Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
bewusst.
»Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden.«
»Tun Sie doch nicht so unschuldig! Sie wissen genau, wovon ich rede. Sie sind in mein Geschäft gekommen, haben eine Szene veranstaltet und dann mein Personal weggelockt. Sie sind weg, ohne was zu sagen!«
»Hier haben vor Kurzem Leute nach Jobs gefragt«, entgegnete ich kühl. »Ich kann mich wirklich nicht darum kümmern, wo sie gearbeitet haben. Als stellvertretende Geschäftsführerin kann ich jedoch nachfühlen, wie lästig es ist, wenn Angestellte gehen, ohne auch nur Bescheid zu geben.«
»Hören Sie auf damit!«, rief Helena aus. Sie hatte kaum noch Ähnlichkeit mit jener coolen, gesammelten Diva von vergangener Woche. »Meine Sie, ich würde Ihre Lügen nicht durchschauen? Sie wandeln in Dunkelheit, Ihre Aura ist von Feuer umkränzt!«
»Was ist von Feuer umkränzt?«
Doug und Warren kamen herbei, offensichtlich von dem stetig sich steigernden Spektakel angezogen.
»Sie!«, verkündete Helena mit dieser heiseren New-Age-Stimme und zeigte auf mich.
Warren musterte mich neugierig, als ob er wirklich Flammen suchen würde. »Georgina?«
»Sie hat mir Angestellte gestohlen! Ist einfach reingekommen und hat sie sich unter den Nagel gerissen. Ich könnte Sie verklagen, wissen Sie. Wenn ich meinen Anwälten sage …«
»Welche Angestellten?«
»Tammi und Janice.«
Innerlich zuckte ich zusammen, während ich abwartete, wohin diese neue Entwicklung noch führen würde. Trotz seiner vielen Unzulänglichkeiten besaß Warren einen Sinn für Service und Professionalität. Ich machte mir Sorgen wegen der Folgen, wenn meine Wilderei gründlicher untersucht würde.
Stirnrunzelnd versuchte er offenbar, Namen mit Gesichtern in Übereinstimmung zu bringen. »Warten Sie … hat mir nicht eine von denen bei meinem Wagen Starthilfe geleistet?«
»Das war Tammi.«
Er schnaubte geringschätzig. »Wir geben sie nicht zurück.«
Helena wurde puterrot. »Sie können nicht …«
»Madame, es tut mir leid, wenn Sie Unannehmlichkeiten haben, aber ich kann wohl kaum Angestellte zurückgeben, die bei uns einen Arbeitsvertrag unterschrieben haben und nicht mehr für Sie arbeiten wollen. Fluktuation gibt es immer. Sie werden bestimmt bald jemand anderen finden.«
Noch immer auf mich zeigend, wandte sie sich mir zu. »Das werde ich nicht vergessen. Selbst wenn ich es Ihnen nicht heimzahlen kann, so wird das Universum Sie für ihre grausame und verdrehte Natur bezahlen lassen. Sie werden erbärmlich und einsam sterben. Ungeliebt. Ohne Freunde. Ohne Kinder. Ihr Leben wird zu nichts geführt haben.«
So viel für die New-Age-Liebe und –Freundlichkeit. Ihre Bemerkungen übers Sterben fürchtete ich kaum, aber die anderen Verwünschungen trafen ein wenig tiefer. Erbärmlich und einsam. Ungeliebt. Ohne Freunde. Ohne Kinder.
Warren verspürte jedoch keine solchen Sorgen um mich. »Madame, Georgina ist die Letzte, die ich beschuldigen würde, eine „grausame“ Natur zu haben oder ein bedeutungsloses Leben zu führen. Sie hält dieses Geschäft zusammen, und ich vertraue ihrem Urteil in jeder Hinsicht – auch, was das Anheuern Ihrer ehemaligen Angestellten betrifft. Wenn Sie also keinen Einkauf tätigen wollen, so muss ich Sie bitten zu gehen, bevor ich mich gezwungen sehe, die Polizei zu rufen.«
Helena spuckte weitere Flüche und Verwünschungen aus, zweifelsohne sehr zur Unterhaltung der Kunden in der Warteschlange. Zu meiner Überraschung wich Warren keinen Fußbreit. Seine übliche Vorgehensweise war die, dass ihm die Beziehung zum Kunden wichtiger war, und er zeigte das Geschäft immer von der besten Seite, selbst auf Kosten seiner Angestellten. Heute war ihm anscheinend nicht danach, jemandem seinen Willen zu lassen. Es war erfrischend.
Nachdem Helena gegangen war, zog er sich ohne ein weiteres Wort in sein Büro zurück, und Doug und ich standen da und unser Erstaunen wich rasch der Belustigung.
»Was du nicht immer alles anstellst, Kincaid!«
»Was? Jetzt mach nicht mich dafür verantwortlich!«
»Machst du Witze? Bevor du hier angefangen hast zu arbeiten, sind niemals durchgeknallte Hexen hier aufgetaucht.«
»Woher willst du das wissen? Ich habe vor dir angefangen.« Nach einem Blick auf die Uhr wurde ich sehr nachdenklich. »Du bist schon ziemlich lang heute hier, oder?«
»Ju. Zum Glück für dich. Warum?«
»Nur so.« Ich ließ ihn dort stehen und ging zu den Büros hinten. Statt nach links zu meinem wandte ich mich jedoch nach rechts zu Warrens
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