Succubus on Top
glücklich, der Nachfrage zu entsprechen, und gab noch eine und noch eine. Das ist wahres Durchhaltevermögen!
Während sie den Song zu Ende spielten und sich verbeugten, kam mir plötzlich ein Einfall. Ich entschuldigte mich, weil ich zur Toilette müsste, und begab mich zur Künstlergarderobe. Sobald ich außer Sichtweite war, machte ich mich unsichtbar und schlüpfte in diesen Raum zurück, immer noch verwirrt von diesem brennenden, kribbeligen Gefühl.
Es war verschwunden. Alles fühlte sich absolut normal an. Jacken und Instrumentenkästen lagen achtlos auf dem Fußboden herum, und leere rote Kunststoffbecher wetteiferten mit überquellenden Aschenbechern um die anderen ebenen Flächen. Langsam schritt ich umher, spähte in Ecken, suchte nach etwas – nach irgendetwas –, das mein Gefühl von vorhin erklären könnte. Wiederum kam ich mit leeren Händen heraus. Alles war still und ruhig. Keine Person oder Kreatur wartete irgendwo, um mich anzuspringen, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass das, was ich gespürt hatte, auf nichts Lebendiges zurückzuführen gewesen war. Dennoch hatte es auch nicht an einen mir bekannten Zauber oder ein verzaubertes Ding erinnert. Wenn überhaupt, dann hatte sich dieses Kribbeln angefühlt wie etwas dazwischen: halb bewusst, halb nicht. Aber das ergab überhaupt keinen Sinn.
Bei meiner Rückkehr trafen meine Freunde gerade ihre Vorbereitungen zum Aufbruch. Alle mussten wir unentwegt über die Show reden. Wir trennten uns und trafen uns dann wieder bei einer Party, zu der Doug uns alle eingeladen hatte. Ich war schon auf ähnlichen Veranstaltungen gewesen, hatte aber noch nie so viele Leute bei so was erlebt. Die Wohnung war gerammelt voll. Alkohol und Gras gab’s in Hülle und Fülle, aber ich zügelte mich nach ein paar Drinks, da ich am folgenden Morgen den Laden öffnen musste.
Durch den verräucherten, dekadenten Dunst spielten die Bandmitglieder mit der Menge, als ob sie solche PR-Arbeit ihr ganzes Leben lang getan hätten. Sie sprachen mit allen, gaben sich charismatisch und extrovertiert, jedoch nie allzu hochnäsig oder eingebildet.
Währenddessen hielten Seth und ich einen respektablen Abstand voneinander, um die Illusion aufrechtzuerhalten, dass wir bloß gute Freunde waren. Während ich das nach wie vor für eine gute Idee hielt, war es andererseits so, als würde man Salz in eine offene Wunde reiben. Schlimm genug, dass wir einander nicht berühren konnten; jetzt konnten wir nicht mal miteinander reden.
Irgendwann entdeckte mich Alec und versuchte, das Gespräch wieder aufzunehmen, das wir geführt hatten, als Doug mich weggescheucht hatte. Der Schlagzeuger reichte mir einen Plastikbecher.
«Der Typ da drüben weiß, wie man Wodka Gimlets macht», bemerkte er fröhlich.
Ich schnüffelte an dem Becher. Es roch wie purer Wodka. Noch dazu wahrscheinlich ziemlich billiger.
«Vielen Dank», sagte ich und hielt ihn mir buchstäblich auf Armeslänge vom Leib.
Alec stützte sich mit dem Ellbogen an einer Wand ab, um die Illusion zu erzeugen, wir hätten ein Eckchen für uns. «Also, dir hat die Show gefallen?»
«Ja. Absolut. Ihr wart echt erstaunlich.»
Stolz blähte er die Brust. «Danke sehr. Wir haben echt schwer gearbeitet. Demnächst haben wir ’n paar andere große Gigs – wär’ klasse, wenn du kommen könntest.»
«Wenn ich kann, gern. In letzter Zeit habe ich allerdings ziemlich viel zu tun.»
«Drüben in dieser Buchhandlung mit Doug? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Keiner von euch beiden wirkt wie so jemand. Insbesondere du nicht. Du wirkst wie jemand mit ’ner wilden Seite. Eine, die gern auf Partys geht.»
Ich behielt mein Lächeln bei und trat einen Schritt zurück. «Natürlich. Nur nicht, wenn am nächsten Tag Schule ist, weißt du?»
Ungeachtet meiner ‹Bleib-mir-vom-Leib›-Signale folgte er mir mit einem Lächeln, das er wahrscheinlich für verführerisch hielt. Seine ungeschickten Flirtversuche erschienen auf einmal wesentlich weniger liebenswürdig. «Komm schon», lachte er. «Meld dich morgen krank. Ich weiß was… einen Ort, wo wir hingehen sollten, wenn du richtig was erleben willst. Da geht’s leidenschaftlicher zu als hier.»
«Nein. Geht nicht. Tut mir leid. Äh, danke für den Drink, aber ich muss zu Doug und ihn, äh, was wegen der Arbeit fragen. Bis dann mal.»
Die Enttäuschung, die Alec bei meiner Zurückweisung übers Gesicht huschte, war deutlich zu erkennen, aber er verfolgte die Sache nicht weiter.
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