Succubus Heat - Mead, R: Succubus Heat
hätte.»
«Die beiden hatten ein Auge auf das Gebiet des jeweils anderen geworfen», erklärte Grace. «In der Hoffnung, ihre jeweiligen Grenzen zu erweitern zu einem einzigen, riesigen nordwestpazifischenᅠ…» Sie hielt inne und dachte nach.
«Königreich?», schlug ich vor. Sie zuckte zustimmend mit den Schultern.
«So etwas in der Art», sagte Mei. «Letztendlich haben sie ihre Differenzen beigelegt und es aufgegeben, jeder behält nun weiterhin seine bisherigen Grenzen bei. Darum verleiht dich Jerome an Cedric. Als Zeichen des guten Willens.»
Ich war zu gefesselt, um eine scharfe Erwiderung auf die Erniedrigung parat zu haben, dass mich Jerome «verlieh». «Jerome tut nichts aus gutem Willen», bemerkte ich und musste dabei an den gestrigen Abend und seine abfällige Bemerkung über Nächstenliebe denken. «Da steckt noch etwas anderes dahinter.»
Grace nickte. «In der Tat. Jerome verdächtigt Cedric, den Kampf noch nicht aufgegeben zu haben und immer noch etwas gegen ihn auszuhecken. Jerome möchte, dass du spionierst und ihm Bericht erstattest.»
Oh, das gefiel mir aber nicht. Ganz und gar nicht.
«Er will, dass ich einen anderen Dämon ausspioniere? Einen Erz dämon? Hast du eine Vorstellung davon, was für einen Ärger ich kriegen könnte, wenn Cedric das herausfände?
Keine der Dämoninnen sagte etwas. Es kümmerte sie nicht, ob ich vernichtet würde. Wenn ich Jeromes gegenwärtige Haltung mir gegenüber in Betracht zog, kümmerte es wahrscheinlich nicht mal ihn, notfalls müsste er nur einen Personalantrag für einen neuen Sukkubus stellen.
«Also», fuhr Mei fort, «du hast zwei Aufgaben. Du musst Jerome mitteilen, was Cedric tut. Und du musst Cedrics Problem-Sekte unterwandern und im Zaum halten – allerdings würde es Jerome nicht sonderlich stören, wenn du Cedric dabei ein paar Scherereien machen würdest.»
«In Ordnung. Kanadische Satanisten. Was in aller Welt stellen die an, das so ein großes Problem darstellt. Sticken sie ‹666› auf die Rücken von Eishockey-Trikots?»
Mein Witz kam bei keiner der Dämoninnen an. Irgendwann, dachte ich bei mir, kriege ich eine der beiden zum Lachen. «Sie erregen Aufmerksamkeit, genug, um Cedrics Vorgesetzte dumm dastehen zu lassen. Sie würden es bevorzugen, wenn diese Sekte ihr Unwesen auf etwas subtilere Art triebe.»
«Soweit ich weiß, sind Satanisten nicht wirklich per se böse», überlegte ich. Wenn man ihren Ruf einmal außer Acht ließ, dann ging es den meisten Satanisten um Chaos und darum, nach der wilden und niederträchtigen Natur in jedem Menschen zu leben. «Die meisten laufen nicht durch die Gegend und halten Blutrituale ab oder sprühen Pentagramme auf die Wände.»
«Also», sagte Mei, «diese Gruppe sprüht schon Pentagramme auf Wände.»
«Oh Mann», entgegnete ich. «Ist das lahm.»
«Sie halten sich für böseᅠ…», begann Grace.
«…ᅠaber das sind sie nicht», beendete Mei den Satz. «Sie müssen in ihre Schranken gewiesen werden.»
«Okay, sicher. Kein Problem.» Möchtegern-Satanisten zu beeinflussen war ein Kinderspiel im Gegensatz dazu, einen Dämon auszuspionieren. Ich sah auf die Uhr. «Noch etwas? Ich sollte lieber los.»
«Ja», antwortete Mei. «Jerome will, dass du bei Tawny vorbeifährst.»
«Ernsthaft?», stöhnte ich. «Er hasst mich wirklich.»
Diese Feststellung wurde von den Dämoninnen weder entkräftet noch bestätigt.
«Bis bald, Georgina», sagte Grace.
«Wir kommen mal vorbei», sagte Mei.
Sie verschwanden.
Schweren Herzens packte ich fertig und verabschiedete mich von Aubrey. Dann schleppte ich mein Gepäck hinunter zu meinem Passat und machte mich auf, Mata Hari zu spielen. Ich hoffte bloß, dass ich am Ende besser dastehen würde als sie.
Wenn man erst mal an Everett, einem Marinehafen gleich nördlich von Seattle, vorbei ist, dann wird die Fahrt hinauf nach Kanada ziemlich angenehm. Man darf schneller fahren und die aufregendsten Sehenswürdigkeiten am Straßenrand sind Casinos und Einkaufszentren. Ungefähr eine halbe Stunde vor der Grenze erreichte ich Bellingham, den momentanen Wohnsitz von Tawny Johnson.
Tawny war ein Sukkubus, ein sehr neuer Sukkubus. Technisch gesehen war ich ihr Mentor, aber ihr Einsatz in Bellingham beschränkte gnädigerweise unsere Zusammenarbeit. Sie war damals im Dezember nach Seattle gekommen und an einen Kobold namens Niphon geraten, der versucht hatte, mein Leben zu einer noch schlimmeren Hölle zu machen, als es sowieso schon warᅠ... Er
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