Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
das Messer holen und ihm den Rest geben?»
Er schüttelte den Kopf. «Er hat nur noch ein wenig Leben übrig. Nur ein wenig. Du wirst nicht viel tun müssen.»
Ich begriff nicht sofort. Als ich schließlich verstand, riss ich die Augen auf. «Nein … das kann ich nicht …»
«Er stirbt so oder so», sagte Bastien. «Du kannst es schneller für ihn machen … schöner …»
Ich schüttelte immer noch den Kopf, doch Bastiens Worte waren angekommen. Er hatte Recht. Er hatte Recht und ich hasste ihn, weil er Recht hatte. Ich wandte mich von Bastien ab und sah wieder nach Luc, dessen Stirn ich die ganze Zeit gestreichelt hatte. Er blickte noch immer nach oben, noch immer auf mich. Ein Wassertropfen fiel auf seine Wange und ich erkannte, dass es eine meiner Tränen war.
«Leb wohl, Luc», sagte ich sanft. Ich hätte noch eine Million andere Dinge zu ihm sagen sollen, doch ich fand keine Worte. Stattdessen beugte ich mich hinab und legte meine Lippen auf seine. Ich drückte mich an ihn, doch da war nichts mehr von der animalischen Leidenschaft, die wir vorhin noch verspürt hatten. Es war viel sanfter. Es war lediglich der Hauch eines Kusses.
Doch genau wie Bastien gesagt hatte, brauchte es nicht mehr viel. Die wundervolle, silbrige Süße seiner Lebensenergie floss in mich hinein. Sie war genauso rein und perfekt wie vorhin – und dann war sie verschwunden. Ich nahm sie in mich auf und während Luc seinen letzten Atemzug tat, setzte ich mich auf. Diese Augen, die mich so voller Verehrung angeblickt hatten, sahen nun nichts mehr. Ich lehnte mich an Bastien.
«Ich habe ihn umgebracht», sagte ich und hielt meine Tränen nicht länger zurück.
«Du hast ihm Frieden geschenkt. Du warst sein Engel.» Seine Worte waren ein seltsames Echo meiner eigenen Gedanken.
«Nein, das … ich meine schon vorher. Er hätte nicht hier draußen sein dürfen. Er war … er war meinetwegen hier. Wenn ich einfach mit ihm geschlafen hätte, dann wäre das alles nicht passiert. Aber ich konnte es nicht. Ich wollte ihn nicht verletzen … wollte ihn nicht beschmutzen … und dann ging alles so schnell …»
Bastien nahm mich in den Arm. «Falls es dir ein Trost ist, seine Seele wird nicht bei unseresgleichen enden.»
Ich vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. «Es ist meine Schuld. Meine Schuld … ich hätte einfach tun sollen, was von mir erwartet wird. Ich war bereit dazu – dann hat er mich gebeten, ihn zu heiraten und – ach, verdammt. Hätte ich es nur getan. Hätte ich nur gelogen. Das wäre für uns alle das Beste gewesen. Wie konnte das alles nur passieren …»
«Es ist passiert, weil du ihnen zu nahe kommst», sagte Bastien. Es klang streng, doch er bemühte sich um Sanftheit. «Männer wie er … alle Menschen, die wie er sind … sie verzaubern dich, Fleur. Du hängst dein Herz an sie und dann tun sie dir weh.»
«Oder ich tue ihnen weh», flüsterte ich.
«Du musst unbeteiligt bleiben.»
«Es wird schlimmer», sagte ich. «Jedes Mal trifft es mich noch härter. Ich begreife das nicht. Warum geschieht das mit mir? Was stimmt denn nicht mit mir?»
«Das ist die Unsterblichkeit», sagte er weise. «Es sind einfach zu viele Jahre.»
«Was weißt du denn schon? Du bist jünger als ich.»
Bastien half mir auf, doch ich machte mich nur widerwillig von Luc los. «Ich kann nachempfinden, dass es so nicht weitergehen kann. Hör zu: Häng dein Herz nicht an die Guten. Egal wie, das kann nicht gut ausgehen.»
«Ich werde nicht einmal mehr in die Nähe der Guten kommen», sagte ich mit brechender Stimme. «Nie mehr. Ich werde mich von ihnen fernhalten.»
Bastiens gütiges Gebaren verschwand plötzlich. «Das ist doch lächerlich», meinte er verächtlich. «Hast du mir denn vorhin nicht zugehört? Du kannst nicht bis in alle Ewigkeit den schlechten Männern nachjagen. Von ihnen bekommst du keine Energie. Du müsstest dir jeden Tag einen Neuen suchen.»
Ich blickte auf Luc hinab, Luc, der mich geliebt hatte und der für mich gestorben war. Meine Schuld. Alles meine Schuld.
«Nie wieder», sagte ich. «Ich werde nie wieder jemanden wie ihm Leid zufügen.»
Als ich in meine Kiste in der Finsternis zurückkehrte, brauchte ich keine Oneroi, die mich aufklärten. Dieser Traum war wahr gewesen – bis auf den Schluss. Der war eine Lüge gewesen. Ich hatte den Menschen auch weiterhin wehgetan, wieder und wieder.
Kapitel 16
Also, wenn ich so darüber nachdachte, dann war das, was ich hier durchmachte, eigentlich
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