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Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Titel: Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mead Richelle
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gewisse Routine zwischen uns. Am Tag arbeitete er weiter an dem Fresko – wobei er nun deutlich langsamer vorankam – und die Nächte verbrachte er mit mir. Seine Schuldgefühle wurde er dabei nie ganz los, was es für mich doppelt so spannend machte. Mein Wesen nährte sich von seiner Seele, während mein Körper die Geschicklichkeit seines Leibes genoss.
    Eines Tages brach er auf, um einige Erledigungen zu machen – und kam nicht mehr zurück. Zwei Tage vergingen ohne ein Wort von ihm, und meine Besorgnis wuchs. Als er dann in der dritten Nacht auftauchte, sah er angespannt und gehetzt aus. Nun machte ich mir erst recht Sorgen und ich winkte ihn eilig herein, wobei mir ein Bündel unter seinem Arm auffiel.
    «Wo bist du gewesen? Was ist das?»
    Er schlug seinen Umhang zurück und enthüllte einen Stapel Bücher. Ich betrachtete sie mit der Faszination, die ich immer für solche Gegenstände empfand. Boccaccios Decameron . Ovids Amores . Zahllose weitere. Einige hatte ich gelesen. Einige hätte ich verzweifelt gerne gelesen. Mein Herz schlug höher und es juckte mir in den Fingern, in ihnen zu blättern.
    «Ich habe sie bei einigen meiner Freunde zusammengesammelt», erklärte er mir. «Sie befürchten, dass Savonarolas Spießgesellen sie konfiszieren könnten.»
    Bei der Erwähnung des mächtigsten Priesters in der Stadt runzelte ich die Stirn. «Savonarola?»
    «Er sammelt ‹sündenbeladene Gegenstände› ein, um sie zu zerstören. Wirst du die hier verstecken? Keiner wird sie jemandem wie dir wegnehmen.»
    In meinen Augen leuchteten die Bücher geradezu, sie waren weitaus wertvoller als alle Juwelen, die ich angehäuft hatte. Ich wollte alles stehen und liegen lassen und anfangen zu lesen. «Natürlich.» Ich blätterte im Boccaccio. «Ich kann gar nicht fassen, dass sie jemand zerstören würde.»
    «Dies sind finstere Zeiten», sagte er mit versteinerter Miene. «Wenn wir nicht vorsichtig sind, dann wird uns alles Wissen verloren gehen. Die Unwissenden werden die Gelehrten zermalmen.»
    Ich wusste, dass er Recht hatte. Ich hatte es mit angesehen, wieder und wieder. Wissen wurde zerstört, wurde von denen zertrampelt, die zu dumm waren, um zu begreifen, was sie taten. Manchmal geschah es durch gewaltsame, blutige Eingriffe, manchmal auch durch weniger brutale, aber genauso hinterlistige Mittel wie bei Savonarola. Ich hatte mich schon so sehr daran gewöhnt, dass es mir schon gar nicht mehr auffiel. Doch aus irgendeinem Grund traf es mich dieses Mal härter. Vielleicht weil ich es diesmal durch seine flehenden Augen sah und nicht aus der Distanz.
    «Bianca?» Niccolò kicherte leise. «Hörst du mir überhaupt zu? Ich hatte eigentlich darauf gehofft, die Nacht mit dir zu verbringen, aber wenn du lieber mit Boccaccio alleine sein willst ...»
    Ich löste meine Augen von den Buchseiten und verzog meine Lippen zu einem schiefen Grinsen. «Kann ich euch nicht beide haben?»
    Über die nächsten Tage schmuggelte Niccolò weitere Gegenstände zu mir. Und es waren nicht nur Bücher. In meinem Haus stapelten sich Gemälde, kleine Skulpturen, sogar profane Dinge wie extravagante Stoffe und Schmuck. Alles wurde als sündig abgestempelt.
    Mir war, als hätten sich die Tore des Himmels für mich geöffnet. Stundenlang betrachtete ich Gemälde und Skulpturen, bewunderte die Genialität der Menschen und beneidete sie um ihre Kreativität, die ich weder als Sterbliche noch als Unsterbliche jemals besessen hatte. Die Kunstgegenstände erfüllten mich mit einer unbeschreiblichen, köstlichen und süßen Freude und ich kam mir beinahe wieder vor wie zu der Zeit, als meine Seele noch mir gehört hatte.
    Und die Bücher ... oh, die Bücher. Meine Angestellten und Geschäftspartner bekamen immer mehr zusätzliche Arbeit, denn ich ignorierte meine Pflichten einfach. Was interessierten mich Buchhaltung und Lieferungen, wenn so viel Weisheit direkt vor meiner Nase lag? Ich saugte sie auf, labte mich an den Worten – Worte, die die Kirche als Ketzerei verdammte. Die Rolle, die ich spielte, indem ich diese Schätze beschützte, erfüllte mich insgeheim mit Selbstzufriedenheit. Ich würde das Wissen der Menschheit weitergeben und damit den himmlischen Plan durchkreuzen. Das Leuchtfeuer der Genialität und der Kreativität würde nicht aus dieser Welt verschwinden und das Beste daran war, dass ich mich währenddessen daran erfreuen konnte.
    Dann tauchte eines Tages Tavia auf, um nach dem Rechten zu sehen, und nichts war mehr wie

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