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Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Titel: Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mead Richelle
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Inzwischen hatten sie mich sogar schon einmal die wahre Geschichte davon träumen lassen, wie meine Untreue mich dazu getrieben hatte, meine Seele zu verkaufen. Welchen Horror sie sich jetzt wohl für mich ausgedacht hatten? Die Welt drehte sich vor meinen Augen und die Gebäude und die Menschen in ihren groben Kleidern machten mich benommen.
    «Seid Ihr in Ordnung?», fragte eine Stimme.
    Als ich mich umwandte, kam meine schwankende Umgebung etwas zur Ruhe und ich sah das Gesicht eines uralten Mannes vor mir. Unterhalb seiner von tiefen Falten durchzogenen Stirn lagen dunkle Augen, die von buschigen Augenbrauen fast überdeckt wurden.
    «Ja … es geht mir gut.» Ich runzelte die Stirn. Dann kam mir die Erleuchtung. «Gaius?»
    Die Augenbrauen hoben sich. «Kennen wir uns?»
    Ich starrte ihn an und bekam einen Augenblick lang kein Wort heraus. Ich kannte Gaius, seit ich laufen konnte. Er war ein Schmied mit kräftigen Armen. Doch als ich ihn zuletzt gesehen hatte, war er noch jung gewesen, ein Mann in seinen besten Jahren. Unkontrollierbar sprudelten die Worte aus meinem Mund heraus, Worte, die ich schon gesprochen hatte, als ich diese Episode zum ersten Mal erlebt hatte. Das hier war eine echte Erinnerung. Bis jetzt zumindest.
    «Wir haben uns vor langer Zeit kennen gelernt», sagte ich zu ihm.
    Er lachte in sich hinein. «Mädchen, an Euch würde ich mich erinnern. Und für Euch kann ‹vor langer Zeit› ja höchstens ein paar Jahre bedeuten.»
    Ich wurde mir meines Körpers gewahr und auch ohne Spiegel wusste ich, wie ich aussehen musste. Kurz bevor ich das Dorf betreten hatte, hatte ich meine Gestalt verwandelt und eine Form angenommen, von der ich mir eigentlich geschworen hatte, sie nie wieder anzunehmen. Und tatsächlich, nach diesem Tag hatte ich sie nie wieder benutzt. Es war die Gestalt meines ursprünglichen Körpers: die fünfzehn Jahre alte Letha, zu groß gewachsen und mit dickem, wirrem, schwarzem Haar. Ich war hierhergekommen, um etwas herauszufinden. Etwas, das ich unbedingt wissen musste.
    Ich nickte Gaius matt zu. Mein altes Ich war genau wie mein aktuelles Ich geschockt, welche Verwüstung die Zeit bei ihm angerichtet hatte. Wie lange war es schon her, dass ich zu einem Sukkubus geworden war und mein Dorf verlassen hatte? Dreißig Jahre?
    «Könnt Ihr mir sagen … gibt es hier einen Herrn – einen Fischer – mit Namen Marthanes? Lebt seine Familie noch hier?»
    «Sicherlich», antwortete er. «In dem Haus, in dem sie immer gelebt haben, dort hinten, neben der –»
    «Ich weiß, wo das ist», sagte ich schnell.
    Er hob die Schultern und störte sich nicht daran, dass ich ihn unterbrochen hatte. «Er ist allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit unten in der Bucht. Er ist zu alt, um selbst noch arbeiten zu können, aber er schwört Stein und Bein, dass seine Schwiegersöhne ohne ihn nichts zu Stande bringen können.»
    Schwiegersöhne. Natürlich. Meine Schwestern waren sicher schon lange verheiratet.
    «Danke», sagte ich und ging von ihm fort. «Es war schön, Euch wiederzusehen.» Er sah mir verwirrt nach, aber sagte nichts mehr.
    Ich ging auf die Bucht zu, wo das Wasser in einem so lebendigen, blaugrünen Farbton leuchtete, dass es aussah wie in einem nachcolorierten Film. Nichts Natürliches konnte eine derartige Schönheit hervorbringen. Sehnsucht und Nostalgie kamen in meinem Beobachter-Ich auf.
    Es war Mittag und in der Stadt ging es geschäftig zu. Ich erkannte weit mehr Gesichter wieder, als ich erwartet hatte. Kinder, die ich gekannt hatte, waren erwachsen geworden und Erwachsene zu rüstigen Alten. Am Kai war es genauso lebendig. Schiffe, die mit den florierenden Städten im Mittelmeerraum Geschäfte machten, wurden hier be- und entladen. Ich brauchte eine Weile, bis ich dort meinen Vater entdeckte. Auf meiner Suche erntete ich mehr Blicke als in der Stadt, denn in diesem Bezirk waren Frauen eher eine Seltenheit. Sie zogen es eigentlich vor, die raubeinigen Matrosen und Hafenarbeiter zu meiden. Meinen Vater fand ich schließlich hauptsächlich wegen seiner Stimme, die, genau wie in meiner Jugendzeit, laute Befehle brüllte.
    «Versucht Ihr mich zu ruinieren? Was treibt Ihr den ganzen Tag dort draußen? Meine Enkeltochter könnte beim Strandspaziergang genauso viele Fische fangen!»
    Den Mann, den er anschrie, kannte ich nicht. Er wirkte verlegen und eingeschüchtert, während er anscheinend den heutigen, mageren Fang präsentierte. Ich fragte mich, ob er wohl mit einer meiner

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