Succubus Dreams
«Nein. Wenn sie medial veranlagt oder begabt ist oder was auch immer, ist sie zu jung und unerfahren, um zu wissen, was sie wahrnimmt.»
«Aber sie könnte spüren, was mich verfolgt.»
«Natürlich. Wenn sie wirklich übersinnliche Fähigkeiten hat, wird sie sensibel gegenüber Anomalien in den magischen und spirituellen Welten sein.»
Interessant. Die winzig kleine Kayla, womöglich mit einem Potenzial für große spirituelle Kräfte begabt. «Was rätst du?»
«Hm?», fragte er.
«Bei jemandem wie ihr. Ihre Fähigkeiten entwickeln und darauf achten, dass Wissenschaft und Disziplin sie ihr nicht austreiben.»
«Mein Rat?» Er stieß ein hartes Gelächter aus. «Sollen sie doch! Du wirst ihr einen Gefallen tun.»
Lange Zeit saß ich schweigend da und musterte meine Füße. Als ich ihn schließlich wieder ansah, fragte ich: «Warum bist du so unglücklich?»
«Wer sagt denn, ich wäre unglücklich? Ich mache Geld durchs Nichtstun.»
Ich winkte umher. «Alles sagt, dass du unglücklich bist. Deine Haltung. Dein Arm. Die vielen Bierflaschen da drüben. Die Tatsache, dass du mir hilfst, obwohl du ständig behauptest, ich würde dich nerven. Dass du dich anscheinend immer freust, wenn ich hier bin.»
«Mit seinem Schmerz ist keiner gern allein. Du bist selbst nicht gerade lustig und vergnügt.»
«Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben», widersprach ich.
«Na, dann kehr dahin zurück und lass mich schlafen.» Als nicht allzu subtiles Zeichen ging er zur Tür und öffnete sie. «Ich arbeite an deinem Amulett und melde mich wieder.»
Ich wollte schon schnippisch auf den abrupten Hinauswurf reagieren, aber er schien so erschöpft, dass ich es mir anders überlegte. Außerdem wusste ich, dass ich Recht hatte. Dante Moriarty war ein Mann, der sein Unglück unter Sarkasmus und Drogen verbarg. Ich überlegte, was ihn so sehr peinigen mochte – was seine Seele so verfinstert hatte.
«Wirst du mir jemals erzählen, weswegen Erik dich so sehr hasst?», fragte ich ruhig.
Dante zeigte zur Tür. «Gute Nacht, Sukkubus. Angenehme Träume.»
Kapitel 14
An jenem Tag begann meine Schicht erst am Nachmittag, und ich wollte mittags mit Maddie essen gehen. In den vergangenen Wochen hatten sie und ich mehrere Schichten gemeinsam absolviert, aber im Geschäft ging es so drunter und drüber, dass wir kaum Gelegenheit zu einem Gespräch gefunden hatten.
«Na, sind wir nicht Rebellen?», fragte sie, nachdem der Kellner zwei Margaritas auf den Tisch gestellt hatte. Wir waren in der ‹unheiligen› Gaststätte, wohin Peter, Cody und Hugh mich vor ein paar Abenden locken wollten.
«Nö», erwiderte ich und leckte den Rand meines Glases ab. Salz und Limettensaft waren Beweis für die Existenz Gottes. Und Tequila Beweis für die von Satan. «Unsere Schicht beginnt erst in drei Stunden. Bis dahin sind wir wieder nüchtern. Außerdem bin ich deine Vorgesetzte, und ich sage, es ist in Ordnung.» Wir stießen an und tranken.
«Ich habe das Gefühl, eine Langweilerin zu sein», sagte sie mir nach der Hälfte unserer Mahlzeit.
«Stimmt nicht.»
«Stimmt doch. Ich fange nichts mit meinem Leben an.» Sie hielt das Glas am Stiel fest und schwenkte den Inhalt im Kreis, immer rundherum. «Doug geht jeden Abend aus, entweder zum Üben oder auf eine Party oder wohin auch sonst immer. Ich dagegen? Wenn ich nicht auf der Arbeit bin, schreibe ich daheim Artikel oder sehe mir Reality-TV an.»
«Was würdest du denn stattdessen lieber tun?»
«Ich weiß nicht. Es gibt vieles, worüber ich nachgedacht habe. Fallschirmspringen. Reisen. Wollte schon immer mal nach Südamerika. Aber es fällt so schwer, weißt du? Dazu muss man nämlich die eingefahrenen Gleise verlassen.»
«Es gibt doch keinen Grund, weshalb du das nicht tun könntest! Du bist klug und fähig, und ich halte dich für wesentlich tapferer, als du dir selbst eingestehst.»
Sie lächelte. «Warum rührst du für mich dermaßen die Werbetrommel?»
«Weil du beeindruckend bist.» Die Wahrheit lautete, wie ich überrascht begriff, dass Maddie mich an mich selbst zu meiner Zeit als Sterbliche erinnerte. Ich fühlte mich nicht völlig wohl in meiner Haut (ich war wahnsinnig groß). War nicht immer angepasst (meine scharfe Zunge brachte mich oft in Schwierigkeiten). Diese Version meiner selbst existierte schon seit Jahrhunderten nicht mehr, aber ein Kern würde auf ewig in mir bleiben. Ich winkte den Kellner heran und schüttelte mein Glas. «Hallo, Josh! Bringst du mir bitte noch
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