Succubus on Top
sich besonders nah an sie heran, vorgeblich, um besser sehen zu können. Als sie den Brotteig aufs Backblech legte, folgte er genau ihren Bewegungen und streifte dabei sogar ihre Hand. Vielleicht wäre es höflich gewesen, wegzuschauen, aber zwischen den beiden spielte sich nichts erkennbar Romantisches ab, und abgesehen davon war ich professionell an der Sache interessiert. Seine Technik war gut, das musste ich ihm lassen. Sehr subtil. Nichts, das über einen Zufall hinaus zu missdeuten war. Trotzdem erkannte ich, dass sich Dana – wenn auch nur ganz untergründig – versteifte und beiseitetrat, sobald der Teig auf dem Blech lag.
«Jetzt lassen Sie ihn einfach aufgehen», sagte sie etwas kühler. «Dann kommt er in den Ofen.»
Interessant. Bastiens Nähe hatte ihr missfallen. Das sah nicht gut für ihn aus. Er hatte es offenbar jedoch nicht bemerkt.
Ich hätte erwartet, dass sie nun gehen würde, aber sie ließ sich sofort wieder neben mir nieder. In ihrer Gegenwart wollte mir nie ein gescheites Gesprächsthema einfallen; dazu entnervte sie mich zu sehr. Also überließ ich den beiden die Unterhaltung und gab bloß Antwort, wenn ich direkt angesprochen wurde. Bastien glühte förmlich. Dana versuchte einige Male, mich ins Gespräch mit einzubeziehen, indem sie mir wiederum Fragen nach meinem Leben stellte, auf die ich nun wirklich keine Antwort geben wollte.
Als sie sich schließlich zum Gehen erhob, bemerkte sie: «Ich will zu einer Versammlung. Wir planen unsere bevorstehende Kundgebung gegen Schwulenehen. Ihr beide solltet mit dabei sein, wenn’s so weit ist.»
«Aber natürlich», sagte Bastien, der zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich auch an einer Kundgebung gegen Inkuben teilgenommen hätte.
Sie warf einen Blick zu mir hinüber. Plötzlich lag mir die Zunge wie Blei im Mund und mir fehlten wiederum die Worte.
«Sind Sie für die Schwulenehe?», fragte sie mich überrascht. «Bei unserem Gespräch im Shoppingcenter habe ich gedacht, Sie wären eher dafür gewesen, Schwulen zu der Einsicht zu verhelfen, dass sie in einem Irrtum befangen sind.»
Meine Güte! Hatten wir während unseres Shopping-Trips darüber gesprochen? Ich konnte mich nicht daran erinnern. Das Einzige, woran ich mich deutlich erinnerte, war das Wäsche-Debakel.
Ich wollte jetzt anführen, dass ich Homosexualität nicht für etwas hielte, das man freiwillig ‹wählte›, und dass ich auch nicht der Ansicht war, es müsse Gesetze gegen Leute geben, die einander liebten. Zum Glück war mein innerer Kontrollknopf voll funktionsfähig. Deswegen, und wegen Bastiens schwer auf mir lastendem Blick, konnte ich meiner Antwort eine andere Richtung geben und der Frage ausweichen. «Ich würde gern an dieser Kundgebung teilnehmen», sagte ich ausdruckslos. «Das hängt allerdings von meinem Dienstplan ab.»
Sie lächelte dünn, machte ein paar Bemerkungen zum Abschied und ging dann.
Ich stieß die Luft aus. «Tut mir leid, Bas. Das hätte ich dir fast versemmelt.»
«Kein Problem. Du hast’s ja wieder hingekriegt. Abgesehen davon glaube ich, dass sich die Dinge allmählich zum Guten wenden. Ist mir eingefallen, als sie und Jody das letzte Mal rübergekommen sind. Diese Kocherei wird’s bringen.» Er warf einen Blick in den Backofen auf sein Brot, das inzwischen vor sich hin backte, bevor er sich glücklich an den Küchentisch setzte. «Siehst du’s nicht? Wir werden, was weiß ich, einen Kuchen backen, und ich sage: ‹Nanu, Dana, du hast Schokostreusel auf deiner Wange!› Dann wird sie sagen: ‹Wischst du sie bitte ab?› Das werde ich dann tun, nur dass ich sie ablecken werden…»
«Na schön, aber jetzt lass es bitte gut sein, ja? Ich kann’s mir lebhaft vorstellen. Mir liegt wirklich nichts an einer Schilderung, wie ihr beide euch inmitten von Torten umherwälzt.»
«Du wirst es dir anhören müssen, sobald es in den Abendnachrichten kommt.»
Ich lächelte und war erleichtert darüber, ihn nach unserer letzten Begegnung wieder so munter zu erleben. Ich brachte es nicht fertig, ihm zu sagen, dass die Kochkurse meiner Ansicht nach in Dana nicht ganz so viel Leidenschaft erweckten, wie es ihm lieb gewesen wäre. Wenn wir Bastien vor dem Zorn des Dämons bewahren wollten, müssten wir ein besseres Verständnis dafür entwickeln, was – wenn überhaupt etwas – diese Frau anmachte. Und ich hatte das ungute Gefühl, dass ich für diesen speziellen Teil der Erkundungen besser geeignet wäre als er. Noch etwas, das ich meiner
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