Succubus Dreams
benutzte Zweideutigkeiten, ließ Hinweise auf mein eigenes Interesse am Exhibitionismus fallen, deutete an, wie sehr ich mir wünschte, einfach hinzugehen und zu sehen, wie es an einem solchen Ort eigentlich zuginge.
Am Schluss benutzte ich dieselbe Phrase wie er in der Buchhandlung. «Ich komme mir so pervers vor. Ehrlich… ich weiß nicht, warum ich dir das erzähle. Ich kenne dich nicht mal. Es ist bloß…» Ich sah unschuldig zu ihm auf. «Mit dir lässt sich so leicht reden.»
Ein langes Schweigen folgte, währenddessen Jude mich unentwegt ansah. «Ich glaube nicht… ich glaube nicht, dass etwas an dem, was du sagst, falsch ist… was du möchtest…»
Angebissen! Ich holte die Leine ein.
«Wirklich?»
«Ja… ich meine, manchmal… habe ich so was… du weißt schon, auch gewollt…»
«Wirklich?»
Er nickte.
Ich gestattete mir ein fünfsekündiges Zögern. «Willst du mitkommen? Einfach bloß, du weißt schon, zum Zuschauen?»
Nach ein wenig Grübeln war Jude einverstanden. Wenig überraschend war, dass er nicht wusste, wo in der Stadt Sexclubs zu finden waren. Ebenfalls wenig überraschend war, dass ich es wusste.
In dem Club, den wir aufsuchten, war ich zuvor schon häufiger gewesen. Ich hatte auch schon besseren einen Besuch abgestattet, aber der hier gefiel mir einfach wegen seines Namens: Schamlos .
Etablissements für Sex und Fetischismus gingen unterschiedlich vor: An Orten, wo jedermann teilnehmen wollte – wie in Swingerclubs –, war der Zutritt strikt reglementiert. Singlefrauen erhielten ihn stets, und für Paare galten normalerweise nur wenige Voraussetzungen. Für Singlemänner war es schon schwieriger. An einem Ort wie dem Schamlos , dessen Schwerpunkt auf Zuschauen lag, wurde die Sache etwas laxer gehandhabt. Wir mussten bloß unsere Eintrittsgebühr begleichen und waren drin. Obwohl ich nach wie vor billiger wegkam.
Es war gerammelt voll, und wir hatten das Gefühl, in einen Tanzclub geraten zu sein. Technomusik dröhnte durch den abgedunkelten Raum, der einzig und allein indirekte Beleuchtung in Blau und Purpurrot aufzuweisen hatte. Sie konzentrierte sich hauptsächlich auf Bereiche, die mit Seilen abgetrennt und für diejenigen reserviert waren, die ‹eine Vorstellung› geben wollten. Es handelte sich dabei um so etwas wie kleine Bühnen, um die sich die Clubgänger versammeln konnten. Einige der Bühnen waren thematisch orientiert – zum Beispiel Arztpraxis mit Operationstisch –, während in den meisten Sofas und Betten standen. Offensichtlich gab es keinerlei System, wer sie benutzen konnte. Alles lief nach dem Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, und da etwa die Hälfte der Bühnen leer waren, schien die Nachfrage auch nicht besonders hoch zu sein. Aber die Zuschauer drängten sich begierig um diejenigen Bereiche, die besetzt waren, und reckten den Hals, um besser sehen zu können.
«Hier sind bestimmt viele Männer», bemerkte Jude zu mir, als wir uns durch die Menge schoben.
«So geht’s zu in der Welt», erwiderte ich.
«Du meinst, Männer sind mehr an so was interessiert als Frauen?»
«In gewissem Ausmaß, ja. Männer sind eher visuell orientiert, also können sie was Besseres als das hier gar nicht kriegen. Viele Frauen stehen ebenfalls darauf – nur ist für sie der Zugang schwerer.» Prompt hielt ich den Mund, denn mir ging sofort auf, dass ich etwas allzu erfahren für eine schüchterne Anfängerin klang.
Schließlich war es uns gelungen, zu einem der abgegrenzten Bereiche vorzudringen. Dort beobachteten wir einen Mann, der begierig eine Frau bumste, die sich über einen eleganten Esstisch beugte. Jude und ich musterten sie eine Weile lang wortlos. Daraufhin gingen wir zum nächsten Paar weiter, einem Mann und einer Frau, die es auf einem gewöhnlichen Bett trieben. Sie trug ein glänzendes Lederbustier und hatte den Rock hochgeschoben. Nach dem dritten Paar – gegen eine Wand gedrückt – ergriff Jude schließlich das Wort.
«Diese Leute sind nicht so ganz das, was ich erwartet habe.»
«Wie kommt’s?», fragte ich.
«Sie wirken so… gewöhnlich.»
Ich lachte. «Sie sind es auch. Was hast du erwartet – Auftritte von Pornostars?»
«Nun, nein.» Ich hatte den Verdacht, dass er in der Dunkelheit rot wurde.
«Jeder soll das tun, was für ihn sexy ist. Und wenn man sieht, wie sie damit beschäftigt sind…» Mein Blick glitt zu dem Pärchen hinüber, das es an der Wand trieb. Ihr Blickkontakt war so mächtig, so intensiv… man konnte genau
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