Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
wäre es wohl, hinüberzutreten, in diesen süßen Trost hineinzugehen? Würde ich fallen? Würde ich einfach auf dem harten Asphalt aufschlagen? Wenn das geschähe, würde es mich nicht umbringen. Aber vielleicht würde ich auch gar nicht fallen. Vielleicht würde ich in dieses Licht treten, in die Freude, die den Schmerz verdrängen könnte, der mich in letzter Zeit immer zu umgeben schien ...
«Sind sie komplett durchgeknallt?»
Der Fahrer, dessen Wagen beinahe zu Schrott gefahren worden war, war ausgestiegen und brüllte jetzt den Anderen an. Dieser Autofahrer stieg ebenfalls aus und erwiderte die Beleidigungen, und so begann eine lautstarke Tirade. Einer meiner Nachbarn im Stockwerk unter mir öffnete seine Balkontür und schrie die beiden an, dass sie die Klappe halten sollten.
Dieser Streit, dieser misstönende Lärm ließ mich wieder zu mir kommen. Erneut verebbte der Sirenengesang und zum ersten Mal fühlte ich so etwas wie ... Bedauern. Vorsichtig kletterte ich von der Brüstung auf den festen Boden des Balkons. Ein Sturz würde mich vielleicht nicht töten, aber, lieber Gott, er würde wehtun.
Ich ging in die Wohnung zurück und fand alles genauso vor, wie ich es zurückgelassen hatte. Nicht einmal die Katzen hatten sich bewegt, wenn sie bei meinem Eintreffen auch den Kopf hoben. Ich setzte mich zwischen sie und tätschelte geistesabwesend Aubreys Kopf. Ich hatte wieder Angst, ich hatte Angst und fühlte mich gleichzeitig auf unheimliche Weise angezogen von dem, was gerade passiert war – und das machte mir noch mehr Angst.
Trotz des Wodkas, den ich heute Abend getrunken hatte, hatte doch mein früheres Erlebnis bewiesen, dass Alkohol nicht die Ursache für das Phänomen war. Es gab keinen Zusammenhang. Doch ... mir fiel auf, dass es bei allen drei Vorfällen einen gemeinsamen Nenner gegeben hatte. Meine Stimmung. Jedes Mal war ich niedergeschlagen gewesen ... traurig über mein Los, hatte nach einer Sicherheit gesucht, die es nicht gab. Und dann kam es immer zu dieser Erscheinung, sie bot eine Lösung an und den Trost, von dem ich glaubte, dass er mir versagt war.
Das waren schlechte Nachrichten für mich. Denn wenn dieses Ding von Wehmut und Unglück angezogen wurde, dann hatte ich ihm einiges zu bieten.
Kapitel 6
Ich erwachte mit dem Duft von Eiern und Speck in der Nase. Für einen Augenblick hatte ich den absolut merkwürdigen Eindruck eines Déjà-vus. Als Seth und ich uns gerade erst kennen gelernt hatten, war ich einmal, nachdem ich zu viel getrunken hatte, bei ihm abgestürzt. Als ich an jenem Morgen aufgewacht war, hatte ich in der Küche ein komplettes Frühstück vorgefunden.
Einige Sekunden später holte mich die Realität wieder ein. Es gab keinen Schreibtisch und keine Pinnwand mit Notizen zu Büchern, keinen Teddy mit einem T-Shirt von der Universität von Chicago. Es war meine eigene Kommode, die auf mich herabblickte, und meine eigenen verknoteten blassblauen Laken,die sich um meine Beine gewickelt hatten.
Mit einen Seufzen krabbelte ich aus dem Bett und ging hinaus in die Küche. Was ging hier vor sich? Zu meiner Verwunderung war es Roman, der an meinem Herd den Chefkoch mimte, wobei ihm beide Katzen zu Füßen saßen – und zweifellos hofften, dass ein bisschen Bacon herunterfallen würde.
«Du kochst?», fragte ich und goss mir eine Tasse Kaffee ein.
«Ich koche ständig. Das fällt dir bloß nie auf.»
«Mir ist aufgefallen, dass du eine Menge tiefgekühltes Essen aufwärmst. Was ist das hier denn alles?»
Er zuckte mit den Schultern. «Ich bin am Verhungern. Man hat nicht besonders viel Zeit zum Essen, wenn man auf Beschattungsmission ist.»
Ich beäugte die Eier, den Speck und die Pfannkuchen. «Na, ich denke, dass dir das für den Rest des Tages reichen wird. Vielleicht auch noch für zwei weitere Tage. Du hast ja wirklich viel gemacht», fügte ich hoffnungsvoll hinzu.
«Du brauchst dich nicht zu zieren», sagte er und versuchte, sein Grinsen zu verbergen. «Du kannst etwas abhaben.»
Das waren die besten Nachrichten des ganzen Tages. Natürlich war ich erst seit fünf Minuten auf. Dann brachen die Ereignisse der letzten Nach wieder über mich herein. «Oh, Scheiße.»
Roman sah zu mir hin und wendete gleichzeitig einen Pfannkuchen. «Hmm?»
«Letzte Nacht ist etwas Komisches passiert ...» Ich zog die Stirn in Falten. «Na ja, es war eigentlich gar nicht so komisch ...»
Ich berichtete ihm von dem Wiedererscheinen der mysteriösen Macht in der letzten
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