Such mich Thriller
Tür eines Winnebago, in dem Licht brannte, und verteilte Campingwerkzeug an eine Schlange Wartender. Das mussten die Neuen sein. Ein Mann nahm ein nagelneues blinkendes Beil in Empfang. Es war nicht groß, aber groß genug, um einem Mordopfer eine Hand abzuhacken, war es allemal.
Der Konvoi war noch nicht lange da. Am Rand des Lagers wurden kleinere und größere Zelte aufgestellt. Einige Reisende waren unübersehbar arm, sie hatten Zeltplanen über ihre Autos gespannt und an Bäumen festgezurrt und breiteten darunter ihre Schlafsäcke aus.
Wo war das Team, das zum Schutz der Eltern abgestellt war? Mallory hätte nie so nah an das Lager herankommen dürfen, ohne sich auszuweisen.
Zwei Scheinwerferbahnen fielen auf den Kiesweg, der an das Feld angrenzte, aber sie gehörten nicht zu einem FBI-Fahrzeug. Sie erkannte den Sheriffstern an der Autotür, und dem Sheriff, der selbst am Steuer saß, war anzusehen, dass er nicht zum Schutz der Elternkarawane gekommen war. Er holte ein großes »Betreten verboten!«-Schild an einem dicken Pfosten
heraus und war offensichtlich entschlossen, diese Leute von seinem Land zu scheuchen, zurück auf die Straße und möglichst weit weg von seinem Zuständigkeitsbereich. Er brauchte nur das Schild hochzuhalten, und sie mussten weiterziehen. Die Autorität eines Sheriffs ist unangreifbar.
Zu diesem Schluss war offenbar auch Paul Magritte gekommen. Er hatte den Wagen entdeckt und beeilte sich, ihn vor dem Lager abzufangen. Der Wind stand günstig für Mallory, so dass sie in ihrem Versteck das Gespräch mit anhören konnte.
»Guten Abend, Sir.« Magritte hielt ein Blatt Papier hoch. »Hier ist die Erlaubnis des Besitzers, auf seinem Land zu lagern. Wie Sie am Datum sehen, habe ich die Vereinbarung schon vor einiger Zeit getroffen.«
Der Sheriff ließ das Verbotsschild sinken wie eine Schusswaffe, die man nur ungern einsetzen würde. Er lehnte es an sein Bein, damit er beide Hände frei hatte, um Magritte eine Taschenlampe und das Blatt Papier abzunehmen. Er las den Brief, aber seine Miene blieb misstrauisch. »Bleibt das Sanitärproblem.« Er ließ den Blick über das Gelände wandern. »Ich sehe keine Aborte oder transportable Toiletten. In dem Wisch da steht nichts darüber.«
»Alles geregelt. Der Sohn des Besitzers ist schon unterwegs, er hat einen Schlüssel zu dem kleinen Laden dort.« Er deutete hin, und Mallory zog sich tiefer in den Schatten zurück. »Wir dürfen die Toiletten dort benutzen. Der Besitzer wollte Bargeld sehen, wir werden sammeln und dem Sohn den Betrag übergeben. Und in den Wohnwagen haben wir auch Toiletten.«
Ein paar Camper hatten den Wagen des Sheriffs entdeckt und kamen angerannt. Sie schwenkten großformatige Fotos ihrer Kinder und redeten alle gleichzeitig auf ihn ein. Aus dem Stimmengewirr hob sich hier und da eine Frage - nach Christie, die in diesem Jahr sechzehn geworden wäre, nach Marsha,
die mit sechs Jahren verschwunden war. Andere Namen wirbelten wild durcheinander.
Der Sheriff wich zurück, er wirkte so schuldbewusst, als hätte er all diese Kinder eigenhändig umgebracht. Mit gesenktem Kopf murmelte er etwas, was Mallory nicht verstand. Es konnte ein Gebet sein oder ein Fluch - jedenfalls kam Gott darin vor. Dann flüchtete er zu seinem Wagen und ließ den Motor an. Der Kies sprühte in alle Richtungen, während die Rücklichter schnell kleiner wurden.
Er war noch einmal davongekommen.
Mallory machte sich mit ausgeschalteten Scheinwerfern daran, dem Wagen des Sheriffs auf der mondhellen Straße zu folgen. Hätte er einen Blick nach hinten getan, hätte er sie womöglich gesehen, aber auf diese Idee kam er überhaupt nicht, und auch das war in Mallorys Augen ein Zeichen von schlechtem Gewissen. Sie folgte ihm bis in den nächsten Ort, wo er vor einem städtischen Gebäude mit mehreren Eingängen hielt. Durch eine Tür mit der Aufschrift »Büro des Sheriffs« betrat er das Haus. Mallory folgte ihm als stummer Schatten. Der Sheriff hatte ihre Schritte nicht gehört und nur bemerkt, dass der Diensthabende am Empfang ein verblüfftes Gesicht machte. Als er sich daraufhin umdrehte, erschrak er heftig.
Umso besser.
Sie zeigte ihm ihre goldene Dienstmarke und den Ausweis. »Mein Name ist Mallory.«
Der Sheriff sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
»Mallory?«, wiederholte er heiser. »Vielleicht gibt es ja doch Zeichen und Wunder und den lieben Gott …« Auf ihren Ausweis warf er nur einen flüchtigen Blick, stattdessen
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