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Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Titel: Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mead Richelle
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Das war einfacher, als mit dem Zweifel zu leben. Doch egal, wie sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass einige der Träume ziemlich real zu sein schienen. Somit musste ich andauernd alles hinterfragen und nach einer Weile kann einen das in den Wahnsinn treiben. Das Ganze wurde dadurch noch schlimmer, dass die Oneroi sich die ganze Zeit von den Träumen ernährten, was mir stetig meine Energie raubte. Ein Sukkubus braucht diese Energie, um zu funktionieren. Durch sie bin ich in der Lage, mich in der Welt zu bewegen, klar zu denken und meine Gestalt zu verwandeln. Wenn man sie mir wegnimmt, dann bringt mich das zwar nicht um – denn ich bin trotz allem noch unsterblich – doch dadurch werde ich nutzlos. Nicht dass das hier in meinem Gefängnis einen Unterschied gemacht hätte. Wenn ich meiner Wahrnehmung trauen konnte, dann war ich nach wie vor im Dunkeln in einer Kiste eingezwängt und in meinem nahezu gefühllosen Körper spürte ich nur Schmerzen und Schwäche. Wenn sie mich jetzt freigelassen hätten, dann hätte ich bestimmt kaum laufen können. Außerdem befand ich mich höchstwahrscheinlich in meinem echten Körper.
    Da ich inzwischen eigentlich nur noch aus meinem losgelösten Bewusstsein bestand, wurden die körperlichen Aspekte für mich unbedeutend. Mein Geist wurde zur einzig verlässlichen Konstante meiner Existenz, während der Mangel an Energie und die Qualen der Träume begannen, mich langsam zu zermürben. Solange die Träume anhielten, konnte ich relativ zusammenhängend und analytisch denken, doch sobald sie vorüber waren und die von ihnen ausgelösten Emotionen mich trafen, löste sich mein rationales Denken in Wohlgefallen auf. Ich kabbelte mich nicht mehr nur mit den Oneroi, sondern schrie sie an und verfluchte sie. Die meiste Zeit konnte ich überhaupt nicht denken. Es gab nichts als Schmerz und Verzweiflung. Und Wut. Auch wenn es eigentlich unmöglich schien, so blieb unter all den Höllenqualen, die mich langsam erstickten, ein kleiner Funke aus Wut am Leben, der jedes Mal, wenn ich die Oneroi sah, ein wenig angefacht wurde. Dass ich mich an diesem Flämmchen aus Zorn festhalten konnte, war wahrscheinlich das Einzige, was meinen zerschlagenen Geist noch davon abhielt, sich völlig dem Wahnsinn zu ergeben.
    Ich verlor jegliches Zeitgefühl, doch das hing eher mit den seltsamen Träumen zusammen als mit meinem Gehirn. In der wahren Welt schien tatsächlich kaum Zeit vergangen zu sein, denn jedes Mal, wenn die Oneroi mir einen Blick auf sie gewährten, hatte es bei der Suche nach mir kaum Fortschritte gegeben – womit die Oneroi mich scheinbar noch schneller brechen wollten.
    «Warum fragst du uns immer wieder?»
    Cody hatte diese Frage gestellt. Gerade beobachtete ich, wie er, Peter und Hugh von Jerome verhört wurden. Carter saß in der Ecke und rauchte trotz Peters Keine-Zigaretten-in-der-Wohnung-Regel. Roman war ebenfalls dort. Sein Körper und seine Aura waren allerdings unsichtbar. Weshalb ich ihn eigentlich gar nicht hätte sehen sollen, doch irgendetwas – vielleicht weil er der Hauptdarsteller in meinem Traum sein sollte – verriet mir, trotz meiner gegensätzlichen sinnlichen Wahrnehmung, dass er da war. Meine Freunde wussten über ihn Bescheid. Es gab keinen Grund für ihn, seine körperliche Erscheinung zu verbergen, es sei denn, dass Jerome befürchten musste, dass die Dämonen ein Auge auf Seattle geworfen hatten – was gar nicht so weit hergeholt war. Durch mein Verschwinden war er wahrscheinlich gerade supermisstrauisch.
    Cody hatte die Frage an Jerome gerichtet und noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich den jungen Vampir so wutentbrannt gesehen. Er war der Ausgeglichenste von uns allen und im Kreis der Unsterblichen von Seattle der Neuzugang. Wenn Jerome sagte «Spring», dann sprang er, und sonst beobachtete er lieber und lernte dazu, als eine aktive Rolle zu übernehmen. Ihn so zu erleben war ein Schock.
    «Wir wissen überhaupt nichts!», fuhr Cody fort. «Unsere Kräfte sind begrenzt. Du bist doch hier derjenige mit Allmacht und Superkräften. Kontrolliert die Hölle nicht das halbe Universum?»
    «Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, Horatio, als eure Schulweisheit sich träumt», zitierte Carter feierlich.
    «Haltet die Klappe, alle beide», keifte Jerome. Er sah den Engel giftig an. «Das Zitat hast du schon mal benutzt.»
    Carter zuckte abfällig mit den Schultern. «Ich hab sie alle schon mal benutzt. Viele, viele

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