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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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recht. April hat sich abgesetzt, als ich Wache hatte.«
     
    »Ich glaube an das Auto«, schrieb Peyton Hale. » Zerlege es in seine Einzelteile und breite diese auf dem Boden einer Werkstatt aus. Nehmen wir an, noch niemand hätte ein komplettes Auto gesehen. Was würde man dann von den einzelnen Teilen halten? Manche würden sich an die Batterie halten, von der man weiß, dass sie elektrisches Licht erzeugen kann, aber damit wäre man immer noch himmelweit von der Vorstellung eines Automobils entfernt, denjenigen welchen wäre zwar ein Licht aufgegangen, aber sie säßen trotzdem im Dunkeln. Andere würden die Reifen nehmen, sie bergab rollen lassen - und auf diese Weise verlieren. Man sähe nur das Potenzial eines Reifens, sich irgendwohin zu bewegen. Die Kotflügel und die Motorhaube, das ganze äußere Blechkleid, ist die Domäne der Ungläubigen: Sie erkennen, wie die Teile zueinander passen, und sehen darin doch nur eine Hülle ohne Sinn und Zweck.
    Gesegnet seien jene, die das ganze Auto sehen, weil sie das sehen, was vor ihnen liegt, und nicht das Durcheinander auf dem Werkstattboden.«
    Mallory steckte den Brief wieder in den Rucksack. Sie konnte sich nicht mehr konzentrieren. Entschlossen startete sie den Wagen und fuhr zurück auf die alte Route 66.
    Die tote April Waylon hatte sich eine Weile zu ihr ins Auto gesetzt. Obwohl ihr eine Hand fehlte, war sie vergnügt und munter. »Ein schöner Tag«, sagte sie. »Du solltest deine Sonnenbrille aufsetzen.«

    Die aber war Mallory abhanden gekommen. Heute früh beim Checkout hatte sie die Sonnenbrille am Empfang neben ihre Wagenschlüssel gelegt, danach war sie weg gewesen - und mit ihr jeder klare Gedanke.
     
    Click.
    Das VW-Cabrio war nur noch ein kleiner silberner Punkt im dunklen Auge der Kamera. Der Fotograf hatte eine Pilotensonnenbrille mit Goldrand in der Hand. Seine Zunge zuckte vor und zurück, als könnte er durch Lecken an den Gläsern Mallory schmecken. Dann klappte er die Brille zusammen und legte sie ins Handschuhfach, zu der Höhlenbroschüre, dem Kugelschreiber und einer Serviette, die Mallory benutzt hatte. Stück für Stück nahm ein langfristiger Plan Gestalt an.
     
    Mallory traf Meilen und Stunden vor der Elternkarawane im Staat Texas ein. In der Kleinstadt Shamrock machte sie ihren Pflichtbesuch im U-Drop Inn, aber so früh hatte diese Sehenswürdigkeit noch nicht geöffnet. Sie hielt nur, um den Saloon auf ihrer Liste abzuhaken, und erhoffte sich Besseres von ihrer nächsten Station.
    Sie fuhr nach Westen zu den auf der Karte angegebenen Koordinaten für ein kleines Stück Erde, verließ die Straße und hielt auf der flachen texanischen Prärie, »… mit einem Blick, der bis ans Ende der Welt reicht«. Sie stieg aus und ging auf den Horizont zu. Alle Anzeichen von Leben hatte sie hinter sich gelassen.
    Und sie wartete.
    » Es gibt nur eine Möglichkeit, Amerika zu sehen«, hatte Peyton Hale geschrieben. »Mit dem Flugzeug oder dem Zug funktioniert es nicht. Du musst die Erde unter den Füßen spüren. Du musst allein sein und riskieren, dass du die Richtung verlierst. Die schiere Größe dieses Landes kann einen Mann in die
Knie zwingen. Diese Prärie, diese weite offene Fläche, hat diese Macht. Das liegt an dem überwältigenden Gefühl der Leere, das dich überkommt. Nur ein paar Schritte weg von der Straße - und du bist verloren. Und danach verwandelt.«
    Ohne auch nur einmal auf die Knie zu fallen und völlig unverändert kehrte Mallory zu ihrem Wagen zurück, schlug ihr Notizbuch auf und hakte eine weitere Enttäuschung ab.
    Er konnte schließlich nichts dafür.
    Für sie war das Gefühl der Leere Alltag.
    Nach ein paar Meilen holte sie sich Gesellschaft. Manchmal waren so viele Gespenster im Wagen, dass sie Mallory die Luft zum Atmen nahmen. Diesmal musste das Mordopfer hinten sitzen. Ganz mochte Mallory sich von April Waylon nicht trennen, aber die Frau ging ihr - ob tot oder lebendig - schwer auf die Nerven.
    Die ermordete Mutter fing ihren Blick im Rückspiegel auf und lächelte. »Es war nicht deine Schuld. Dass ich umgebracht worden bin, meine ich. Man kann nicht verlangen, dass du dieselben Leute immer wieder rettest.«
    Dann saß Mallorys Pflegemutter Helen Markowitz neben ihr, rundlich-gemütlich wie vor ihrer Krebserkrankung.
    Liebe, sanfte Helen - verlass mich nicht!
    »Aber Kathy, wie sieht es denn hier aus?« Die Tote betrachtete ungläubig die leeren Mineralwasserdosen und zerknüllten Kreditkartenquittungen, die

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