Such mich Thriller
vielleicht doch ein Stück eines alten Puzzles zuwerfen. Er schien ein geduldiger Mensch zu sein.
»Stand in dem Fax, dass am Tatort irgendetwas Ungewöhnliches zurückgeblieben ist? Hatten die Cops in Kansas Fragen an Sie?«
»Ich weiß nur das, was ich Ihnen erzählt habe.« Er wartete ein paar Sekunden, dann nickte er resigniert. Mehr würde er nicht von ihr erfahren. »Ich nehme an, dass Sie sich mit den Feds treffen wollen. Zwanzig Meilen von hier ist ein ganzes Rudel. Wenn Sie mit diesen Arschlöchern sprechen, können Sie ihnen ausrichten, dass wir das Kind zurückhaben wollen, um es wieder zu begraben für den Fall, dass sich keine Angehörigen
finden. Wenn ich ans FBI schreibe, kriege ich nur verdammte Formbriefe zur Antwort.«
Mallory betrachtete das Schwarze Brett an der Wand hinter dem Schreibtisch, das mit Dienstplänen, Briefen und Aushängen gespickt war. Den Mittelpunkt bildete das Foto eines mit Schnörkeln und Engelsfiguren kunstvoll gestalteten Grabsteins, auf dem Geburts- und Sterbedaten fehlten. Davor lagen Blumen.
Der Sheriff war ihrem bestürzten Blick gefolgt. »Ach ja, das wussten Sie ja nicht.« Reißzwecken flogen durch die Luft, als er das Foto von der Korkplatte riss. »Ich hab gedacht, Sie sind ihretwegen hier«, sagte er entschuldigend. »Tut mir wirklich leid.« Er reichte ihr die Aufnahme. »Das ist ihr Grab. Das Foto ist auch auf den Flyern, die wir verteilt haben. Wir brauchten, wie gesagt, einen Namen, der sowohl auf einen Jungen als auch auf ein Mädchen passte. Die Aufnahme ist ein bisschen unscharf. Die Zeile, die Sie nicht lesen können, lautet: Das Kind von nirgendwo .«
Deutlich zu erkennen aber war der Name, der in großen Buchstaben in den Stein gemeißelt war. Mallory, las sie . Schlicht und einfach Mallory.
Am südwestlichen Rand von Illinois bestellte Detective Riker in dem Diner, in dem am selben Tag eine abgetrennte Hand im Kofferraum eines Wagens gefunden worden war, ein spätes Abendessen. Sally, die Bedienung, berichtete von Mallorys Talent beim Brutzeln von Burgern und dass die junge Polizistin ihr geholfen hatte, die Suchplakate der vermissten Kinder abzuhängen.
»Herzzerreißend, diese vielen verschollenen Kinder«, sagte sie. Riker ging mit seinem Kaffee zurück zu der Nische, wo sein Reisegefährte über dem Inhalt von Savannah Sirus’ Handtasche brütete.
»Wenn du nach einem Zusammenhang zwischen einem Selbstmord und einem Serienmörder suchst«, sagte Charles Butler, »wirst du ihn in dieser Tasche nicht finden.«
»Nein, das wäre auch zu einfach.« Riker sah aus dem Fenster auf das Reststück der Route 66. »Aber dieser Selbstmord ist auf jeden Fall mit ein Grund dafür, dass Mallory auf dieser Straße unterwegs ist. Ich glaube nicht an Zufälle. Sie ist auf der Jagd. Und es muss eine Verbindung zu Kronewalds Fall geben. Weißt du, was mir wirklich Sorgen macht? Sie ist mit ihrem Wagen durch den Tatort eines Kollegen gebraust. Das ist ungehörig.«
»Aber wohl kaum eine stichhaltige Verbindung.«
»Mallory liebt solche Fälle. Und so was wie ein Privatleben hat sie ja nicht mehr.« Riker senkte entschuldigend den Kopf, er wusste, dass er einen wunden Punkt berührt hatte.
Es gab eine Zeit, da hatte Kathy untrennbar zu Charles Butlers Leben gehört. Er hatte ihren kleinen Bekanntenkreis gleichsam durch die Hintertür betreten, über die Freundschaft mit Louis Markowitz. Lou, dieser alte Fuchs, hatte Charles bedenkenlos in ein für Mallory geknüpftes Sicherheitsnetz einbezogen. Sie sollte nicht allein sein, wenn er starb. Lou hatte nicht darauf setzen können, dass seine Pflegetochter von sich aus Freundschaften schließen würde, sie hätte gar nicht gewusst, wie man so etwas anfängt.
Aber die Bekanntschaft mit Louis’ hübscher Tochter hatte von Charles einen hohen Preis gefordert. Und manchmal fragte sich Riker, ob auch diese einseitige Liebesgeschichte zu Louis’ Plan gehört hatte. Ob er wider alle Vernunft darauf gehofft hatte, dass Mallory eines Tages ein menschliches Herz bekommen und Liebe erwidern würde.
Er hätte gern gefragt, womit sie diesen Mann vertrieben hatte. Stattdessen deutete er auf die Handtasche der Toten. »Eine Frau stirbt in Mallorys Wohnung, und am selben Tag
verschwindet Mallory. Wenn das keine stichhaltige Verbindung ist …«
»Aber du hast doch gesagt, dass es sich nicht in dieser Reihenfolge abgespielt hat, dass Mallory abgereist ist, ehe …« Charles verstummte. Er griff nach Savannahs Hin- und
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