Such mich Thriller
Sache mit den Gräbern eh schon alles weiß.«
»Irrtum«, sagte ihr Gastgeber, denn das Essen zahlte die Stadt, »ich hab noch was in der Hinterhand.«
Riker winkte ungeduldig ab. »Raus damit, ehe ich weiße Haare kriege.«
»Ich habe Paul Magrittes Vergangenheit überprüfen lassen«, trumpfte Detective Kronewald auf, der offenbar davon ausging, dass dieser Name seinen Gästen etwas sagte.
Charles wandte sich an den Cop aus Chicago. »Tut mir leid, aber ich bin über die Einzelheiten noch nicht ganz im Bilde. Wer ist Mr. Magritte?« Er sah ein wenig verblüfft, dass Riker ihm einen dankbaren Blick zuwarf.
»Magritte ist der Chef dieser komischen Karawane«, antwortete Kronewald.
Karawane?
Charles sah Riker fragend an. Der wusste mit dem Begriff auch nichts anzufangen, war aber nicht bereit, seine Ahnungslosigkeit einzugestehen.
Als Mallory die Grenze des Bundesstaates überquert hatte, klappte sie die Sonnenblende herunter, um eine arg zerlesene Broschüre über die Höhlen von Missouri herauszunehmen, griff aber ins Leere. Sie sah in ihrem Rucksack und im Handschuhfach nach. Hatte sie das Heft versehentlich weggeworfen? Ausgeschlossen! Einer Mallory unterlief so ein Fehler nicht. Sie suchte unter den Sitzen, auf der Rückbank, im Kofferraum - vergeblich. Sie kramte ihren Rucksack durch, kippte ihn aus, durchsuchte jedes Reißverschlussfach doppelt und dreifach. Gab es Diebe im Konvoi? Hatte sie vergessen, den Wagen abzuschließen?
Ja, das musste es gewesen sein.
Oder - nein, das war Unsinn. Außer der Broschüre fehlte nichts, und wer außer ihr hätte mit diesem vergilbten, zerfledderten Heftchen etwas anfangen können, mit ein paar Notizen in der gleichen Schrift, in der auch Peyton Hales Briefe geschrieben waren? Sie durchwühlte den Wagen erneut, jedes Versteck, jede Ritze, in die ihre Hand hineinpasste, und musste sich schließlich zwingen, damit aufzuhören. Wo war ihr klarer Verstand geblieben? Und die Zeit? Die wurde nämlich knapp.
Schluss jetzt!
Sie ließ den Motor an. Wahrscheinlich hatte der Wind die Broschüre weggeweht, als sie mit offenem Dach gefahren war. Gut - der Wind war schuld!
Kronewald übergab seinem Kollegen einen Stapel Unterlagen. »Das ist das Hintergrundmaterial. Wenn Mallory recht hat, haben sich die Leute, die jetzt zu dem Konvoi gehören, alle im Internet kennen gelernt. Paul Magritte betreibt dort Therapiegruppen
für die Eltern vermisster und ermordeter Kinder, aber wir kommen an die Daten nicht ran.«
»Moment mal!«, sagte Riker, der in letzter Zeit schon genug Kröten hatte schlucken müssen. »Willst du mir erzählen, dass Mallory sich nicht in ein so einfaches …«
»Sie hat keinen Computer dabei«, sagte Kronewald. »Ich dachte, das wusstest du. Redet ihr eigentlich überhaupt nicht miteinander? Wozu gibt es Handys?«
Charles Butler und Detective Riker wechselten einen bedeutungsvollen Blick. Sie stellten sich beide dieselbe Frage: Wie war es möglich, dass Mallory sich von ihren Computern getrennt hatte - und warum hatte sie das getan? Riker machte diese radikale Veränderung bei seiner Partnerin offenbar noch mehr zu schaffen, denn er behauptete gern und oft, Mallory sei nicht nur ein Hightech-Freak, sondern brauche Batterien, um sprechen und laufen zu können.
»Auf die Website könnten meine Techniker mich natürlich bringen«, sagte Kronewald, »aber nicht in die privaten Chatrooms, nicht ohne richterliche Erlaubnis. Damit hat Mallory übrigens auch recht gehabt. Der Alte ist Psychiater mit einer ordentlichen Ausbildung. Seine Website ist durch die ärztliche Schweigepflicht geschützt. Und noch was zum Thema Seelenheinis - nichts für ungut, Dr. Butler …« Er lächelte entschuldigend.
»Sagen Sie einfach Charles zu mir.« Den Doktor schenkten sich die meisten seiner Bekannten, obgleich auf seiner Visitenkarte eine lange Reihe von Initialen stand, die ihn als akkreditierten und einigermaßen überqualifizierten Psychologen auswiesen.
Kronewald bückte sich zu einer dicken Aktentasche, die neben seinem Stuhl auf dem Boden stand, und kramte darin herum. Während er abgelenkt war, setzte Riker seine Lesebrille
auf, was er nicht gern in der Öffentlichkeit tat - seine Eitelkeit beschränkte sich auf diesen einen Punkt -, und überflog die Informationen über Magritte. Als er mit dem Blatt fertig war, gab er es an Charles weiter, der als Schnellleser nur einen Bruchteil der Zeit benötigte. Aus dem Bericht ging hervor, dass eine klägliche
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