Such mich Thriller
auf dem Weg zur Tür. »Wo kann ich Sie erreichen?«
»Nirgendwo.«
Die Tür schloss sich, und Hoffman setzte sich noch einmal hin, um seine Notizen und die Fotos der verschwundenen Kinder und die Suchplakate zusammenzupacken. Als er aus dem Fenster sah, rollte das silberfarbene Cabrio schon in Richtung Straße, eine Sekunde später war eine Fliege auf seiner Hand gelandet, und als er sie erlegt hatte, war Mallory verschwunden. Auf dem geraden Straßenabschnitt, den er überblicken konnte, war ihr Wagen nicht einmal mehr als dunkler Punkt zu erkennen.
So ein Auto auf diese Weise verschwinden zu lassen - das war das Einzige, was er sich an diesem Tag nicht logisch erklären konnte und was seine Erinnerung an Mallory für immer prägen sollte. Wenn er in den kommenden Jahren diese seine
beste Geschichte über die alte Route 66 erzählte, würden ihm weder Mallory noch ihre Schusswaffe überlebensgroß geraten. Er hatte es nicht nötig zu übertreiben.
Einige Stunden und ein paar Meilen weiter westlich wechselte ein Fahrzeug die Spur, um dicht auf ein anderes heranzufahren. Jetzt war der drängelnde Fahrer dem alten Chevy von Finn nah genug, um die Konturen eines kleinen Mädchens auf der Rückbank erkennen zu können. Die Sechsjährige hatte auf der anderen Seite aus dem Fenster gesehen, aber jetzt drehte sie sich jäh um, als habe sie einen Atem im Nacken gespürt. Der Verfolger fiel ein Stück zurück und reihte sich in die Wagenschlange ein. Dodie Finn sah hilfesuchend nach vorn, auf den Hinterkopf ihres Vaters. Sie wiegte sich hin und her und summte.
Ihr Bruder Peter kramte im Handschuhfach herum und reichte ihr einen Streifen Kaugummi über den Beifahrersitz. »Alles in Ordnung, Dodie?«
Obwohl sie innerlich schrie, wickelte sie lächelnd ihren Kaugummi aus.
»Anschnallen«, sagte ihr Vater.
Gehorsam drehte Peter sich um. Der Gurt klickte, und er rutschte tiefer in seinen Sitz.
Dodie summte ihr kleines Lied. Der Refrain, der alles war, woran sie sich erinnerte, ließ ihr Herz ruhiger schlagen. Sie hob die kleine Hand und rieb sich den Nacken. Ihr war, als säße dort immer noch etwas Ekliges.
5
C harles Butler war hellwach - eine große Verbesserung gegenüber dem Vortrag, als er, aus Europa kommend, nach endlosem Warten auf den verschiedensten Flughäfen, versäumten Flügen wegen ausgedehnter Sicherheitschecks und massivem Schlafmangel glücklich wieder in New York gelandet war. Am späten Vormittag war er auf dem Beifahrersitz seines Mercedes halbwegs wieder zu sich gekommen und hatte sich gefragt, wohin die Reise ging und was in ihn gefahren war, Riker, einem Mann, der keinen Führerschein besaß, die Wagenschlüssel anzuvertrauen, denn er hatte keine Ahnung mehr, was sie am Vorabend besprochen hatten. Der Tag war bisher in anhaltendem Jetlag-Nebel an ihm vorbeigezogen.
Jetzt, am Nachmittag, in diesem hellen, ansprechenden Lokal, konnte er endlich wieder klar denken. Er saß neben zwei tüchtigen Kriminalbeamten, die sich ebenso intensiv mit Steak und Kartoffelsalat wie mit den blutigen Einzelheiten eines aktuellen Mordes beschäftigten.
Ein ungemein anregendes Tischgespräch.
Detective Kronewald hatte entfernte Ähnlichkeit mit dem verstorbenen Louis Markowitz, besonders wenn der stämmige Mann seine Bluthund-Hängebacken zu einem breiten Grinsen verzog. Riker mochte den Kollegen aus Chicago offenbar, und wenn er ihn - was häufig geschah - »du Bastard« nannte, war das offenbar freundschaftlich gemeint.
»Okay«, sagte Riker, »ich sag dir, warum Mallory dich gestern
hat abblitzen lassen. Weil deine Informationspolitik Scheiße ist.« Er beugte sich zu dem Kollegen hinüber. »Bildest du dir denn wirklich ein, die Kleine wüsste nicht, dass du ihr was verschwiegen hast? Sie ist in ihrem Job besser als ich, und das mit den anderen Leichen hatte ich raus, als ich kaum eine Viertelstunde hier war.«
Riker hielt einen Augenblick inne, um die Unterlagen entgegenzunehmen, mit denen er und seine Partnerin der Mordkommission in Chicago unterstellt wurden. »Wenn ihr uns am ausgestreckten Arm verhungern lasst, wird Mallory nicht mitspielen.« Er faltete eine Karte von Illinois auseinander und breitete sie auf dem Tisch aus. »Jetzt kreuz mal die Stellen an, wo die Feds die Kinderleichen ausgegraben haben. Wenn das nicht zu viel verlangt ist, du Bastard.«
Als Kronewald zögerte, drückte Riker ihm einen Kugelschreiber in die Hand. »Ich brauche dir nicht zu sagen, dass Mallory bis auf die
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