Such mich Thriller
weiteren Gräbern. Kinderknochen wiegen nicht viel. Aber der Pilot nimmt Anweisungen nur vom Einsatzleiter persönlich entgegen.« Der Zivilist deutete auf Bermans Laptop. »Nach außen nehme ich alle Schuld auf mich. Ich hätte Cadwaller dalassen und stattdessen den Reifen mitnehmen sollen.«
Auf dem Computerschirm war jetzt das Foto eines Fingerabdrucks auf einer Handybatterie zu sehen. »Der ist mir auch entgangen.«
»Die Cops haben sie an einer Raststätte nördlich von Chicago gefunden. Dort hat das Opfer zum letzten Mal gegessen, und es lag weitab von deiner Strecke, Eddie.«
»Nein, es bleibt dabei: Hier habe ich Mist gebaut. Ich wusste ja nicht mal, dass der Akku in Lindens Handy fehlte, bin gar nicht dazu gekommen, es aufzumachen. Und ich bin nicht sicher, ob wir es gemacht hätten, selbst wenn Zeit genug da gewesen wäre.«
»Irgendjemand hat das Handy aufgemacht.«
»Vielleicht der Trooper oder diese Polizistin aus New York. Mallory.« Hobart beugte sich vor. »Ist der Abdruck brauchbar?«
Agent Berman überflog den Begleittext und schüttelte den Kopf. »Nur ein verwischter Teilabdruck, schreibt Kronewald. Keine klaren Rillen. Nicht mal zuverlässig genug, um einen Verdächtigen zu eliminieren.«
»Jedenfalls stehe ich jetzt wie ein Trottel da.«
»Reg dich nicht auf, Eddie, der Fall hat dich einfach fertiggemacht. Zu viele Kinderleichen.« Berman schenkte seinen Gegenüber noch einen Betäubungsschluck ein.
Und dann noch diese verdammte männliche Nervensäge in seiner unmittelbaren Umgebung! Cadwaller hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um in das Team aufgenommen zu werden. Zur Schadensbegrenzung hatte ihn Dale Berman höchstpersönlich dem Grabungsteam zugeteilt und gewandtere Mitarbeiter nach Chicago geschickt. Dort hatten sie mit harten Bandagen gekämpft und verloren, aber Cadwaller hatte dem FBI durch seine Konfrontation mit der Staatspolizei von Illinois noch weitere Minuspunkte eingebracht.
Und die Geschichte war noch nicht zu Ende. Ein Schlag folgte dem anderen. Während die Eiswürfel in den Gläsern klirrten, hörte sich Special Agent Berman seine ganz persönliche Gutenachtgeschichte an, die Geschichte von der hochgewachsenen Blondine aus New York City, die vor dem Diner in Illinois das Heft in die Hand genommen hatte. So wie Eddie Hobart den Ablauf schilderte, hätte man ihn für den Vorsitzenden des Detective-Mallory-Fanclubs halten können. Berman nickte lächelnd. »Sie ist die Tochter von Lou Markowitz.«
»Echt?«
»Der Name sagt dir was? Na klar. Ich kannte ihren Alten aus meiner Zeit in New York. Mein Team hatte zusammen mit der Special Crimes Unit der New Yorker Polizei einen großen Fall bearbeitet und dabei Murks gemacht. Na schön - ich habe Murks gemacht, ich geb’s ja zu. Markowitz ist in die Luft gegangen. Hat die Feds zur Hölle geschickt, und vier Stunden später hatte sein Morddezernat den Fall gelöst. Es war demütigend - und lehrreich. Ich hatte unheimlichen Respekt vor dem alten Fuchs. Und ich mochte ihn, auch dann noch, als er mich mit einem Tritt in den Hintern rausgeschmissen hat.« Er sah nachdenklich in sein Glas. »Wenn du hörst, dass jemand gestorben ist, jemand, mit dem du gearbeitet hast, sagst du, ›Schade um ihn‹. Du meinst es ehrlich, aber dann gehst du weiter über den Golfplatz und lässt keinen Schlag aus. Nach dem Tod von Lou Markowitz waren viele Leute wie erstarrt. Zu seiner Beerdigung sind sämtliche Agenten aus dem New Yorker Office gekommen. Und viele andere. Von überall her.« Er hob sein Glas zu einem Toast. »Verdammt guter Cop.«
»Und Mallory?«
»Hat mich enttäuscht. Sie hätte Cadwaller ins Knie schießen können, aber er hinkt nicht mal. Lous Tochter muss einen schlechten Tag gehabt haben.«
Das Gewitter war vorbei, und diese Strecke der Route 66 hatte keinen Tropfen Regen abbekommen. Der Mond ging auf.
Mallory schaltete die Lautsprecher und die Scheinwerfer aus, um sich nicht zu verraten, als sie sich dem Licht von Lagerfeuern und Öllampen näherte. Im Leerlauf rollte sie auf den Parkplatz eines Minimarktes, in dem kein Licht brannte. »Zu verkaufen« verkündete ein Schild, das im Fenster hing. Im tiefen Schatten hinter dem Holzbau kam der VW zum Stehen. Die meisten Fahrzeuge des Konvois standen an einer Seite zusammen. Sie stieg aus und sah sich um. In kleinen Gruppen saßen die Menschen um die Lagerfeuer und Kochstellen herum. Seit Illinois waren zwanzig Personen dazugekommen.
Eine Frau stand unter der
Weitere Kostenlose Bücher