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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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doch? War es machbar, einen Käfer mit einem Rennwagen zu kreuzen?
     
    Fünfundzwanzig Jahre, nachdem die Briefe geschrieben worden waren, ging wieder ein Tag mit blauem Himmel zu Ende, die tief stehende Sonne schien hell und warm. Mallory bretterte über die Mother Road und spielte Rock-and-Roll-Oldies. Nach zwanzig Meilen zogen Wolken auf. Sie suchte nach der nächsten Sehenswürdigkeit auf dieser Strecke.
    Es war der richtige Tag im Mai, die richtige Stunde, aber Jahrzehnte später.
    In dem Brief war die Rede von einer Baumreihe gewesen. Die war nicht mehr da. Sie sah auf kahles Gelände und eine Reihe dicker Baumstümpfe. Von dem alten Country Store standen nur noch die Fundamente. Und der Himmel war nicht mehr blau. Die Sonne hob sich als Kreis aus hellerem Grau vor dem bedeckten Horizont ab, ein Zeichen für ein baldiges Ende der Dürre in diesem Landstrich.
    Trotzdem war dieser Halt nicht ganz vergeblich gewesen. Die Musikauswahl ergab jetzt mehr Sinn. Der fetzige Song passte nicht zu einem Himmel, der Regen versprach. Sie drehte an der Wählscheibe des iPod, bis sie eine Ballade gefunden hatte, die dem bewölkten Tag eines anderen Briefes entsprach. Und jetzt sang Bob Dylan für sie:

    »… and you better start swimming or you’ll sink like a stone …«
    Ein Knopfdruck - und das schwarze Verdeck hob sich. Mallory verriegelte es, ließ aber die Fenster offen. Sie entfaltete behutsam einen Brief, der jeden Augenblick auseinanderfallen konnte, und suchte nach der Beschreibung der Welt, wie sie an jenem Tag, in jenem Leben gewesen war.
    »… was jetzt Gegenwart ist, wird später Vergangenheit sein …«
    Ein jäher Windstoß stahl den Brief, riss ihr das Blatt aus der Hand und machte sich damit durch das Fenster an der Fahrerseite davon. Sie ließ den Motor laufen, während sie dem flatternden Brief über das offene Gelände hinterherjagte. Zornig sah sie nach oben, als wollte sie einem Sonntagsschulgott die Schuld geben, dem die fast siebenjährige Mallory im Sterbejahr der Mutter abgeschworen hatte.
    Nein, an ein Wirken von oben glaubte sie längst nicht mehr. Kathy Mallory war ein Kind von Hightech und kalter Logik. Es war keine Rachegöttin, sondern der Wind, der ihren Brief immer schneller, immer weiter von ihr forttrieb. Ihre Wut war verraucht, stattdessen regte sich Panik, ein neues Gefühl für eine Frau, die eine schwere Waffe trug und der jedes normale, gesunde Angstgefühl fehlte. Sie fürchtete sich vor nichts - bis sie das Donnergrollen hörte. Ein Gewitter war im Anzug. Immer höher schraubte sich der Brief in die Luft. Wenn sie ihn nun ganz verlor, wenn der Regen ihn verdarb …? Es war ein Wettlauf gegen die Zeit.
    Die ersten Tropfen fielen. Ihre Panik verstärkte sich, und dann kam die Wut zurück. Vielleicht saß ihr alter Feind wirklich da oben und versteckte sich vor ihr, bestahl sie zum zweiten Mal.
    Dieser große Bastard am Himmel, der Mörder ihrer Mutter.
    »Böser, böser Gott!«, schrie sie in den Wind, die Fäuste geballt, wieder das kleine Mädchen von sechs, fast sieben Jahren,
erbost darüber, dass es da etwas gab, was sich der Kontrolle eines Kindes entzog. »Gib ihn mir zurück!«
    Der Brief verharrte einen Augenblick regungslos in der Luft wie ein Vogel, der gegen den Wind flog, dann schwebte er langsam zu Boden. Sie lief hin, mit hämmerndem Herzen, als bedeute ihr dieses Stück Papier mehr als ihr Leben.
     
    Special Agent Dale Berman hatte den Laptop aufgeklappt, überflog die neuesten Nachrichten aus Chicago und drehte langsam den Kopf nach rechts und nach links, um sich die Fotos anzusehen. Er war mit Eddie Hobarts Bericht erst zur Hälfte fertig, aber wie es zu der Konfrontation seines Grabräuberteams mit einem Cop im Grenzland von Illinois gekommen war, hatte er zumindest schon begriffen.
    »Ich fand den Trooper sympathisch«, sagte Eddie Hobart und leerte sein drittes Glas. »Netter Junge.«
    Der FBI-Mann nickte zerstreut und schenkte sich den nächsten Drink ein. Auf dem Monitor sah er ein Foto, das ihm Detective Kronewald aus Chicago mit besten Grüßen übermittelt hatte, die Vergrößerung eines Entlüftungsventils an Gerald C. Lindens plattem Reifen. »Die Kratzspur kannst du aber nicht übersehen haben.«
    »Doch. Am Tatort hatten wir nicht genug Zeit, und Cadwaller hat gesagt, wir sollten den Reifen nicht mitnehmen, angeblich hatte der Helikopter schon Übergewicht.«
    »Und stimmte das?«
    »Nein. Wir hatten ein paar Bodenproben und die Leichensäcke von drei

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