Succubus Dreams
dich nach deiner Nummer an der Bar herum, und sie werden zu dir kommen. Eine Stripperin ist eine heiße Ware, insbesondere, weil viele der Typen dich sowieso für eine Hure halten.»
«Ich weiß nicht. Hört sich immer noch erniedrigend an.»
«Du wirst deine Existenz für den Rest der Ewigkeit mit Bumsen am Leben erhalten! Komm von deinem hohen Ross runter! Wenn du noch etwas länger wartest, wird dein Energievorrat aufgebraucht sein. Strippen ist leicht. Und macht Spaß. Und du wirst hübsche Kostüme tragen. Vertrau mir, ist ein guter Job.»
«Vermutlich», sagte sie schließlich. Sie atmete heftig aus, eine Bewegung, die ihre Brüste noch weiter vorschob als sonst schon.
«Georgina ist Profi», meinte Hugh und tätschelte sie tröstend. In Anbetracht dessen, dass er wirklich kein warmherziger, kuscheliger Typ war, hatte ich den Verdacht, dass er bloß ihre Brüste betatschen wollte. «Habe ich zumindest gehört. Vermutlich werd ich’s niemals rausfinden.» Er warf mir einen bitterbösen Blick zu.
«Wenn das stimmt», sagte Tawny, «warum hat ihr eigener Freund sie dann sitzen lassen?»
Die Bande stieß ein kollektives ‹Oh!› aus und ließ die Blicke begierig zwischen uns hin und her gehen. Anscheinend erwarteten sie jetzt den Zickenkrieg, den sie schon lange vorausgesagt hatten. Meine gesamte angestaute Wut des Abends brach jetzt hervor, bestärkt durch Alkohol und Tawnys Unfähigkeit.
Ich schnappte mir mein Glas, schritt zur Bar und wollte mir persönlich nachfüllen lassen. Mit meinen Freunden herumzuhängen verlor rapide an Charme. Eine Anfängerin hatte keinerlei Recht, sich über meine Beziehungsprobleme lustig zu machen, insbesondere, wo er nicht mal bei einem Typen landen konnte. Ich hätte heute Abend bei einem Dutzend landen können, wenn ich gewollt hätte. Gleichzeitig.
Und als ich einen Blick zur Seite warf, begriff ich, dass ich hier, neben mir, leicht zum Ziel kommen könnte.
Der Typ aus der Buchhandlung, der mit den Fetischbüchern, stand an der Theke und unterhielt sich mit dem Barkeeper. Er war anscheinend allein. Hastig wandte ich mich ab, damit er mich nicht erkannte. Nachdem ich meinen Drink bekommen hatte, stellte ich ihn auf dem Tisch bei meinen Freunden ab und begab mich wortlos zur Toilette. Ich hatte jahrelang Toiletten als Rückzugsort zum Gestaltwandel benutzen müssen, aber in diesen Situationen hatte sich nichts daran ändern lassen. In einer Kabine verwandelte ich mich zu einem langen, anmutigen Leib mit wallendem Goldhaar – einigen der Ballerinas nicht unähnlich, die ich heute Abend gesehen hatte. Ich würde Tawny das richtige Blond zeigen müssen.
Im Hinausgehen fing ich Codys Blick auf. Meine Freunde konnten mich natürlich in jeder Gestalt erkennen, und er warf mir seinerseits einen völlig verwirrten Blick zu, als ich zur Bar zurückging. Ich stellte mich wieder neben den Typen aus der Buchhandlung und orderte einen weiteren Drink. Diesmal drehte er sich um und bekam mich in den Blick. Ich lächelte.
«Ist das Zeug gut?», fragte ich und nickte zu dem roten Gesöff hin, das er trank.
«Schätze schon.» Er hob das Glas und spähte hinein. «Ist ein Pomegranate Cosmo. Glaube ich. Ehrlich gesagt eigentlich was für Mädchen – nicht bös gemeint.»
«Natürlich nicht.»
Der Barkeeper schob mir meinen Whiskey on the Rocks hin. Der Typ neben mir lachte.
«Auf einmal fühle ich mich entmannt», sagte er.
Grinsend streckte ich die Hand aus und sagte den erstbesten Namen, der mir in den Sinn kam. «Ich bin Clara.»
«Jude.»
«Hey, Jude.»
Er seufzte.
«Tut mir leid», sagte ich. «Konnte nicht widerstehen.»
«Kann keiner.»
«Allein hier?», fragte ich.
Verlegen rieb er sich abwesend den Finger, an dem bei unserer letzten Begegnung sein Ehering gesteckt hatte. «Ja.»
«Ich auch.»
Er musterte mich von oben bis unten. Verstohlen sollte das sein, aber der Versuch ging so ziemlich in die Hose. «Kaum zu glauben.»
«Na ja…» Ich sah in mein Glas hinab und spielte mit dem Rand. «Ist ’ne lange Geschichte…»
Langsam und geschickt fabrizierte ich eine Geschichte, dass ich mich hier mit einem Typen treffen wollte, der mich dann jedoch versetzt hatte. Er habe mit mir zu einem Sexclub gehen wollen, obwohl ich das nicht so unverblümt äußerte. Für jemanden wie Jude wäre das zu viel gewesen. Zwar war er einerseits fasziniert vom Gedanken an exotischen Sex, aber es machte ihn andererseits auch nervös. Also redete ich zunächst um den Brei herum,
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