu korrumpieren, da fast alles, was mit Sex und Vergnügen zusammenhing, für diese Männer etwas Falsches war. Heutzutage ist für die meisten Menschen vorehelicher Sex nichts Schlimmes, daher begehen sie auch keine Sünde. Sukkuben waren über die Jahre hinweg gezwungen gewesen, immer kreativer zu werden, wenn sie einen Energieschub und eine verdorbene Seele haben wollten.
    Trotzdem war es nach dieser Logik möglich, dass ein abtrünniger Engel, der glaubte, er oder sie würde etwas Gutes tun, nicht in die Sphäre der Sünde wechseln würde. Ohne Sünde könnte es auch keinen Fall geben. Oder doch? Das ganze Konzept überstrapazierte mein Vorstellungsvermögen, und Peter ging es anscheinend ebenso.
    »Worin besteht also der Unterschied? Was lässt einen Engel fallen? Wir kleben hier ziemlich an einer technischen Frage.«
    Ich hätte mich einverstanden erklärt, wäre mir da nicht etwas anderes eingefallen. »Die Notiz!«
    »Notiz?«, fragte Cody.
    »Die Notiz an meiner Tür. Darauf stand, ich sei schön genug, um Engel in Versuchung zu führen.«
    »Na ja, du siehst ziemlich gut aus.« Als ich eine Braue hob, sagte Peter knurrig: »Okay, das ist schon verdächtig … aber es ist beinahe zu verdächtig. Warum würde jemand offen eine Visitenkarte hinterlassen?«
    Cody sprang fast aus einem Stuhl. »Es ist eine Art Psycho-Engel, der gern Kopfspielchen spielt. Wie in diesen Filmen, wenn Killer Hinweise in ihre Opfer einritzen, sodass sie die Polizei beim Entwirren der Fakten beobachten können.«
    Mich schauderte bei dieser Vorstellung, vor allem beim Gedanken daran, was ich von Engeln im Allgemeinen wusste, und das war wirklich nicht viel. Anders als unsere Seite hatten die Mächte des Guten nicht dieselbe kryptische Hierarchie von Überwachern und geografischen Netzwerkern, ungeachtet aller Geschichten über Cherubim und Seraphim. Schließlich war das mittlere Management auf unserem Mist gewachsen, nicht auf ihrem. Ich hatte stets den Eindruck gehabt, dass die meisten Engel und Bewohner des Guten wie Privatdetektive oder Außendienstmitarbeiter operierten und englische Missionen in einer sehr lockeren Art und Weise gemeinsam durchführten. Eine derart offene Vorgehensweise würde Tür und Tor dafür öffnen, wiederholt eine kleine Nebenaufgabe zu erledigen.
    Englische Verstrickung würde auch die List erklären, überlegte ich. Ihre Seite war in Verlegenheit. Typisch, wirklich. Unsere Seite hingegen verspürte nicht mehr viel Verlegenheit. Sie hingegen würden sich schämen zuzugeben, dass einer der ihren handgreiflich geworden war, und Carter, der mit Jerome so gut konnte, hatte den Dämon dazu gebracht, auf der ganzen Affäre den Deckel draufzuhalten. Sein ganzer Sarkasmus sowie die Versuche, über mich zu spotten, waren lediglich schwache Bemühungen, das Gesicht zu wahren.
    Je mehr ich über diese weit hergeholte Theorie sann, desto mehr gefiel sie mir. Irgendein verärgerter Engel, der den Helden spielen wollte, entschloss sich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und das Böse aufs Korn zu nehmen. Die Theorie des abtrünnigen Engels würde erklären, weshalb wir alle echte Ziele sein konnten, und auch Licht auf die Tatsache werfen, warum keiner von uns dieses Wesen spüren konnte, da wir jetzt wussten, dass höhere Unsterbliche ihre Gegenwart verbergen

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