Succubus Heat - Mead, R: Succubus Heat
berührte behutsam die Schulter des Kobolds. «Ich bin sicher, dass alles in Ordnung gehen wird.»
Er sah mich schief an. «Wirklich?»
Ich lachte sanft. «Nein, eigentlich nicht. Ich versuche nur, dich aufzumuntern. Mir war nie zuvor klar, wie sehr du sie mochtest, deineᅠ… wie nennt man das? Koboldvision?»
Das brachte ihn endlich zum Lächeln. «Du hast mich immer für einen Papiertiger gehalten?»
«Ach was, heutzutage benutzt niemand mehr Papier. Das funktioniert doch jetzt alles elektronisch.»
«Nicht in der Hölle», sagte er und stand auf. «Sie holzen irgendwie gerne Wälder ab.»
Ich folgte ihm zur Tür. «Also, halte durch, ich sehe dich dann heute Abend.»
«Was wirst du mit deiner neuen Freiheit anfangen?», fragte er mit der Hand auf der Türklinke.
Ich sah ihn fragend an. «Was meinst du damit? Diese ganze Sache ist für dich und mich nicht ganz so wie für die Vampire.»
Der Blick, den mir Hugh zuwarf, war erfüllt von aufrichtiger Belustigung und beinahe schon mitleidig. «Georgina. Das Gestaltwandeln und deine anderen Fähigkeiten werden von menschlicher Lebenskraft gespeist. Wenn du das alles nicht mehr kannst, dann brauchst du auch diese Energie nicht mehr – genauso wie Cody und Peter kein Blut mehr brauchen. Kannst du es spüren? Das ganze System ist wahrscheinlich gerade ausgeschaltet.»
Ich erstarrte und vergaß einen Moment beinahe zu atmen – was in meinem momentanen Zustand bestimmt nicht klug war. « Was ?»
Er lachte wieder. «Wie konntest du das nur nicht bemerken?»
«Na jaᅠ… weil ich mich mehr darauf konzentriert habe, dass das ganze Geflecht der Hierarchie in Seattle zerstört wurde. Darauf und auf die Möglichkeit, dass wir alle sterben könnten.» In meinem Kopf hörte ich wieder und wieder seine Worte, wie eine Schallplatte, die einen Kratzer hatte: Du brauchst die Energie nicht mehr, du brauchst die Energie nicht mehrᅠ… Ich schüttelte den Kopf. «Das kann ich nicht glauben. Das ist nicht möglich.» Das hatte ich mir zu lange gewünscht: mit jemandem zusammen sein zu können ohne die grässlichen Nebenwirkungen. Das war so etwas, nach dem man sich immer sehnte, aber von dem man tief im Inneren wusste, dass es nie geschehen würde. Wie im Lotto zu gewinnen. Oder, na ja, ewig zu leben.
«Genauso wenig wie ein Vampir im Sonnenlicht», sagte Hugh. «Trotzdem passiert es gerade.» Er beugte sich zu mir hinab und küsste mich auf die Wange. «Denk darüber nach. So eine Chance bekommst du nur einmal im Leben – oder in einer Ewigkeit.»
Er war im Begriff zu gehen, als mir plötzlich etwas, das ich schon beinahe ganz vergessen hatte, wieder einfiel. «Hugh? Hast du vorhin meine Nachricht bekommen? Wegen der kanadischen Satanisten?» Nach all dem erschienen mir ein paar Plakate an der Space Needle nun lächerlich unbedeutend.
«Ja, ja», sagte er und verzog das Gesicht. «Sie haben ein riesiges Spektakel veranstaltet, sind ein paar Leuten auf den Schlips getreten. Sie haben es in die Nachrichten geschafft und wurden dann verhaftet. Ich bin mir nicht sicher, wie es weitergehen wird. Die internationale Verwicklung macht es zu einer recht interessanten Angelegenheit.»
«Konntest du Jerome davon unterrichten?»
«Nein, ich konnte ihn nicht erreichen – was nicht überraschend ist, wenn es ungefähr zur gleichen Zeit stattfand wie seine Herbeirufung. Am Ende konnte ich Mei erreichen und ich glaube, sie hat Schritte unternommen, damit die Presse nicht allzu viel herausbekommt. Sie hatte gehofft, dass niemand im Management etwas bemerken würde.»
«Na ja, jetzt haben sie wohl doch etwas bemerkt.»
Hughs Gesichtszüge verhärteten sich, als er zustimmend nickte. «Das ist noch untertrieben. Amüsier dich, meine Süße.»
Er ging und ich blieb zurück und starrte die Tür an.
Ich atmete immer noch schwer und mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich musste mich beruhigen und die Sache überdenken. Immerhin hatte ich keine Ahnung, was passieren könnte, wenn ich wirklich eine Panikattacke hätte. Würde ich einen Herzstillstand oder so etwas bekommen? Es gab keine Sicherheiten mehr. Alles war möglich.
Ich sank zu Boden, schlang meine Arme um meinen Körper und konzentrierte mich darauf, meinen Atem zu verlangsamen. Das war alles so unwirklich. Ich konnte es nicht begreifen. Es war nicht möglich, dass ich sterblich war. Es war nicht möglich, dass ich sterben konnte. Es war nicht möglich, dass ich tatsächlich einen Mann berühren konnte, ohne ihm zu
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