Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
Hälften zerrissen.»
«Verständlich», sagte er. Seine Augen flossen über vor Mitgefühl und ich spürte, wie in meinen eigenen Augen Tränen aufstiegen. «Tut mir leid, dass ich davon angefangen habe. Ich war nur neugierig.»
Ich versicherte ihm, dass es in Ordnung war, und verabschiedete mich noch einmal. Die Erwähnung von Seth und die Erinnerung an unser vorheriges Zusammensein hatten mich in melancholische Stimmung versetzt. Ich fuhr in den Westen von Seattle zurück, fühlte mich elend, weil ich ihm morgen bei seinen Hochzeitsvorbereitungen helfen musste, und machte mir Sorgen wegen Eriks kränklichem Zustand. Doch so schwer diese Gedanken auch auf mir lasteten, sie verflogen sofort, als ich mein Wohnzimmer betrat.
«Roman!»
Er saß wie beim letzten Mal auf der Couch und aß diesmal eine Hühnchenpastete aus der Mikrowelle. Der Fernseher lief, doch er schien gar nicht hinzusehen. Als er mich anblickte, fehlte der übliche amüsierte, neckende Ausdruck. Er blickte finster, sogar sorgenvoll.
«Ich habe darauf gewartet, dass du nach Hause kommst», rief ich und schmiss meine Tasche und meine Schlüssel auf den Boden. «Du wirst nicht glauben, was passiert ist.»
Roman seufzte. «Nein, du wirst nicht glauben, was passiert ist.»
«Schon, aber das ist –»
Er hob eine Hand, um mich zu unterbrechen. «Ich will das zuerst loswerden. Es macht mich ganz verrückt.»
Ich hielt meine Ungeduld zurück. «Okay. Ich beiße an. Hat es etwas mit Simone zutun?»
Er nickte. «Ja. Ich bin ihr heute Abend zu diesem 24-Stunden-Coffee-Shop gefolgt, der Bird of Paradise heißt.» Er beäugte mich vorsichtig. «Kennst du den?»
Jetzt schlich sich ein Stirnrunzeln auf mein Gesicht. «Ja … der ist in Queen Anne, gleich um die Ecke von Emerald City. Was hat sie dort getrieben? Mal abgesehen von Kaffeetrinken?»
Roman blickte noch finsterer und – wenn mich nicht alles täuschte – mitleidig. «Sie hat einen Typen angegraben», sagte er. «Seth.»
Kapitel 5
Ich starrte ihn an und für einen Augenblick stand die Welt still. «Warte mal ... Seth hat sich dort mit Simone getroffen?»
Roman schüttelte seinen Kopf. «So würde ich das nicht sagen. Es war eher so, dass sie ihn aufgesucht hat. Es sah so aus, als hätte er schon eine Weile dort gearbeitet, bevor sie dann auftauchte.»
«Und dann?» Meine Stimme war ganz schwach.
«Dann ging sie zu ihm hin und stellte sich ganz schüchtern als Fan vor und behauptete, ihn von seiner Webseite wiederzuerkennen. Züchtige Koketterie wie aus dem Lehrbuch.»
«Und dann? »
«Sie meinte, sie würde sich wünschen, ein Buch bei sich zu haben, das er signieren könnte, und sie bat ihn, ob er stattdessen nicht ein Blatt Papier signieren würde. Er war einverstanden und sie setzte sich, natürlich nicht ohne sich tausendmal dafür entschuldigt zu haben, dass sie ihn belästigte. Sie erklärte, sie hätte einige Fragen und sie hoffe, er hätte nichts dagegen, wenn sie einen Augenblick bliebe.»
Zu diesem Zeitpunkt bemerkte ich, dass ich meine Fäuste ballte. Ich holte tief Luft und lockerte sie wieder. «Seth würde nicht einfach so eine Unterhaltung mit einer Fremden anfangen. Nicht, ohne sich dabei fürchterlich unwohl zu fühlen.»
«Ja», stimmte Roman zu. «Er hatte definitiv eine gewisse Hilflosigkeit an sich.» Da lag ein ironischer Unterton in Romans Stimme, der mir nicht gefiel. Die beiden Männer hatten einmal um meine Zuneigung rivalisiert und ganz offensichtlich war Roman deswegen immer noch etwas verbittert – und er fühlte sich überlegen. Roman konnte recht charismatisch sein, wenn er nur wollte. «Sie hat sich allerdings ziemlich gut dabei angestellt, genauso schüchtern und nervös zu tun. Ich glaube, dass er sich dadurch wohler gefühlt hat.»
«Also hat sie sich zu ihm gesetzt?»
«Jap ... und dann ist sie ungefähr eine halbe Stunde geblieben.»
«Was?», keifte ich. Ich war so laut geworden, dass Godiva aus ihrem Nickerchen aufschreckte und ihren Kopf hochriss. «Hat sie versucht, ihn zu verführen?»
Romans Miene wurde abschätzig. «Nicht auf die übliche Art. Ich meine, sie war nicht so langweilig wie üblich. Aber sie hat ihn genug beruhigen können, damit er sich entspannt, und es sah so aus, als würde es ihm gefallen, sich mit ihr zu unterhalten. Sie hat sich nicht direkt erotisch gegeben und er sah auch nicht so aus, als wolle er sie bespringen. Es war nur ... keine Ahnung. Eine nette Unterhaltung. Auch wenn ein paar von diesen nervigen
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