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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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bat er sie mit einer Handbewegung in sein Büro. »Bitte setzen Sie sich. Es könnte länger dauern.«

6
    M allory setzte sich in dem alten Sessel zurecht, einem Möbelstück, das ihrer Meinung nach für ein Büro viel zu bequem war. Der bunte Teppich war vermutlich Anfang des letzten Jahrhunderts geknüpft worden, ein Telefon mit ein paar Knöpfen für Nebenstellenanschlüsse war das einzige halbwegs Moderne im Raum.
    Sie hatte eine ganze Liste schonungsloser Fragen und Forderungen für den Mann mitgebracht, der hinter dem schweren altmodischen Holzschreibtisch saß. Allerdings war dieser der Sheriff aus Missouri und damit Teil eines für Polizeibeamte unverzichtbaren Netzwerks, das sich von Küste zu Küste spannte, weshalb sie ihn nicht fragte, warum er vor den Eltern des Konvois davongelaufen war, sondern nur bat: »Sagen Sie mir das, was Sie Magritte nicht gesagt haben.«
    »Schätze, dass der Alte sowieso schon Bescheid wusste. Vor anderthalb Jahren haben wir die Überreste eines kleinen Mädchens gefunden, das nicht aus unserer Gegend stammte. Ihretwegen sind wohl heute so viele Leute hier aufgekreuzt.«
    »Wie alt war das Kind?«
    »Groß für eine Fünfjährige oder klein für eine Siebenjährige. Im Übrigen steht das Geschlecht nicht eindeutig fest, der Coroner hat eben auf ein Mädchen getippt. Als wir einen Namen für den Grabstein suchten, haben wir uns auf einen geeinigt, der sowohl auf einen Jungen als auch auf ein Mädchen passt.«
    »Die Leiche war also verwest.« Ob man sie in einem Grab
gefunden hatte oder ihr eine Hand fehlte, konnte sie nicht fragen, das hätte weiteren Nachfragen Tür und Tor geöffnet.
    »Sie war weit mehr als verwest. Muss schon jahrelang in der Erde gelegen haben. Wahrscheinlich hätten wir sie gar nicht gefunden, wenn nicht so ein alter Zausel auf die Idee gekommen wäre, sich an der Route 66 einen Alterssitz zu bauen, angeblich waren seine schönsten Erinnerungen mit dieser Straße verbunden. Bauarbeiter haben dann die Leiche gefunden. Das Skelett. Idioten. Statt alles so liegen zu lassen, wie es lag, und die Polizei zu rufen, haben sie das, was von dem Kind übrig war, in einen Sack gepackt und in die Stadt geschafft.«
    »War an den Gebeinen irgendetwas Auffälliges?«
    »Kein Hinweis auf die Todesursache, wenn Sie das meinen. Als wir die Knochen alle beisammen hatten, fehlte eine Hand. Meine Leute haben die ganze Baustelle danach abgesucht. Ergebnis gleich null.«
    »Haben Sie an den Handgelenkknochen Splitter oder dergleichen festgestellt?«
    Es dauerte einen Augenblick, bis er die Bedeutung der Frage verstand, und das grausige Bild, das Mallory ihm damit vor Augen führte, machte ihm zu schaffen. »Keine mechanischen Spuren, sie ist nicht abgehackt worden. Denkbar, dass ein Raubtier sich über die Leiche hergemacht hat, aber Bissspuren waren auch nicht da.«
    Mallory zog ihre eigene Theorie vor - dass ein Killer nach Jahren wieder zu dem Grab des Opfers zurückgekehrt war. »Haben Sie die Feds um Hilfe gebeten?«
    »Armleuchter. Abgewimmelt haben sie mich. Vermutlich eine Streunerin, haben sie gesagt. Wussten Sie, dass in jeder Minute jeden Tages neunzigtausend jugendliche Ausreißer unterwegs sind? Mit solchen Sprüchen haben sie mich abgespeist. Nicht unsere Zuständigkeit, hieß es. Und vor vier Monaten,
da sind sie dann plötzlich auf dem Friedhof aufgetaucht und haben sie ausgegraben, ohne uns etwas zu sagen. Wir waren alle stocksauer. Bis auf ein, zwei Leuten hatten alle im Ort für die Beerdigung und den Stein gespendet.« Er ließ sich nach vorn sinken. Es war, als läge das Gewicht dieses Tages wie eine schwere Last auf seinem Rücken. »Hoffentlich können Sie mir etwas sagen, was Hand und Fuß hat, ehe die Leute aus dem Konvoi morgen früh bei mir auf der Matte stehen, weil sie die Kleine für ihre verlorene Tochter halten.«
    Da musste sie den Sheriff enttäuschen. Es war Kronewalds Fall. Und es gab Regeln, was preisgegeben werden durfte und was nicht. Aber der Sheriff konnte, wenn er clever war, seine eigenen Schlüsse ziehen. »Haben Sie mal von anderen Polizeibehörden ähnliche Flyer oder Suchplakate bekommen?«
    »Kann ich so nicht sagen.« Der Sheriff straffte sich ein wenig. »Vor einiger Zeit hab ich ein Fax aus Kansas gekriegt. Aber da ging es um einen Teenager oder eine junge Frau. Und das Opfer in Kansas lag mitten auf der Straße. Eine Hand fehlte. Das war die einzige Übereinstimmung.«
    Er lehnte sich zurück in der Erwartung, sie werde ihm

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